Die Vergewisserung, dass es wirklich Gott ist, der wirkt

Den zweiten Teil meines Terziats habe ich mit Exerzitienbegleitung in St. Beuno’s/England verbracht. Davon lässt sich nicht besonders gut erzählen, aber ich versuche es und schicke ein paar Fotos mit. Nach der Zeit in Llandudno bei den IBVM-Schwestern ging es Anfang  des Jahres für knapp vier Monate in St. Beuno’s weiter. Das ist ein großes Spiritualitätszentrum der Jesuiten in Nord Wales. 

Das Haus hat 60 Gästezimmern und gleicht einem Schloss mit herrschaftlichem Anwesen in einer idyllischen Landschaft.  Kommt man als Exerzitant mit der Bahn, legt man die letzten 20-25 Minuten mit dem Taxi zurück und findet sich „in the middle of nowhere“ ohne Einkaufsmöglichkeiten und umgeben von grünen Hügeln und Schafen wieder. 

Ein nettes Willkommensteam empfängt einen herzlichen, beredet alles Nötige und bringt einen auf das Zimmer. 17.45 Uhr ist dann Messe, 18.30 Uhr Abendessen, im Anschluss die Hausführung und 20 Uhr das erste Treffen mit der Gruppe. Das wird erfrischend kurz gehalten. Neben Begrüßung, Sicherheitshinweisen und ein paar Sätzen zur Stille, stellt sich jeder nur mit Namen und Herkunftsort vor. Schließlich wird bekannt gegeben, wer von wem begleitet wird. In St. Beuno’s weiß man nämlich vorher nicht wer den Kurs leitet und kann sich seine:n Begleiter:in auch nicht aussuchen. Pro Jahr kommen hier mehr als 2000 Menschen aus aller Welt zu Exerzitien oder Ausbildungskursen. Oft finden bis zu drei Kurse parallel statt. Dafür gibt es 60 bis 80 Gastdirektoren, die das Ganze mit tragen helfen. Vor Ort leben fünf Jesuiten, die Direktorin und zwei weitere Mitarbeiterinnen. Ich durfte mit im sog. „Community Corridor“ bei den Jesuiten wohnen. Nun darf man sich bei „Community“ aber keine Gemeinschaft vorstellen, die abends zusammensitzen würde oder im engeren Sinn ein Kommunitätsleben hätte. St. Beuno’s ist eine Arbeitsgemeinschaft. 

Akustische und andere Herausforderungen

Alles Gemeinschaftliche findet im öffentlichen Bereich statt. Die Mahlzeiten werden getrennt von den Exerzitant:innen eingenommen. Mittags finden sich im Speisesaal bis zu 30 Personen ein, was eine große akustische Herausforderung ist. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von den Gastdirektoren, ein ständiges Sich-Verabschieden und neu Kennenlernen. Wenn ich Exerzitien begleitet habe (was meistens der Fall war), habe ich mich oft nach Mahlzeiten im Schweigen gesehnt. So kannte ich es von anderen Orten. Man kann das Gehörte und Erlebte im Schweigen sacken lassen. Das war hier anders. Stattdessen tauchte man hier in das nächste Gespräch mit anderen Themen und immer wieder neuen Gesichtern ein, für mich dazu noch in einer Fremdsprache.

Dienstag abends ist dann „Gemeinschaftsabend“. Man trifft sich mit allen, die Zeit und Kraft haben, abends zum Gebet und anschließendem Zusammensein bei einem Drink und Snack. Dann werden auch die Geburtstage und andere Feste gefeiert. Jedenfalls bis 21 Uhr. Danach steht das Leben hier still. 

Insgesamt habe ich St. Beuno’s wie eine große herzliche Arbeitsgemeinschaft erlebt, die viele Menschen zu integrieren versteht. Viele Gastdirektor:innen kommen, weil sie hier viele Exerzitien und ihre Ausbildung gemacht haben und sich hier zu Hause fühlen. Herausfordernder wird es, wenn man hier für längere Zeit lebt und kein Auto hat, um mal Abstand zu gewinnen. So bin ich zwei Mal während der freien Tage nach Llandudno zu den Schwestern gefahren. Diesen Ort habe ich einfach liebgewonnen.

 

Was nehme ich mit? Die Begegnung mit so vielen verschiedenen Menschen mit unterschiedlichsten Erwartungen und Erfahrungen. Die Vergewisserung, dass es wirklich Gott ist, der wirkt (und nicht meine Expertise noch meine Begrenzung!) und wir nichts tun können als genau darauf zu vertrauen. Eine Vertiefung der eigenen Begleitpraxis. Und schließlich eine Supervisionsweise, die sich an der Unterscheidung der Geister ausrichtet. Das war spannend und hilfreich sowohl für die Begleitung als auch für den eigenen geistlichen Weg.

Die Zeit in St. Beuno’s war herausfordernd, aber auch sehr fruchtbar. Ich bin dankbar.

Text und Bilder: Sr. Regina Köhler