Jugendbuch über Mary Ward

Frei, wahr und gerecht

Sr. Birgit Stollhoff CJ hat ein Jugendbuch über Mary Ward geschrieben

Frage: Wie kam es zur Idee, ein Jugendbuch zu Mary Ward zu schreiben?

Sr. Birgit: Ich wurde von Sr. Cosima Kiesner CJ vom Zentrum Maria Ward angefragt, ob ich mir vorstellen könne, ein neues Heft für Schülerinnen zu schreiben. Da war ich erst etwas unsicher: Ich und Schülerinnen? Das fand ich eine große Herausforderung: Da musst du ehrlich sein, wichtige Sachen erzählen, das muss interessant erzählt werden. Und gleichzeitig habe ich gedacht: Aber Mary Ward ist eine spannende Frau, gerade für junge Frauen!

Die nächste Überlegung war: Das geht nur, wenn das Buch auch optisch anders wird als unsere bisherigen Veröffentlichungen. Wenn ich für Schülerinnen schreibe, dann nur mit einer jungen kreativen Illustratorin. Und da ist mir zum Glück gleich Lisa Elias eingefallen. Sie kannte ich von meiner Arbeit. Frau Elias hat Mary Ward sehr beeindruckend dargestellt: das Selbstbewusstsein, die Weiblichkeit, ihr Ringen – das ist eine tolle moderne Frau, gesehen mit den Augen einer jungen, begabten modernen Frau. Auch inhaltlich: Ihre erste Rückmeldung war: "Was interessiert Schülerinnen? Liebe, Freundschaft, Intrigen…“ Das hat Mary Wards Lebensgeschichte ja alles zu bieten. (Na gut, zu ersterem habe ich noch den Verlobten George erfunden…)
Auch die zweite Idee, den Briefroman, verdanke ich meiner Arbeit. Das war eine Anregung meines Vorgesetzten, Thomas Hagenhoff. Und zum Schluss: Ich habe sehr, sehr großen Respekt vor allen Beteiligten in der CJ, dass sie sich auf diese Idee eingelassen und die Umsetzung ermöglicht haben!

Frage: Für wen ist das Buch geschrieben?

Sr. Birgit: Ich habe mir immer eine circa 15-jährige Schülerin vorgestellt – nach den Hausaufgaben, vor dem Sport und mit den Gedanken eigentlich noch bei der Eislaufdisko am Abend vorher.

Frage: Was fasziniert Sie an Mary Ward?

Sr. Birgit: Mary Ward ist für mich eine sehr moderne Frau: Sie glaubt an die eigene Berufung als Frau in der Kirche. Und obwohl die Kirche dagegen ist, bleibt sie der Kirche treu, ohne an ihrer Berufung zu zweifeln. Mary Ward hält die Spannung aus, dass es zwei sich scheinbar widersprechende Wahrheiten in ihrem Leben gibt – die selbst erkannte Berufung und die Aussagen der Kirche. Sie sucht hartnäckig ihren Weg, bleibt klar vor Gott und versöhnt mit ihrer Umwelt. Wichtig finde ich auch: Sie hat das nicht allein gemacht. Sie hatte gute, starke und vor allem treue Freundinnen.
Dieser letzte Aspekt ist mir beim Schreiben nochmal sehr deutlich geworden, deswegen heißt der Untertitel bewusst: Mary Ward UND ihre Freundinnen. Alleine hätte sie das nicht geschafft.

Frage: War Mary Ward für Ihren Eintritt in den Orden „mitverantwortlich“?

Sr. Birgit: Für mich gab es tatsächlich ein Aha-Erlebnis mit Mary Ward. Ich habe als Interessentin ein Zitat von ihr gelesen: „Ihr Frauen sollt nicht Zuschauerinnen dessen sein, was um euch geschieht, sondern euer Leben selbst in die Hand nehmen.“ Klingt heute ganz normal, aber mir ist da klargeworden: Das war 1611! Da hat noch niemand „Gleichberechtigung! Selbstverwirklichung!“ geschrien. Und das war eine Ordensschwester, eine Frau, die Schulen für Mädchen gegründet hat. Das hat mich neugierig gemacht. Und als ich dann lange gerungen habe, ob ich in die CJ eintreten soll oder nicht, fand ich Mary Wards Suche sehr entlastend: „Du darfst dich auch irren, darfst dich auch mal falsch entscheiden, aber dann suche weiter.“

Frage: Was hat Mary Ward heute jungen Menschen und vor allem jungen Frauen zu sagen?

Sr. Birgit: Ich glaube, sie würde sagen: Finde heraus, was dir wichtig ist, was du willst, was du kannst. Suche so lange, bist du es gefunden hast. Und dann mache es, setz‘ es um. Glaube an dich und glaube daran, dass Gott dich genau so braucht, wie du bist.

Frage: Wie haben Sie die Arbeit am Buch erlebt, wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis?

Sr. Birgit: Für mich war das ein sehr spannender Prozess. Beim Schreiben hat die Erzählform viele Fragen zu Mary Ward aufgeworfen, die ich erst nicht beantworten konnte: Wie war das damals mit den Gelübden? Mit dem Geld? Ich bin Mary Ward näher gekommen.

Auch die Konzeption und Umsetzung war eine neue Erfahrung. Da war ich oft sehr unsicher. Zum Glück hatte ich viele gute Berater – Julia Arzberger, Mitschwestern, hier allen voran unsere Mary-Ward-Expertin Sr. Ursula Dirmeier CJ, ein Jesuit, Kolleginnen, der Lektor beim Echter-Verlag. Wichtig waren auch sechs Schülerinnen aus Frankfurt, die zu einer ersten Version eine ehrliche, gute Rückmeldung als „Testleserinnen“ gegeben haben. Und jetzt? Jetzt bin ich gespannt auf die Reaktionen!

Frage: Sind weitere Aktionen zu dem Buch geplant?

Sr. Birgit: Auf dem Katholikentag werden wir es natürlich bewerben, vielleicht gibt es eine oder mehrere Ausstellungen der Bilder. Und mal sehen, wie weit sich das Buch geographisch ausbreitet.

Frage: Woran werden Sie als nächstes arbeiten?

Sr. Birgit: Ich arbeite derzeit an einem anderen Buchprojekt: Ich befrage den Leiter des Fachbereiches Missionarische Seelsorge im Bistum Hildesheim, Dr. Christian Hennecke, zum Thema „Lokale Kirchenentwicklung“. Wobei – da geht es auch um neue Wege und Erfahrungen in der Kirche!

Interview: Gabriele Riffert, Fotos: Sr. Helena Erler CJ.

Frei, wahr, gerecht: Mary Ward und ihre Freundinnen. Von Sr. Birgit Stollhoff CJ und Lisa Elias (Zeichnungen). Taschenbuch, erscheinen im Mai 2014 beim Echter-Verlag in Würzburg. 9,95 Euro.
Schulen können sich für Klassensatzbestellungen gerne auch an das Zentrum Maria Ward wenden.