Suche nach Frieden und Einsatz für Arme

Sr. Monika Glockann CJ berichtet von einer Reise nach Südkorea

Als ich im vergangenen Jahr bei den Loreto-Schwestern (IBVM) in Australien war, kam auch eine südkoreanische Mitschwester zu einem Vortrag, sie studiert in Melbourne. Offensichtlich hat sie mich als Referentin für die Provinzversammlung in Südkorea vorgeschlagen, und so war ich nun für knapp zwei Wochen in Daejeon.

Daejeon ist die viertgrößte Stadt Südkoreas und liegt im Zentrum des Landes. Mehr als 1,5 Millionen Menschen leben dort. In dieser Stadt haben wir eine große Kommunität mit einer Grundschule und einem Gymnasium. Außerdem leiten die Schwestern ein Bildungshaus. Die Provinz ist sehr aktiv,  Schwestern leben und arbeiten sogar in der Mongolei und zurzeit wird eine Gründung  in Myanmar vorbereitet.

Zu den je zweitägigen Vorträgen kamen mehr als 180 Schwestern. Ihr Interesse, tiefer in die Sendung Mary Wards einzusteigen, ist groß. Das Thema waren die Risiken, die Mary Ward in ihrem Leben eingegangen ist. Ich habe dies auch an den Bildern und Details aus des Gemalten Leben verdeutlicht. Meine Ausführungen übersetzte eine Mitschwester vom Englischen ins Koreanische. Die Schwestern waren sehr bewegt von der menschlichen und geistlichen Tiefe, die im Gemalten Leben zum Ausdruck kommt. Zwischen den Vorträgen gab es Besinnungszeiten und Austausch in kleineren Gruppen. In der Gruppenarbeit sammelten die Mitschwestern Fragen und Eindrücke, und so teilten wir anschließend in der großen Runde, was die Einzelnen besonders bewegt, inspiriert und zum Nachdenken und Beten angeregt hat.

Ich hatte außerdem die Möglichkeit, einige Sendungen der südkoreanischen Provinz kennenzulernen.

Zum Beispiel gibt es in Daejeon eine große Pflegeeinrichtung. Im „Hospital“ sind ein Hospiz, eine Pflegestation und eine Tagespflege-Einrichtung vereint, in der alte und kranke Menschen betreut werden.

An einem anderen Tag bin ich mit in den Kindergarten gegangen. Einmal pro Woche kochen Mütter der Kindergartenkinder Speisen für ihre Kinder, und auch für arme, alleinstehende oder ältere Menschen am Rande der Gesellschaft.  Zwei Schwestern bringen das Essen anschließend auf einem Handwagen in die Wohnungen – dabei sind die Gespräche am Rande wichtig… Eine besondere Art von „Essen auf Rädern“.

Ich habe auch eine „Armenküche“ in einer Pfarrei besucht, die eine unserer Schwestern leitet. Über 120 Menschen werden an den Werktagen mit Essen versorgt, das frisch gekocht wird. Ca. 20 Freiwillige kommen aus der Pfarrei zum Kochen, zu einem geistlichen Impuls und zum gemeinsamen Essen. Anschließend erhalten die „Armen“ der Gegend ihr Essen. Alles ist bestens organisiert. Ich habe das landestypische Kimchi verteilt, da es für mich leicht auszusprechen war!

Beeindruckt hat mich auch eine Buddhistischen Tempelanlage, die ich mit der Provinzoberin und einigen Mitschwestern besucht habe; zu dieser gehört ein großes Männer- und  Frauenkloster. Wir haben an dem „Abendgebet“ teilgenommen:  fremde, schöne Töne mit einem Gong, einer großen Glocken und hölzernen Instrumenten.

Wir waren auch an zwei Verehrungsstätten für die koreanischen Märtyrer aus der Zeit des Kommunismus – ausdrucksstarke Figuren an den ursprünglichen Folterstätten haben mich sehr bewegt.

Zum Abschluss meines Aufenthaltes hatte ich noch Vorträge zu „Glaube und Menschlichkeit“ bei Mary Ward für Lehrerinnen und Lehrer, sowie Angestellte der Kindergärten, für Eltern und Freundeskreise Mary Wards. Auch hier war ein großes Interesse an Mary Wards geistlichen Weg zu erkennen, sowie die Sehnsucht nach dem „Magis“ für unsere Zeit.

Ebenso spürbar ist die Sehnsucht der Menschen in Südkorea nach Frieden und der Vereinigung mit Nordkorea. Die katholische Kirche hat in diesem Anliegen einen eigenen Gebetstag gestaltet. Immer wieder habe ich von der Hoffnung gehört, dass ein weiteres Aufeinander-Zugehen möglich ist und Wirklichkeit wird.

Ein kleines Schmankerl noch zum Schluss: Während ich in Daejeon war, fand das Fußballspiel zwischen Deutschland und Südkorea bei der Fußball-Weltmeisterschaft statt. Durch die Zeitverschiebung fand das Spiel um Mitternacht statt. Ich wurde durch den Jubel geweckt, so wusste ich, wer gewonnen hatte…

 

Text und Fotos: Sr. Monika Glockann CJ