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Unser Name - Congregatio Jesu

Wie entstand der Name "Congregatio Jesu" und was bedeutet er?

Der Name "Congregatio Jesu" ist für unsere Ordensgemeinschaft noch recht neu. Erst im Juni 2003 haben wir die Erlaubnis bekommen, unsere Ordensgemeinschaft so zu nennen. Doch warum war es für unsere weltweite Gemeinschaft so wichtig, nach 400 Jahren den Namen unseres Institutes zu ändern? Ein Name ist doch im Allgemeinen nicht derart bedeutend. Namen werden heute oftmals nach dem Trend der Zeit gewählt.

In der Welt der Bibel hingegen wurde dem Menschen mit dem Namen eine Berufung, ein Auftrag gegeben. Der Name stand für die Person. Als der Sohn Marias am achten Tag beschnitten wurde, erhielt er den Namen JESUS, übersetzt heißt das "Gott (Jahwe) rettet"; er ist in seiner Sendung der Retter, Befreier, Arzt ... In JESUS wollte Gott uns Menschen seine unermessliche Liebe zeigen.

Nach seiner Auferstehung von den Toten wird Jesus noch ein anderer Name gegeben, "der über allen Namen steht", und zu dem wir uns bekennen: "Jesus Christus ist der HERR" (Phil 2, 9-11). In diesem Namen drückt sich seine wahre Gottheit aus. Er ist der Christus, der Ursprung der Schöpfung, das "Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Kol 1:15).

Warum war der Name JESUS für Ignatius und Mary Ward so wichtig

Die Dekrete der Generalkongregation von 2002 (GK 2002) beschreiben den Hintergrund, weshalb für Mary Ward der Name des Institutes so wichtig war.

Mary Ward muss vertraut gewesen sein mit den Umständen, unter denen der heilige Ignatius und seine Gefährten den Namen "Gesellschaft Jesu" gewählt haben. Polanco, der Sekretär des hl. Ignatius, schreibt: "Den Namen Gesellschaft Jesu haben sich Ignatius und seine Gefährten bereits beigelegt, bevor sie nach Rom kamen ... Sie bedachten, dass sie eigentlich kein anderes Haupt hätten als Jesus Christus, dem allein sie zu dienen verlangten." Und so schien ihnen das Treffendste, dass ihr Orden Gesellschaft Jesu genannt werde. (Fontes Narrativi I, S. 203f.)

Für die Wahl dieses Namens erhielt Ignatius durch die geistliche Erfahrung in La Storta eine Bestätigung von Gott. In La Storta "hat er beim Beten eine solche Umwandlung in seiner Seele verspürt und so deutlich eine Schau gehabt, wie Gott der Vater ihn Christus Seinem Sohn zugesellte, dass er daran überhaupt nicht mehr zu zweifeln wagen konnte, Gott der Vater habe ihn Seinem Sohne zugesellt" (Bericht des Pilgers).

Und was veranlasste Mary Ward zu diesem Namen? Die persönliche Spiritualität Mary Wards war von Kindheit an ignatianisch geprägt; Jesuiten waren häufig in ihrer Familie, von ihnen wurde sie in das Glaubensleben eingeführt; und später wurde ihr geistliches Leben maßgeblich von den ignatianischen Exerzitien geprägt. Jesus Christus spielte im geistlichen Leben Mary Wards die entscheidende Rolle.

Ihre Aufzeichnungen zeigen deutlich, dass sie überzeugt war, ihr Institut müsse den Namen Jesus tragen. Sie schrieb im Brief an Nuntius Albergati: "Was den Namen angeht, so habe ich in verschiedenen Jahren zweimal in einer besonderen Weise … erfahren, dass die Benennung die von JESUS sein müsse."

Das war an ihren Briefen und Dokumenten schon äußerlich sichtbar. Das Zeichen IHS in ihrem typischen Schriftzug stand über jedem Brief. "Jesus war ihr erstes und ihr letztes Wort, Anfang und Ende all ihrer Bitten, ihre Zuflucht in allen Gefahren und Schutz vor allem Bösen" (Vita E). So beginnt auch der Text des Institutum [also Mary Wards Entwurf für unsere Ordensregel] mit dem Zeichen IHS und mit dem Satz: "Unsere Gesellschaft, die wir mit dem Namen Jesu zu bezeichnen wünschen…" (1621).

Wie für Ignatius und seine Gefährten die Vision von La Storta besonders wichtig war, so erinnerte sich Mary Ward stets an die Vision von 1611 "Nimm das Gleiche …" als Bestätigung ihrer Gründungsgnade, wenn sie mit Kritik und Schwierigkeiten konfrontiert wurde.

Es ist bekannt, dass Mary Ward selbst für ihre Gemeinschaft den Namen "Gesellschaft Jesu" gebrauchte und dass dies zu Schwierigkeiten führte. … Die Kirche verlangte für Frauengemeinschaften einen Namen mit "Maria". So kamen verschiedene Bezeichnungen in Gebrauch,  z.B. "Institut Mariens" oder der Name "Institutum Beatae Mariae Virginis". Dieser Name  wurde im Zusammenhang mit der kirchlichen Bestätigung des Institutes von 1877 offiziell bestätigt.

Bei der GK 2002 war es klar, dass der Name "Gesellschaft Jesu" keinesfalls für uns in Frage kommen würde. Es wurde über verschiedene Alternativen beraten: z.B. "Communitas Jesu", auch "Institutum Jesu" u.a.. Alle diese Vorschläge stießen bei der Generalkongregation in den verschiedenen Kulturen und Sprachen auf Widerstand. Schließlich kam die Bezeichnung "Congregatio Jesu" ins Gespräch. Schlagartig war der Widerstand vieler gebrochen, und dieser Name fand allgemeine Zustimmung. Als Begründungen wurden genannt: Der Begriff "Congregation", das heißt "Versammlung", ist in der Entstehungsphase der ignatianischen Konstitutionen auch bei Ignatius zu finden; es ist ein biblischer Begriff. Und die Bezeichnung Congregatio hat eine innere Dynamik (d.h. sich versammeln und wieder auseinandergehen zum Ort der Sendung); er eignet sich also gut als Bezeichnung für uns als Gemeinschaft. Und – was den Delegierten der Generalkongregation auch wichtig erschien – "Congregation" ist die von Mary Ward am häufigsten gebrauchte Bezeichnung in einem früheren Institutsplan, der "Ratio Instituti" (im Sinn des von Gott Gerufenseins).

Der Name Congregatio Jesu fand schließlich (2002) die Annahme durch die Generalkongregation und (2003) die Bestätigung von der Kirche; er wurde innerhalb des Institutes und in kirchlichen Kreisen gut angenommen. 

Welches Gottesbild steht hinter diesem Namen JESUS bei Ignatius und Mary Ward?

Auf dem Krankenlager in Loyola las Ignatius das Buch "Leben Jesu Christi" (von Ludolf von Sachsen); dabei stieß er auf den Satz: "Das Fundament, das bei euch gelegt wurde, ist Jesus Christus" (1 Kor 3:11). Dieser Satz des hl. Paulus berührte Ignatius derart, dass er seinem Leben eine völlig neue Ausrichtung gab. Auf diesem Fundament – auf Jesus Christus – baute er sein Leben und sein Werk auf.

Aufgrund seiner tiefen geistlichen Erfahrungen mit Jesus Christus wird sein Christusverständnis mehr und mehr vom Christusbild des hl. Paulus geprägt. Das wird in den Exerzitien besonders deutlich. Die einzige Stelle, an der er in den Exerzitien von der Dreifaltigkeit spricht, ist die Betrachtung über die Menschwerdung. Darin offenbart sich der dreifaltige Gott selbst der Welt. Alle anderen Übungen der Exerzitien sind auf Jesus Christus ausgerichtet. Auch das "Prinzip und Fundament" am Anfang und die "Betrachtung über die Liebe" zum Abschluss der Exerzitien sind von Jesus Christus her und auf ihn hin zu deuten. Die Person und das Werk Jesu Christi bilden bei Ignatius die Mitte seines geistlichen Lebens, und dahin will er auch die Exerzitanten führen.

Ganz im Sinn des Johannesprologs und des Hymnus im Kolosserbrief finden wir in den Schriften des Ignatius für Jesus Christus die Bezeichnung "Schöpfer und Herr". Dieser Titel bezieht sich bei Ignatius immer auf Jesus Christus: So wie bei Paulus, so ist auch für Ignatius Jesus Christus der Ursprung der Schöpfung. "Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden … alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen … in ihm hat alles Bestand" (Kol 1:16-17).

Das lässt sich in allen Schriften des Ignatius nachweisen. Einige Beispiele sollen das belegen: Wir finden im Pilgerbericht die Schau der Schöpfung und die Schau der Person Christi beide Male als strahlende Sonne beschrieben (also eine vergleichbare  Erfahrung); auch in fundamentalen Stellen der Exerzitien finden wir dieses Christusbild, wenn er beten lässt: "Du Ewiger Herr aller Dinge" oder du "Herr der ganzen Welt". Im Geistlichen Tagebuch bestätigt sich die gleiche Ausrichtung auf Christus: "Der Schöpfer und Herr ist der menschgewordene Sohn der Jungfrau." Besonders häufig finden wir den Titel "Schöpfer und Herr" in den Konstitutionen. Im Examen Generale nennt er den Orden "Gesellschaft Jesu, unseres Schöpfers und Herrn". Und in der Konstitution Nr. 101 wünscht er von dem Kandidaten des Ordens das Verlangen, "einigermaßen unserem Schöpfer und Herrn Jesus Christus ähnlich zu werden". Durch alle seine Werke strahlt das kosmische Christusbild des Ignatius durch und kann zusammengefasst werden mit der typisch ignatianischen Aussage, "Gott suchen und finden in allen Dingen".

Mary Ward drückt dasselbe mit anderen Worten aus: "Alles auf Gott beziehen". Gottes Wirken "Anfang, Mitte und Ende" (VP 15).  Sie schöpft aus der gleichen geistlichen Quelle, wie das Gemalte Leben und ihre Aufzeichnungen bestätigen. Durch die Exerzitien war auch ihr Leben von diesem Christusbild geprägt, wenn sie schreibt: "Voranzugehen wie Christus war der Anteil an Gnade, den ich ersehnte, darin lag all mein Glück …". In der Betrachtung über die Menschwerdung und Namensgebung JESU erhält sie eine Schau der gerechten Seele, in der ihr der Urzustand des Menschen aufleuchtet und "Christus dem Herrn als einem vollkommenen Vorbild … gleichförmig macht" (GL 27). Eine solche Seele, die im Gleichklang mit ihrem Schöpfer und Herrn und mit der Welt lebt, ist frei und bereit für die Mitwirkung in seinem Dienst. Diese Formulierungen zeigen, wie sehr Mary Ward selbst von diesem Christusbild geprägt war.

Der Name ist Programm

In dem Namen Congregatio Jesu können wir also wie in einem Brennglas die Zusammenfassung der ignatianischen Spiritualität entdecken. Der Name Congregatio Jesu bedeutet sozusagen unser Programm, er beschreibt als Kurzform die innere Dynamik unseres Institutes: Wir wissen uns gerufen, uns um Jesus Christus zu versammeln: wir werden von ihm unterwiesen, wir erhalten die Ausrichtung und Orientierung für unseren Dienst, wir können in der Gemeinschaft mit ihm und untereinander Stärkung und Hilfe erfahren.

Und von ihm werden wir dann als Gesandte in die Welt hinausgeschickt bis an die Ränder der Erde: um ihn – Christus, unseren Schöpfer und Herrn – zu bezeugen, um zum Heil der ganzen Schöpfung zu wirken. "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen" (Mk 16:15). – Congregatio Jesu ist für uns nicht nur Name, sondern auch Programm für uns als Einzelne und für die Lebensgestaltung unserer Gemeinschaft!

Sr. Mechtild Meckl CJ

Ignatianische Spiritualität

Ignatianische Spiritualität legt ein großes Gewicht darauf, Gott in den alltäglichen Dingen zu erkennen.