Historisches 4 - Nicht über die Alpen?
Nicht über die Alpen kam dagegen nach einem sprichwörtlich gewordenen Satz von Kardinal Bellarmin, aus dem Jahr 1620 etwas anderes, nämlich die strenge Klausur für katholische Frauengemeinschaften jeglicher Art.
Schon seit dem 6. Jahrhundert gab es im fränkisch-sächsischen Raum die Kanonissen, die unter einer Äbtissin in einem Stift lebten, ohne die Ordensgelübde abzulegen. Sie widmeten sich der Krankenpflege, der Pilgerbeherbergung und der Mädchenerziehung.
Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert lebten vor allem im niederländischen und deutschen Raum Beginen, Frauen, die weder heiraten noch in ein Kloster eintreten wollten, allein, zu zweit, in ihren Familien oder aber in Beginenhöfen. Sie verpflichteten sich zu Keuschheit und Gehorsam gegenüber der Vorsteherin und führten ein einfaches Leben.
Mit den Bettelorden und der Armutsbewegung entstanden im 13. Jahrhundert die Terziarinnen, Frauen des dritten Ordens der franziskanischen oder dominikanischen Tradition, die drei einfache Gelübde mit Tätigkeiten wie die Krankenpflege verbanden.
Im Zusammenhang mit der Devotio moderna gab es ab dem 14. Jahrhundert die Schwestern vom Gemeinsamen Leben. Sie legten keine Gelübde ab, hatten aber gemeinschaftlichen Besitz, lebten Keuschheit und Gehorsam gegenüber der Vorsteherin und waren oft handwerklich tätig.
Keine dieser Bewegungen im Zusammenleben religiös engagierter christlicher Frauen erhielt die Approbation aus Rom. Vielmehr versuchte man mehr oder weniger erfolgreich, sie in klausurierte Ordensgemeinschaften umzuwandeln oder, wie die Beginen, gleich zu verbieten.
Zurück zu Mary Ward: Sie wollte als „apostolischer Orden“ ohne Klausur Mädchenerziehung, Mitarbeit in der Seelsorge, Sorge für die Armen usw. verwirklichen, mit den Ordensgelübden und doch im direkten Kontakt zu den Menschen, wie es der Künstler Matthäus Bayer darstellt.