Abschied aus Krems

Ein Grund zu danken

Krems. Natürlich ist es schmerzlich, wenn unsere Gemeinschaft eine Niederlassung schließen muss – noch dazu eine, die fast 300 Jahre lang bestanden hat. Aber der Abschiedsgottesdienst, den die Schwestern am 30. März in der Kremser Stadtpfarrkirche feierten, gestaltete sich wie von selbst zu einer Dankmesse, bei der die herzlichen Beziehungen zwischen der Schwesterngemeinschaft, der Pfarre und der ganzen Stadt sehr deutlich wurden.

Fast jeder in Krems hat Familienmitglieder, die irgendwann eine der Schulen der „Englischen“ (wie sie immer noch allgemein genannt werden) besucht haben. Bei vielen zieht sich diese Tradition bereits über mehrere Generationen! Und diese Beziehungen sind nicht auf die Stadt beschränkt. Durch das große Internat gehörte halb Niederösterreich zum Einzugsgebiet dieser Schulen - besonders in der Zeit der alten Lehrerinnenbildungsanstalt, die Generationen von Volksschullehrerinnen ausgebildet hat. Oder ein Beispiel aus neuerer Zeit: Als erste Schule Österreichs setzte das Oberstufenrealgymnasium neben dem musischen auch einen ökologischen Schwerpunkt – immer offen für die Themen der Zeit.

Unzähligen jungen Menschen haben die Schwestern zu vermitteln gesucht, was im Leben wesentlich und wertvoll ist, und ihnen gediegenes Wissen und einen frohen, weltoffenen Glauben mitzugeben: ein Gottvertrauen, das ihnen half, mit Verantwortungsbewusstsein und Zuversicht ihre Aufgaben zu bewältigen. Kein Wunder, dass der Abschied so herzlich ausfiel, wobei es bei manchen sogar Tränen gab. Ein großer Trost: Die Schulen bleiben bestehen. Unter der Trägerschaft der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs bemühen sich schon seit Jahren sehr engagierte Lehrerkollegien, Mary Wards Geist lebendig zu erhalten und in ihrem Sinne junge Menschen (seit einiger Zeit auch männlichen Geschlechts) aufs Leben vorzubereiten.

Der Generalvikar der Diözese St. Pölten, der Bürgermeister der Stadt Krems, Vertreter der VOSÖ und die Direktoren der Schulen – sie alle dankten für die lange Zeit, in der die Schwestern hier, wie es über dem Eingang ihres Hauses steht, „Gott und den Menschen gedient“ haben. Auch Sr. Sabine Adam CJ, die als Provinzoberin gekommen war, um den scheidenden Schwestern ihre Wertschätzung zu zeigen, freute sich über die schöne und positive Atmosphäre und wünschte sowohl den Schwestern als auch den Schulen Gottes Segen für ihren Weg in die Zukunft.
Text: Sr. Ingeborg Kapaun CJ, Foto: CJ Krems.

Zum Abschied aus Krems erreichte die Redaktion ein weiterer, persönlich gehaltener Bericht:

Herzlicher Abschied

Krems. In einem feierlichen und zugleich familiär gehaltenen Gottesdienst in der St. Veitskirche in Krems wurden unsere Mitschwestern nach fast dreihundertjähriger Anwesenheit und Tätigkeit am Hohen Markt in sehr herzlicher Form verabschiedet. Mit Stadtpfarrer Richter zusammen zelebrierten mehrere Priester, unter ihnen Herr Generalvikar Gruber, Prior P. Maximilian Krenn aus dem Stift Göttweig sowie P. Bartholomäus, der bei den Mitschwestern häufiger Zelebrant gewesen ist. Den Gottesdienst gestaltete der Liturgiekreis der Pfarrei.

Wie schon Pfarrer Richter in seiner Predigt, so würdigten am Ende des Gottesdienstes Vertreter der Stadt, der Diözese, des Schulerhalters Verein der Ordensschulen Österreichs und die Leiter der drei Mary-Ward- Schulen die segensreiche Tätigkeit der Schwestern und der Congregatio Jesu, die über fast drei Jahrhunderte viele Generationen von Jugendlichen in den Schulen herangebildet und durch sie in die Region um Krems hineingewirkt hatte

Viele Kremser Familien,  darunter viele ehemalige Schülerinnen waren zum Gottesdienst gekommen, der Wachauer Dom war bis zum letzten Platz gefüllt. Einige der Frauen hatten beim Abschiedsgespräch mit den Schwestern Tränen in den Augen. Ein lockeres Zusammensein im Hof des Pfarrhofes bei Wein und anderen Getränken und Brot gab nach dem Gottesdienst noch viel Gelegenheit zu Gesprächen und Erinnerungen. Die Schwestern aus Krems, Wien und St. Pölten waren zusammen mit der Geistlichkeit, den Gästen aus der Politik und den Vertretern des Schulerhalters und der Schulen zum Mittagessen ins Gasthaus zum Goldenen Hirschen geladen.

Text: Sr. Nicola Franz CJ, Foto: CJ