Betrachtung von der Geburt

Die Fastenzeit ist für viele Menschen eine gute Zeit für Exerzitien. Auch Mary Ward lebte aus der Kraft der Gottesbegegnung bei den Exerzitien. Vor genau 400 Jahren zog sie sich zu Exerzitien zurück, die rückblickend etwas Besonderes waren. Mit ihren Aufzeichnungen aus dieser Zeit beschäftigen wir uns an den Sonntagen der Fastenzeit 2019. Am vierten Fastensonntag steht dabei eine Betrachtung im Mittelpunkt, die Mary Ward mit "Von der Geburt" überschreibt. Sr. M. Immolata Wetter CJ schreibt dazu in den Schulungsbriefen (S. 156 f.):

"Zu Beginn findet sich Maria zwar offen auf Gott hin, doch fühlt sie sich ihm nicht nahe. Die Hilflosigkeit, die sie bei der Abwehr der Zerstreuungen erfährt, kostet sie einige Mühe. Aber sie nimmt den Mangel ruhig an. Sie weiß, dass das Ertragen solcher Schwächen zur Reinigung des Geistes beiträgt. 

Ihre Frage an den Herrn, womit sie ihm am meisten gefallen könne, bleibt zunächst ohne Antwort. Sie gibt ihre Seele in das Schweigen Gottes hinein. Nach einer neuen Welle von Zerstreuungen macht sie ihre Armut zur Gabe an den Herrn. Wenn es sein Wille sei, werde sie gern Einsicht und Liebe entbehren.

Ein Einwand steigt auf; wenn sie im Unsicheren sei über Gottes Willen, wie vermöge sie dann das zu tun, was Gott am meisten erfreue. Doch gewinnt sie ihre Ruhe sogleich zurück und bleibt bei ihrem Angebot.

Eine innere Zustimmung sagt ihr, dass diese Fügsamkeot der rechte Weg sei. Der Herr will von ihr das gelassene Annehmen und Durchtragen dessen, was der jeweilige Augenblick fordert.

Eine kleine Korrektur setzt am Ende ein. Maria deutet offenbar den Unterschied der Leidensursachen an: sie meint mit Leid und Ausharren hier jene Belastung, die durch unverschuldete Schwäche oder durch äußere Umstände über uns kommen, und lässt offen, was mit dem Leid ist, das die Sünde heraufbeschwört."

"Von der Geburt

Keine Reflexion [über die Betrachtungspunkte]; auch konnte ich ihn nicht finden, aber er gab mir die Freiheit, ihn zu lieben. Viele Zerstreuungen, bei denen ich jedoch nicht freiwillig verweilte. Ich erbot mich friedvoll, diesen Mangel zu ertragen, reinigte meine Absicht, um nichts zu suchen außer Gott.

Ich wollte gern wissen, welcher Akt ihm am liebsten wäre, und das wollte ich tun. Da ich es aber nicht wusste, bot ich ihm meine ganze Seele an und bat ihn inständig, er möge nach seinem Wohlgefallen an mir handeln.

Nach vielen Zerstreuungen bot ich mich ihm aufs Neue dar, voll Verlangen, diesen Mangel an Einsicht und Liebe für immer zu ertragen, falls ich sicher sein könnte, dass dies sein Wille sei.

Es kam mir der Einwand: Wenn ich das nicht wahrnehmen könnte, was ihm wohlgefalle, und wenn ich dennoch in diesem Zustand verharre, was dann? Ich dachte nun, dass ich dennoch darüber erfreut wäre. Sogleich erhielt ich die Antwort, dies sei der rechte Weg. Denn darin seine Freude finden, heißt ihn damit erfreuen.

Dies schien eine allgemeine, untrügliche Regel zu sein, wie man immer mit Nutzen etwas leiden kann, soweit es um die Mühe im Aushalten geht, obwohl auch manchmal die Ursache [für Mühe und Leid] in der Sünde liegen kann, mit der wir nie einen Bund schließen dürfen."