Frauen in der Kirche: Ein besonderes Patrozinium

Die Fassade der Institutskirche in Altötting ist zwar hübsch, doch im Innern verbirgt sie eine weit größere Pracht.
© alle Fotos: Congregatio Jesu Altötting

"Die Vermählung Josephs und Mariens" ist ein besonderes Patrozinium und nicht viele Kirchen feiern an diesem Tag. Die Institutskirche in Altötting gehört dazu - eine spannende Geschichte.

Im Jahr 1721 wurde die Niederlassung der "Englischen Fräulein" in Altötting gegründet. Aus München waren die ersten Schwestern gekommen, um die mittlerweile vierte bayerische Niederlassung von Mary Wards Institut in bayern aufzubauen. Herzlich willkommen geheißen wurden die fünf Schwestern allerdings nicht. In der angemietetet Wohnung gab es keinerlei Möbel und so schliefen sie zunächst einige Nächte auf dem Fußboden.

Der Grund war Skepsis: Es gab bereits drei geistliche Gemeinschaften in Altötting: Franziskaner, Jesuiten und das Stiftskapitel – für viele Altöttinger war das genug. Doch das Angebot, das die Schwestern machten, insbesondere die Schule, fand schnell Anklang. Die Hausgemeinschaft wuchs schnell und neben den Schülerinnen gingen bald auch die ersten Novizinnen im Gebäude in der Neuöttinger Straße ein und aus.

Das größte Deckenfresko zeigt die Hochzeit von Joseph und Maria, im Hintergrund sieht man auch den heiligen Joachim und die heilige Anna, die Großeltern Jesu.

Von Anfang an schlossen die Schwestern in Altötting den heiligen Joseph besonders in ihr Herz auf und riefen ihn an, wenn sie in materiellen oder anderen Nöten waren. Sie erwählten ihn als ihren hauspatron und beteten einmal in der Woche den "Josephs-Rosenkranz". Täglich hörte man in der Hauskapelle die Josephslitanei und wie viele Stoßgebete zum Hausheiligen gesprochen wurden, hat niemand verzeichnet.

Im Sommer 1734 schließlich konnten die Schwestern mit dem Bau einer Kirche beginnen. Als Baumeister hatten sie den Regierungsbaudirektor Augustin Wiedemann gewinnen können. Die prachtvolle Innenausstattung gab der Kirche einen besonders feierlichen Rahmen. Nach drei jahren Bauzeit konnte die Kirche geweiht werden - natürlich dem heiligen Joseph.

Nun wählten die Schwestern aber eben nicht den 19. März - das Fest des heiligen Joseph - als Patronat, sondern das Fest der Vermählung Josephs und Mariens. Dieses Ereignis wird in der Bibel mit keinem Wort erwähnt. Es wurde 1725 unter Papst Benedikt XIII. eingeführt.

Innenansicht der Institutskirche an der Neuöttinger Straße

Mit der Wahl dieses besonderen - und damals noch neuen - Festes gelang den Schwestern mehr als nur die Würdigung des von ihnen so geschätzten Hauspatrons. Gefeiert wird die "Vermählung Mariens" nämlich am 23. Januar. Und das ist für Mitglieder der "englischen Fräulein" noch aus einem anderen Grund ein Festtag, schließlich jährt sich an diesem Tag der Geburtstag ihrer Ordensgründerin Mary Ward.

Als die Institutskirche in Altötting gebaut wurde, war noch nicht daran zu denken, diesen Tag offiziell würdigen zu dürfen. Mary Ward durfte damals weder als Gründerin bezeichnet noch verehrt oder in anderer Weise gewürdigt werden. Mit aller Macht hatten die kirchlichen Verantwortlichen versucht, die Erinnerung an die mutige Gründerin, die auf für Frauen ungehörigen neuen Wegen wandelte, in Vergessenheit zu bringen.

Mit der Wahl des Patronats gelang es den Pionierinnen in Altötting, gleich zwei in ihren Augen höchst verehrungswürdige Vorbilder zu ehren - ohne gegen ihnen auferlegte Verbote und Vorschriften zu verstoßen. Eines von zahlreichen Beispielen, wie unsere Vorgängerinnen dem Vorbild Mary Wards folgten: Sie folgten den kirchlichen Regelungen; Ihr Wirken war jedoch im Innersten motiviert von der Sehnsucht, Jesus nachzufolgen und zur größeren Ehre Gottes zu wirken, so wie dieser es ihrer Gründerin offenbart hatte.