Und wofür würde ich zu Fuß nach Rom gehen?
In diesem Herbst erinnern wir uns an das Jahr 1621, als sich Mary Ward zusammen mit einigen Weggefährten auf den Weg nach Rom macht – zu Fuß.
Das Ziel ist es, zum Papst zu gehen und ihm den Entwurf der neuen Frauengemeinschaft vorzulegen mit der Bitte um die kirchliche Anerkennung. Eine Ordensgemeinschaft für Frauen – ohne Klausur – und nach den Regeln des Hl. Ignatius von Loyola.
Es steckt ein tiefes inneres Wissen dahinter, dass dieser Weg jetzt richtig und wichtig ist, damit die junge Frauengemeinschaft Zukunft hat.
Was vorbereitet werden konnte, ist vorbereitet. Die Gespräche mit der Infantin Isabella, der Rat, in Pilgerkleidung unterwegs zu sein, die Zusammenstellung der Pilgergruppe. Doch das meiste bleibt offen bei einem solchen Unternehmen.
- Woher hatte Mary Ward diese Kraft?
- Wie kann eine Frau in der damaligen Zeit einen solch strapaziösen Weg auf sich nehmen, sich in eine solche Gefahr begeben?
- Sie könnte dabei auch ums Leben kommen - es kann Überfälle geben, kriegerische Auseinandersetzungen, Krankheiten - aber sie lässt sich durch nichts davon abhalten!
Und wenn ich auf mich selbst schaue:
- Was ist so wichtig für mich, dass ich dafür aufbrechen würde?
- Wofür würde ich mich auf einen so langen und beschwerlichen Weg machen wie Mary Ward?
An der Frage des Aufbruchs auf einen solchen Weg, da zeigt sich, was in der Tiefe in mir lebt. Etwas, das mich wirklich zieht, etwas für das es sich lohnt, zu leben.
Dieser Weg nach Rom ist sozusagen ein „Sichtbarwerden ihrer Berufung“. An diesem Punkt zeigt sich, wie tief dieser innere Ruf ist, wie viel Kraft von dort herkommt.
Hier zeigt sich etwas vom eigenen Wesen. Und vom Sinn, den ein Mensch gefunden hat.
Die Sache, für die ich bereit bin, Schwierigkeiten oder Unbequemlichkeiten auf mich zu nehmen, ist in der Regel die Sache, die ich als den Sinn meines Lebens entdeckt habe. Und anders herum gesagt: dort, wo es Sinn gibt, kann jemand leichter mit Schwerem umgehen und etwas durchtragen.
Dort findet sich auch das, was wir Erfüllung nennen, erfülltes Leben.
Hätte man Mary Ward die Frage gestellt „Für wen gehst du?“, so hätte sie wohl von der Person Jesus gesprochen und von ihrem Auftrag „Nimm das Gleiche von der Gesellschaft Jesu…“.
Wofür möchte ich „gehen“?
Wofür möchte ich mein Leben leben, mein Leben geben?
Sr. Christa Huber CJ
Historische Stationen
Wir können heute natürlich nicht mehr alle Stationen der Pilgerwanderung Mary Wards nach Rom Schritt für Schritt nachvollziehen. Doch ein Blick in unsere Archive erlaubt es uns, in die Historie einzutauchen.
Sr. Ursula Dirmeier CJ nimmt uns mit auf den historischen Weg - der für uns bis heute spannende Erkenntnisse bietet. Jede Woche gibt es eine neue Etappe. Kommen Sie mit!
Unterwegs sein mit Mary Ward: Eine virtuelle Reise
Wie war das, damals, vor genau 400 Jahren, als Mary Ward zum ersten Mal die Alpen überquerte? Was hat sie erlebt? Wie hat sie den Weg bewältigt? Und was hat das alles mit mir zu tun?
Jede Woche stellen wir einen Bildimpuls als möglichen Einstieg zum Nachdenken und Meditieren zur Verfügung, Hintergrundinfos zur ersten Romreise anno 1621, Anregungen für Gesprächsanlässe — diese virtuelle Reise lohnt sich!