Madame X: Weltoffene Ordensgründerin

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) veröffentlicht in ihrer Zeitschrift "frau und mutter" in jeder Ausgabe ein Rätsel, bei dem eine besondere Frau gesucht wird. In der aktuellen Ausgabe ist dieses Rätsel enthalten. Können Sie herausfinden, um wen es geht?

Ihre Familie gehörte zum niederen Adel und zur katholischen Minderheit im anglikanischen England. Madame X war noch ein Kleinkind, als Königin Elisabeth I. ihre katholische Verwandte, die schottische Königin Maria Stuart, hinrichten ließ. Es war eine Zeit, in der katholische Priester um ihr Leben fürchten mussten. Ihre Verstecke in Kellern und Gebäudenischen können noch heute besichtigt werden. Auch die Familie von Madame X befand sich in ständiger Gefahr. Ihre Großmutter verbrachte vierzehn Jahre in einem Kerker, und der Enkelin wurde eingeschärft, sich nicht in der Öffentlichkeit als Katholikin zu verraten.

Im Jahr 1606 reiste Madame X mit dem Schiff über den Kanal, um in Flandern in ein Kloster einzutreten. Ihre ersten Erfahrungen als Laienschwester waren entmutigend, aber eine eigene Vision von den Aufgaben einer Ordensschwester in der Welt reifte in ihr heran. Zurück in England sammelte sie eine Gruppe junger Frauen um sich, mit denen sie auf den Kontinent zurückkehrte. Dort gründete Madame X ein Institut für eine neue und umfassende Mädchenbildung.

Eine Eingebung sagte ihr, sie solle wie die Jesuiten einen der Lehre verpflichteten Orden gründen, in dem es keine Klausur und eine nur dem Papst unterstellte Generaloberin geben sollte. Schwestern, die in die Welt hinausgehen und lehren wollten? Vor solchen „frei herumschweifenden“ Nonnen und ihrem Selbstbewusstsein fürchtete sich die katholische Kirche sehr. Dreimal reiste Madame X nach Rom, gründete Lehrinstitute in wichtigen Städten wie Köln, Wien, Perugia und in der heiligen Stadt selbst.

Aber ein neuer Papst entschied gegen sie. Als er ihre italienischen Gründungen schließen ließ, protestierten die Mütter der Schülerinnen vergeblich. Schließlich wurde der Orden der Madame X verboten und sie selbst als Ketzerin festgenommen. Die Inquisition befand Madame X zwar für unschuldig, aber ihr Lebenswerk schien zerstört. Schwer krank kehrte sie nach England zurück. Im Schutz einzelner Diözesen arbeiteten ihre Institute weiter.

Im nächsten Jahrhundert akzeptierte die Kirche in kleinen Schritten Teile ihrer Ordensregel. Aber bis zur vollständigen Anerkennung sollte noch sehr viel Zeit ver­gehen. Papst Benedikt XVI. verlieh Madame X, die zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als drei Jahrhunderten nicht mehr auf Erden weilte, den Titel „Ehrwürdige Dienerin Gottes“. Ein Schritt auf ihrem langen Weg in die Gefilde der Seligen.

 

© Cordula Lissner. Aus: „Frau und Mutter – Menschen Leben Vielfalt. Zeitschrift der kfd“, 04/2018, S. 25

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