• slide

30-tägige Exerzitien

Das Wesentliche wird dir geschenkt – 30 Tage mit Gott. Sr. Christa Huber CJ berichtet von der Erfahrung der so genannten "großen" ignatianischen Exerzitien.

Gott in sich wirken lassen und ihm dafür Raum geben. Mich mit ganzem Herzen in das Gebet hinein begeben. Mich dafür bereiten und bereit halten, damit etwas geschehen kann, was nicht von mir gemacht ist. Exerzitien sind ein intensiver Weg, um sich selbst, Gott, den Mitmenschen und der eigenen Lebensaufgabe näher zu kommen. Die meisten Angebote dauern eine Woche oder zehn Tage.

Die volle Form der Exerzitien, wie sie Ignatius in seinem Exerzitienbuch dargelegt hat, erstreckt sich über 30 Tage. Sie sind gedacht für spezielle Lebensphasen im Leben eines Menschen, z.B. wenn jemand vor einer größeren Entscheidung steht und diese im Gebet treffen möchte. Daneben kann es auch den Wunsch geben, eine grundlegende Standortbestimmung für sein Leben vornehmen zu wollen oder es ist eine Sehnsucht herangewachsen, den eigenen Glauben von Grund auf zu vertiefen.

In der Entscheidungsfindung sind die Exerzitien des Ignatius auch historisch verwurzelt. In seiner Studienzeit in Paris gab er verschiedenen jungen Menschen diese Übungen, in denen sie nach ihrer Lebensentscheidung suchten, z.B. ob sie einem Orden beitreten, eine Familie gründen oder einen bestimmten Beruf wählen möchten. Auf diese Weise haben sich dann die Gefährten des Ignatius gefunden, die zusammen mit ihm die „Gesellschaft Jesu“, die Jesuiten, gründeten.

Auch Mary Ward schätzte die Exerzitien sehr. In der Congregatio Jesu gehören die 30-tägigen Exerzitien in die Zeit der Ordensausbildung der Schwestern: in der Mitte des Noviziats und später im Tertiat, der letzten Ausbildungsphase vor der Ewigen Profess, haben sie ihren festen Platz.

Einen Monat lang geht der oder die Einzelne einen intensiven Weg mit sich selbst und mit Gott. In den Phasen der Exerzitien geht es um die wesentlichen Themen des geistlichen Lebens: Gott als mein Schöpfer, Dankbarkeit, Umkehr und Heilung, Nachfolge Jesu, Tod, Auferstehung und neues Leben.

Herzstück der Exerzitien sind die persönlichen Gebetszeiten, täglich vier bis fünf Mal eine Stunde. Jede / jeder wird in einem täglichen Gespräch auf diesem Weg begleitet. Die Übungen sind meist individuell ausgewählte Betrachtungen von Bibeltexten, ergänzt durch andere Übungen oder Meditationen aus dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola. Abgeschiedenheit, durchgängiges Schweigen und tägliche Eucharistiefeier bilden den Rahmen.

Ziele von Exerzitien, auch und besonders der 30-tägigen Exerzitien, sind: die Christus- und Gottesbeziehung zu vertiefen; das eigene Leben zu ordnen; Lebensentscheidungen geistlich anzugehen oder in einer Phase des Umbruchs sich neu auszurichten; alle Kräfte und Erfahrungen des Lebens in die Gottesbeziehung zu integrieren.

Es ist die Spur der Freiheit, die sich durch die Exerzitien zieht. In einer ersten Phase kann es ein Prozess sein des „Freiwerdens von…“ – Freiwerden von allem, was mich von mir selbst entfremdet und von Gott. Daraus erwächst ein „Freiwerden für…“ – für was möchte ich leben und mein Leben einsetzen, was könnte der Weg sein, zu dem Gott mich ruft?

Das alles entwickelt sich nicht in einem Nachdenken über sich selbst, sondern ist ein Beziehungsprozess. Im Blick auf meinen Schöpfer erkenne ich, wer ich bin, im Blick auf Jesus Christus, meinen Erlöser, erlebe ich, wie er mich heilen und befreien möchte. Im Staunen über die Liebe Gottes in seinem menschgewordenen Sohn werde ich heiler und freier. So entsteht wie von selbst der Wunsch: ich möchte Jesus noch mehr kennen lernen und lieben lernen.

Die 30-tägigen Exerzitien sind ein christozentrischer Weg, auf dem man mit Jesus auf eine ganz neue und persönliche Weise vertraut werden kann. „Nie hat mir einer die Freiheit gegeben, die du mir gibst, und darum liebe ich dich…“ (nach einem Gedicht von Ulrich Schaffer). Auf diesem Weg des Betens mit den „Geheimnissen“ aus dem Leben Jesu kann der Wunsch erwachsen, immer mehr noch mit ihm zusammen leben und mit ihm zusammen arbeiten zu wollen. Im Hinhören auf die inneren Bewegungen, auf die Bewegungen des inneren Trostes, kann eine persönliche Entscheidung reifen, kann jemand noch mehr seinen ganz eigenen Lebensweg entdecken, kann jemand seine persönliche Liebe und Hingabe leben.

„In allem Gott lieben und ihm dienen“ – das ist das Ziel, zu dem Ignatius die Exerzitanten hinführen möchte. Menschen, die sich zutiefst von Gott beschenkt wissen – und die daraus leben möchten. Die auf dem Weg sind, Gott mehr und mehr in allem zu suchen und zu finden. Die liebende Menschen werden wollen.

Du hast mich geträumt, Gott, schöner als ich jetzt bin,
glücklicher als ich mich jetzt traue, freier als bei uns erlaubt.

Hör nicht auf
mich zu träumen, Gott.

Ich will nicht aufhören,
mich zu erinnern,
dass ich dein Baum bin,
gepflanzt an den Wasserbächen des Lebens.

(Dorothee Sölle)

Lernen Sie verschiedene Exerzitienformen kennen

buche-fruehlingstriebe.jpg
In den ignatianischen Exerzitien betet der/die Übende mehrere Stunden am Tag mit Hilfe von Texten der Bibel.
manresa-landschaft.JPG
Das Wesentliche wird dir geschenkt – 30 Tage mit Gott. Sr. Christa Huber CJ berichtet von der Erfahrung der so genannten "großen" ignatianischen Exerzitien.
alltagsexerzitien-congregatiojesu.jpg
30-tägige Exerzitien sind für viele Menschen nicht möglich: Beruf, Familie, andere Aufgaben machen es schwer, sich einen ganzen Monat zurückzuziehen. Eine gute Alternative sind Exerzitien im Alltag. Gefährtin Christiane Paar begleitet seit einigen Jahren solche Exerzitien und berichtet von ihren Erfahrungen.
online-exerzitien-mann-laptop_schmal.jpg
Online-Exerzitien sind Tag für Tag ein fester Punkt, um Gott im Alltag zu begegnen, eine Hilfe bei dem Versuch, mit Gott ins Gespräch zu kommen und eine Anregung, das eigene Verhältnis zu Gott zu klären.
gemaltes-leben-bild-26.jpg
Unsere Ordensgründerin Mary Ward zählt zu den großen Glaubensgestalten. Sie war ganz Hörende und bereit aufzubrechen, um sich senden zu lassen, wohin Gott es wollte. In Mary-Ward-Exerzitien wird dieser Weg für die Exerzitantinnen und Exerzitanten nachvollziehbar, so dass sie sich selbst in die Nachfolge Christi einüben können. Sr. Monika Glockann CJ berichtet.
wasser-schwimmbad.jpg
Schwimmen und Schweigen: Was für den ersten Blick aussieht wie ein Gegensatz, entpuppte sich für Sr. Simone Remmert CJ als eine traumhafte Kombination.
exerzitien-strassenexerzitien-fuss-gras-congregatiojesu.jpg
Straßenexerzitien erscheinen zunächst wie ein Widerspruch: Statt sich in die Stille zurückzuziehen, gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitten hinein ins Leben, in den Trubel, in den Alltag. Warum diese Form der Exerzitien gerade deshalb eine besondere Wirkung entfalten kann, erzählt Sr. Hilmtrud Wendorff CJ.
weinbergexerzitien-weinstock.jpg
Sr. Simone Remmert lebte einige Jahre an der Mosel, mit den Weinbergen immer vor Augen. Dabei entwickelte sie ein Konzept für Exerzitien im Weinberg. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen.