• slide

"Mungu akubariki"

Erfahrungen während eines Keniaaufenthaltes im Rahmen des Terziats, von Sr. Katharina Maria Bald CJ.

Nairobi, 4. Januar

Ein glückliches und gesegnetes neues Jahr 2011 wünsche ich allen. In diesem Jahr habe ich das neue Jahr zwei Stunden früher begonnen als in Deutschland. Hier in Kenia ist die Zeit zwei Stunden voraus. Das neue Jahr wurde mit einer Mitternachtsmesse begonnen. Wir haben von 21.00 Uhr bis 0.30 Uhr Messe gefeiert. Mit einer sehr langen Predigt, viel Gesang und Tanz. Das ist hier in Kenia so üblich. Die Kirche war sehr voll mit Menschen aller Altersgruppen. Zwischendurch hat der ein oder andere ein „Nickerchen“ gehalten, aber das war kein Problem, der Gesang ging einfach weiter.

Ich bin nun schon fast einen Monat in Kenia und bei den Loreto Schwestern zu Gast. Sie sind sehr gastfreundlich und haben mich sehr freundlich aufgenommen. Schon gleich zu Beginn durfte ich an ihrem jährlichen Provinztreffen teilnehmen. Es ging über 4 Tage und hatte das Thema: das Voranschreiten der Gemeinschaft in die Zukunft.

Unsere Wurzeln, Mary Ward und die Ignatianische Spiritualität, waren sehr spürbar. Die Kenianische Provinz ist die zweitjüngste der Loreto Provinzen mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren und zurzeit 65 Mitgliedern, 16 Juniorinnen und bald 7 neuen Postulantinnen. Es ist eine junge und lebendige Provinz.

Direkt von diesem Treffen bin ich mit Sr. Ephigenia zu einem Workshop für Mädchen gefahren, das in Loitoktok, an der Grenze zu Tansania, am Fuße des Kilimandscharos stattgefunden hat. Die Landschaft ist wunder schön. Es ist eine sehr arme Gegend im Gebiet der Massai, einem sehr traditionellen Volksstamm. 

Sr. Ephigenia setzt sich schon seit vielen Jahren sehr stark gegen die Beschneidung von Mädchen ein. Durch Aufklärung und Wissensvermittlung versucht sie wichtige Führungskräfte in Politik, Kirche und Gesellschaft für ihre Sicht zu gewinnen. Vom Gesetz ist diese Praxis mittlerweile verboten und strafbar, aber in den Stämmen gehört es zum festen Ritual das weiterhin praktiziert wird.
Die Folgen der Beschneidung sind für die Mädchen sehr gravierend. Nicht selten sterben Mädchen an den Folgen des körperlichen Eingriffs, aber auch die Psyche ist tief verletzt. Ein tiefes Trauma, Verunsicherung, Rückzug … sind Nebenwirkungen dieser Praxis. 80% der Mädchen in Afrika sind beschnitten und zählen mit diesem Ritual als reif und erwachsen. Kaum sind die körperlichen Wunden verheilt muss das Mädchen damit rechnen an einen viel älteren Mann verheiratet zu werden. Es ist üblich, dass die Mädchen keine Rechte habenund für den Vater mehr als Besitz und als Ware gelten, die gegen Vieh eingetauscht werden kann.

Ziel des einwöchigen Workshops ist es die Mädchen (im Alter zwischen 12 u. 18 Jahren) durch Information zu einer reifen Person werden zu lassen, die eine Beschneidung, die das üblicherweise Bestätigen soll, unnötig macht. Sie nennt es den christlichen Weg des Erwachsenwerdens. Dieser Workshop dient auch dazu das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken und ihnen durch mehr Erkenntnisse eine andere Entwicklung zu ermöglichen.

Ich bin meist die einzige Weiße (sie nennen das Musungu) und falle immer auf. Besonders die Kinder sind fasziniert von meinen Haaren und meiner Haut und wollen sie berühren. Nach dem Gottesdienst werde ich oft eingeladen die Menschen in ihren Häusern zu besuchen. Das ist manchmal sehr anstrengend aber sehr schön. Mir geht es gut und ich bin sehr gespannt was die kommenden Wochen noch alles bringen werden.

Ganz liebe Grüße aus Kenia sendet Sr. Katharina Maria

Mungu akubariki
(Gott segne dich, in der Landessprache Kisuaheli)

Ordensleben von innen: Junge Schwestern berichten ...