Mary-Ward-Woche 2014

Texte zur Internationalen Mary Ward-Woche 2014

Am 23. Januar 2014 jährte sich der Geburtstag Mary Wards (1585). An diesem Tag begann die Mary Ward-Woche, die bis zum 30. Januar dauerte (Sterbetag Mary Wards 1645). Über 2500 Schwestern weltweit aus der Congregatio Jesu und dem IBVM, viele Gefährtinnen und Gefährten sowie Freunde beteiligten sich daran. Sie dachten über Bibelstellen, Texte Mary Wards und Impulse nach und versuchten, sie in das persönliche Leben zu integrieren. Thematisch ging es in diesem Jahr um den 1907 gemalten Stammbaum der Congregatio Jesu (Institutsbaum).
Die Künstlerin war Sr. Eugènie Haxo, die 1856 in Frankreich geboren wurde und 1920 in Italien starb.

Tag 8:  DIE ZUKUNFT
Zusammengestellt von Sr. Martha Zechmeister CJ, Mitteleuropäische Provinz

Schriftstelle:
Denn ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. (Jeremia 29,11)

Impuls:
Der Zukunft entgegen. Wo und wie ruft uns Gott heute? Das Charisma Mary Wards ist nichts für sesshafte Seelen und ängstliche Kleingeister. Das Leben der Pilgerin Mary Ward war eine ruhelose Suche nach dem Willen Gottes, ein ständiges Überschreiten von Grenzen: von geographischen, von soziokulturellen (die das für eine Frau „Schickliche“ definierten) - und von inneren Grenzen (ihrer Schüchternheit und Hemmungen). Kaum war diese Nomadin des Willens Gottes an einem Teilziel angekommen, brach sie neu auf, um noch radikaler zur „Gefährtin Jesu“ zu werden.

Die leidenschaftliche Sehnsucht, Jesus ähnlicher zu werden, ist die innere Energie, die uns mit den Wurzeln unseres Charismas und den vielen großen Frauen vor uns verbindet - und uns zugleich in die Zukunft treibt. Treue zu den Wurzeln heißt nicht lähmende Nostalgie, sondern mit der Kühnheit Mary Wards neu aufzubrechen,
•    um in den Opfern globaler Gier und der Gewalt entschlossen die Nähe und die Gemeinschaft mit dem armen Jesus zu suchen und so wirksam die Verheißungen vom großen Festmahl vorwegzunehmen,
•    um mit selbstverständlicher Würde die Ebenbürtigkeit der Frau mit dem Mann in Wissenschaft, Kultur, Politik und Kirche zu leben und so zu verlässlichen Partnerinnen der Frauen zu werden, deren Lebensmöglichkeiten durch den Machismo beschnitten werden,
•    um die Ängste vor unbekannten Welten und Kulturen abzulegen und mutig in Dialog und Beziehung zu treten: mit den Welten junger Menschen heute, mit den Kulturen ausgegrenzter Minderheiten, mit fremden religiösen Traditionen.

"Unser Glück, unsere Sicherheit und unser Fortschritt bestehen nicht in Reichtum, Größe und Fürstengunst, sondern darin, dass wir einen offenen und freien Weg zu dem allmächtigen Gott haben; von dort müssen Kraft, Licht und Schutz uns zukommen." (Mary Ward)

Reflexion:
"Es gibt viele Christen ohne Auferstehung, Christen ohne den auferstandenen Christus: Sie begleiten Jesus bis zum Grab, weinen, lieben ihn sehr, aber da endet es. Zu einem solchen Verhalten von Christen ohne Christus fallen mir drei Arten ein: die Ängstlichen, die Schamhaften und die Triumphalisten. Diese drei sind dem auferstandenen Christus nicht begegnet!" (Papst Franziskus)

Gebet:   
Komm, Heiliger Geist, wahres Licht. Komm, verborgenes Geheimnis. Komm, namenloser Schatz.
Komm, endloses Glück. Komm, zum Heil aller, die auf dich warten.
Komm, du Unsichtbarer. Komm, geliebter Name, überall vernommen.
Komm, mein Atem und mein Leben. Komm, Trost meiner armen Seele.
Komm, meine Freude und mein Ruhm in alle Ewigkeit.
Der Heilige Simeon, der Neue Theologe (949-1022). Quelle: Laudate Omnes Gentes, Gütersloher Verlagshaus und Kösel Verlag 2010

Tag 7: FÜHLEN MIT DER KIRCHE
Zusammengestellt von Sr. Monica Affonso IBVM, Indische Provinz

Schriftstelle:                                                                                                         
Hört auf die Leiter und Leiterinnen eurer Gemeinden und folgt ihrem Rat. Sie müssen einmal Rechenschaft über euch ablegen, denn sie sind für euch verantwortlich. Macht es ihnen nicht zu schwer; sie sollen doch ihre Aufgabe mit Freude tun und nicht als eine bedrückende Last empfinden. Dies würde euch am Ende nur selber schaden. Betet für uns! Ich glaube zwar, dass wir ein gutes Gewissen haben können, denn wir bemühen uns, in allem so zu leben, wie es Gott gefällt. (Hebräer 13, 17-18)

Impuls:
Als Papst Franziskus  vor kurzem die Ordensoberen der UISG Versammlung begrüßte, sagte er: Es ist unmöglich, dass ein Ordensmann oder eine Ordensfrau nicht mit der Kirche fühlt; das Fühlen mit der Kirche wurde mit der Taufe geweckt und findet einen kindlichen Ausdruck in der Treue zum kirchlichen Lehramt, in der Einheit mit den Hirten und dem Nachfolger Petri, des Bischofs von Rom, dem sichtbaren Zeichen der Einheit.“

Ist solch eine liebevolle Haltung „sentire cum ecclesia“ heute möglich, wenn wir einer Kirche begegnen mit menschlichen Fehlern; einer Kirche, die ihre Glaubwürdigkeit verloren hat, weltweit demoralisiert ist und von vielen in unserer postmodernen Welt als bedeutungslos angesehen wird? Die Kirche zur Zeit Mary Wards hatte genau so viele Fehler, aber unsere Gründerin wankte nie in ihrer Loyalität zum Papst und zur Kirche. Sie vergab ihren Feinden und schätzte sie als Freunde trotz der groben Ungerechtigkeiten und Beleidigungen, die sie von den Amtsträgern der Kirche erlitt, einer Kirche, die sie liebte und der sie diente.Wegen ihrer innigen Beziehung zu Christus war sie in der Lage, mit der Kirche in Verbindung zu bleiben, mit ihr zu denken, zu fühlen und sie zu lieben als die “Braut Christi“ und gleichzeitig den fundamentalen Einsichten treu zu bleiben, die ihr vom Geist Gottes gegeben wurden.

Gott der Liebe, schenke uns die Weisheit, die dem Hl. Geist erlaubt, in uns  und in der kirchlichen Gemeinschaft die Einheit des Geistes und der Herzen zu bewirken und befähige uns, das kirchliche Lehramt zu unterstützen und trotzdem „eine prophetische Präsenz in der Kirche und der „Welt“ zu sein.

"Niemals habe ich etwas, (sei es groß oder klein) gegen Seine Heiligkeit… oder die Autorität der Heiligen Kirche gesagt oder getan… Und ich möchte auch jetzt nicht (…) um des Gewinnes irgendeines gegenwärtigen oder zukünftigen Gutes willen das Geringste tun, was sich mit den wahren Pflichten einer treuen Katholikin und einer gehorsamen Tochter der Heiligen Kirche nicht vereinbaren ließe." Mary Ward

Reflexion:
Die Gnaden von Mary Wards Treue und ihre Einheit mit der Kirche sind für uns da. Was muss ich noch tun, um die Kirche so zu lieben wie Christus?

Gebet:   
Erneuere deine Kirche, Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an.
Herr, baue deine Gemeinde auf und fange bei mir an.
Herr, lass Frieden und Gotteserkenntnis überall auf Erden kommen und fange bei mir an.
Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen und fange bei mir an.        
Aus China, Quelle: Laudate Omnes Gentes, Gütersloher Verlagshaus und Kösel Verlag 2010
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Tag 6: DER INSTITUTSBAUM ab 1907
Zusammengestellt von Sr. Christine Burke IBVM, Australische Provinz

Schriftstelle:
Der Baum wuchs zusehends und wurde immer mächtiger; seine Höhe reichte bis an den Himmel; er war bis ans Ende der ganzen Erde zu sehen. Er hatte prächtiges Laub und trug so viele Früchte, dass er Nahrung für alle bot. Unter ihm fanden die wilden Tiere des Feldes Schatten. Die Vögel nisteten in seinen Zweigen; alle Lebewesen ernährten sich von ihm. (Daniel 4, 8-9)
 
Impuls: Die gnadenreiche Geschichte der letzten 100 Jahre (1907-2014)
Der Baum ist in verschiedenen Ökosystemen gewachsen. Das Klima hat sich verändert. Zweige wurden versengt, die Rinde abgeschlagen durch Krieg und politische Unterdrückung. Die Leiden dieses Kreuzweges haben neues Wachstum hervorgebracht. Die Lebenskraft – die Leidenschaft für Jesus und das Reich Gottes in unserer Welt – pulsiert mit Kraft und bereichert durch die Exerzitien das Studium von Schrift und Theologie.
Das besondere genetische Erbe dieses Baumes, Mary Wards gnadenreiche Geschichte, hat an Bedeutung gewonnen mit dem neuen Bewusstsein, was Frauen durch die Kirchengeschichte hindurch beigetragen haben. Die Theologie des II. Vatikanischen Konzils hat alte Ansprüche herausgefordert und Menschen aus anderen sozialen Schichten angezogen, ihre Vision mit anderen zu teilen.

Wassermangel hat die Zweige geschwächt, die einmal gesund waren. Stützendes christliches Unterholz wurde von Misstrauen und sterilem Reichtum weggerissen. Der Dialog mit anderen Religionen und die globale Armut haben die Sendung verändert. Die Art der Leitung und auch die Mitglieder haben sich verändert, da erwachsene Frauen heute nach Wegen suchen, das Evangelium in unserer Zeit zu leben. Neue Kulturen bringen neue Blüten hervor, die Mary Wards Erbe in neuer Weise leben. Getrennte Zweige sind wieder zusammen gekommen. Wenn Zweige sich aneinander reiben, dann werden sie zu einem. Leitung, Zusammenarbeit, Besuche, Exerzitien, gemeinsame Treffen und Feiern haben  uns der Hoffnung auf Einheit näher gebracht. „Jesus sage Amen!“

"Wir wollen beten, das Beste hoffen, und nicht unruhig sein über das, was wir nicht bessern können, sondern auf Gott vertrauen." Mary Ward

Reflexion:
Denken Sie über die Gnade nach, dem Institut in dieser Zeit anzugehören. Erinnern Sie sich, wie Gott in Ihnen und in Ihrer Kommunität, lokal und international, gewirkt hat.

Gebet:
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Quelle: Laudate Omnes Gentes, Gütersloher Verlagshaus und Kösel Verlag 2010

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Tag 5: DIE ZWEIGE DES INSTITUTSBAUMES
Zusammengestellt von Sr. Sarah Dobson CJ, Englische Provinz

Schriftstelle:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. (Joh 15,5)

Impuls: Wie der Baum trotzdem weiter wuchs.

Welche Gemeinschaft trägt mich? In welcher Institutskommunität fühle ich mich zu Hause? Diese Fragen waren Teil der Vorbereitung für unsere Provinzversammlung (der englischen Provinz) im Mai. Wenn ich jetzt das Bild des Institutsbaumes ansehe, erscheinen sie mir sehr bedeutungsvoll. Das Bild der Verbindungen und Kommunitäten im weltweiten Institut im Jahr 1970 ließ mich an die Verbindungen heute denken – sowohl persönlich als auch als Kommunität – und an das Wesen der Kommunitäten, die das Institut Mary Wards bilden.

Ich habe mir einen persönlichen kleinen ‘Institutsbaum’ vorgestellt, mit seinen Wurzeln, dem Stamm und den Zweigen: einen Bonsai! Die tastenden Wurzeln meiner ersten Begegnung mit den Personen, die mich ermutigten und willkommen hießen; der Stamm des Noviziates und der Formation; und in den letzten Jahren die Möglichkeit, tiefere persönliche Beziehungen zu knüpfen mit dem Institut in England, Australien und Europa. Die Erfahrung, Mitgliedern zu begegnen und Orte zu besuchen, in denen das Institut blüht, war der Anfang des Wachstums meines eigenen ‚Institutsbaumes‘, der sich ausbreitet. Für mich sind Freundschaft, die Erfahrung gemeinsamer Arbeit, Gebet und Entspannung gleichsam das Holz und die Blätter des Baumes. Das sind die Verbindungen, die uns von unseren weitreichenden Wurzeln mit dem Stamm verbinden, unter dem einen Dach von Mary Wards Institut.

"Arbeite mit großer Ruhe, Freude und Großmut. Was nicht in dem einen Jahr geschieht, kann in einem anderen zustande kommen. Wir müssen Gottes Zeit und seine gute Stunde abwarten; wir müssen ihm folgen, nicht ihm vorauseilen."
Mary Ward

Reflexion:
Was baut diese Verbindungen auf und stärkt sie, und wie spielt jede von uns ihre Rolle in der Einheit der Herzens und des Geistes, die das ganze Institut umschließt?

Gebet:
Gebet der Sendung
Mit lauschenden Ohren und Herzen, mit offenen Sinnen und gehorsamen Schritten
gehen wir weiter auf dem Weg mit Christus und wählen aufs Neue den Weg der Pilgerschaft.
Gehorsam der Vision, die wir empfangen haben, setzen wir Zeit und Begabungen, Kraft und Liebe ein
im Dienst des Friedensfürsten in Gottesdienst, gemeinsamer Sendung und in einem Leben der Hoffnung.
Herr, gib uns den Mut, uns aufs Neue nach Frieden und Gerechtigkeit auszustrecken in deinem Namen.  Amen.
Europäische Ökumenische Versammlung „Frieden mit Gerechtigkeit“, Basel 1989 – Schlussfeier. Quelle: Laudate Omnes Gentes, Gütersloher Verlagshaus und Kösel Verlag 2010.

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Tag 4:  DER BAUM WIRD GEFÄLLT
Zusammengestellt von Sr. Lucina Moche CJ, Mitteleuropäische Provinz

Schriftstelle:
Denn für den Baum besteht noch Hoffnung, ist er gefällt, so treibt er wieder, sein Sprössling bleibt nicht aus (Ijob 14, 7).

Impuls:
Der gut gewachsene Institutsbaum, von Gott gepflanzt und von Mary Ward zum Wachsen gebracht, war ein mächtiges Gewächs geworden, das Früchte trug. Trotz manch widriger Wetterlagen gedieh er. 1631 wurde er durch die Bulle Papst Urbans VIII bis ins Mark getroffen und zu Fall gebracht. Das Institut wurde für „null und nichtig“ erklärt. Die Konsequenzen daraus: alle Niederlassungen wurden aufgehoben, die Gemeinschaften aufgelöst, die Schwestern heimgeschickt…

Dank etlicher tapferer Frauen hielten sich die Wurzeln des gefällten Baumes gesund. Die Schwestern lebten im Hintergrund der Weltereignisse -  es herrschte der 30- jährige Krieg – allein oder in kleinen Zellen ihre Berufung weiter. So zeigten sich mit der Zeit neue Ansätze bescheidenen Wachsens. Fast zwei Jahrhunderte setzte sich dieser Trend fort.  Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachen neue Stürme herein, die an den Ästen wieder neue Schäden verursachten.

Die Französische Revolution hatte, vor allem in Europa, ihre Spuren hinterlassen. Zwistigkeiten brachen zwischen kirchlichen und staatlichen Mächten mancherorts aus und gipfelten, vornehmlich in Bayern, in der Säkularisation. Wieder bedeutet das Enteignung kirchlichen Besitzes und Auflösung von Klöstern. Ein kräftiger Ast des Institutsbaumes war abgebrochen, der Stamm verletzt. Zu gleicher Zeit gedieh z.B. in York neues Leben und das Geäst breitete sich aus bis Irland.

"Stell dich auf viele Schwierigkeiten ein. Fliehe nicht vor dem, was unser Heiland so bereitwillig angenommen hat." Mary Ward

Reflexion:
In unserem Jahrhundert sind wir weniger geworden an Zahl. Das enthebt uns aber nicht der Verantwortung, aus unseren Wurzeln zu leben, aus der Spiritualität Mary Wards.

Gebet:
Ich glaube an die Sonne, auch wenn ich sie nicht sehe.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott,auch wenn ich ihn nicht sehe.
An der Mauer des Warschauer Ghettos von einem unbekannten Juden. Quelle: Laudate omnes gentes, Gütersloher Verlagshaus Kösel 2010

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Tag 3:  DER STAMM DES INSTITUTSBAUMES
Zusammengestellt von Elizabeth Cotter IBVM, Irische Provinz
 
Schriftstelle:
Lass beides nicht aus den Augen: Bewahre Umsicht und Besonnenheit! (Sprichwörter 3, 21)
           
Impuls:
Wenn ich auf den Institutsbaum von Vicenza schaue, werden meine Augen vom Stamm angezogen: er führt den Zweigen Leben und Nahrung zu und ist ganz verwurzelt in der neuen Lebensweise, die Ignatius und Mary Ward der Kirche brachten und in den Konstitutionen niederlegten, so dass zukünftige Generationen aus der gleichen Quelle leben können.

Ich reflektiere weiter und denke an meine eigenen Wurzeln im Institut. Ich sehe, wie mein beständiges Wachstum und meine Entwicklung davon abhängen, wie bereitwillig ich dieses schwache Blattwerk pflege und ernähre, indem ich mit der Nahrung, die unsere Konstitutionen sind, täglich vertrauter werde. Wie der Baum sind jedoch unsere Konstitutionen ein Organismus, der in seiner Lebendigkeit  und seinem Wachstum von uns abhängt. Da meine Geschichte nur eine von vielen ist, die zur Geschichte unseres Institutes gehört, finde ich Trost und Ruhe in unserem Miteinander, mit dem wir uns der derzeitigen Herausforderung stellen, die in Verbum Domini 83 benannt ist: Jedes Charisma eröffnet neue Wege [….] die vom Radikalismus des Evangeliums gezeichnet ist.

"Sei nicht wankelmütig, sondern bleibe standhaft auf dem Weg der Tugend; denn nicht wer gut anfängt, sondern wer bis ans Ende ausharrt, wird selig werden."
Mary Ward

Reflexion:  Wie ein Zweig nicht allein existieren kann, können auch wir nicht allein leben, wenn wir nicht mit dem Stamm verbunden sind.
Was für ein Wunder der Gnade Gottes, dass dieser Stamm 400 Lebensjahre von CJ/IBVM getragen hat.

Gebet:  

Bitte um Einheit: Gott, unser Vater, gieβe die Gnade deines Geistes von neuem ϋber uns aus,
damit wir unserer Berufung würdig leben und vor den Menschen für deine Wahrheit Zeugnis ablegen.
Hilf uns, dass wir voll Zuversicht nach der Einheit aller Christen und nach der Gemeinschaft in der einen Kirche streben.
Messbuch der Katholischen Kirche (Deutschland)
Quelle: Laudate omnes gentes, Gütersloher Verlagshaus Kösel 2010

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Tag 2:  Meine persönlichen Wurzeln
Zusammengestellt von Francoise Le Guen IBVM, Provinz Mauritius

Schriftstelle:
Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit. Du öffnest deine Hand und sättigst alles, was lebt, nach deinem Gefallen. (Psalm 145, 15-16)
                               
Impuls:
Ich komme weder aus dem Nichts noch aus dem Chaos. Ich bin in ein Umfeld hineingeboren, das meinem Wachstum mehr oder weniger förderlich war. Dies ist Gnade und Geschenk - meine Eltern und meine Familie hießen mich willkommen. Ich mache einen Schritt zurück, um all das zu reflektieren, was dieser Saat der Liebe geholfen hat, zu wachsen und sich zu entwickeln.

Es kam die Zeit, als ich davon überzeugt war, dass Jesus mich dazu berief, bei ihm zu sein, mit ihm am Plan des Vaters zu arbeiten, in die Fußspuren Mary Wards zu treten - mit dem gleichen Feuer, das auch in ihr brannte.

Ich trete einen Schritt zurück, um mich an diesen Weg zu erinnern: die Ereignisse, die Menschen, die Orte, die inspirierenden Bücher, die diesen Wunsch in mir aufsteigen ließen, und mich schließlich zu dieser Entscheidung führten. Ich lasse meinen innersten Gedanken freien Lauf - auch meinen Gefühlen.

Ich bin jetzt seit 10, 20 oder 50 Jahren Mitglied der IBVM/CJ-Familie, habe wie Mary Ward danach gestrebt, das zu leben und zu entwickeln, was in der Tiefe des Herzens sowohl der jungen Menschen als auch der Erwachsenen ist, mit denen ich arbeite. Ich helfe ihnen, die Notwendigkeit zu entdecken, mit ihren eigenen Talenten am Aufbau der Welt zu arbeiten.

"Ich will dieses heilige Institut immer lieben, hochschätzen und, wenn es mir erlaubt ist, bevorzugen. Und in meinem ganzen Sein und Tun will ich ernstlich danach trachten, die Tugenden des Instituts treu, echt und vollkommen zu üben. Kurz, ich will es zum Ideal meines Lebens und Handelns machen." Mary Ward

Reflexion: Ich schaue auf mein Leben zurück? Wie wurde ich geformt durch die Nähe Jesu und die Spiritualität Mary Wards? Wenn ich auf meinen Lebensweg zurückschaue, was bewegt sich in mir jetzt?

Gebet:
Hingabe: Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.
Nicholas von Flue (1417-1487)

Quelle: Laudate omnes gentes, Gütersloher Verlagshaus und Kösel Verlag 2010

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Tag 1: Die Wurzeln des Institutsbaums
zusammengestellt von Sr.Cecilia Goodman CJ,  Englische Provinz

Bibelstelle:

Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte (Jeremia 17,8).        

Impuls:

Zu Beginn dieser Mary Ward Woche schauen wir auf das Gemälde des Institutsbaumes – ein blühender, starker Baum, aber auch realistisch: mit gestutzten Zweigen und Ästen ohne Blätter. Was sagt er uns?
Wurzeln sind lebenswichtig für jede Pflanze. Sie sind für jeden Pflanzentyp anders; einige haben Pfahlwurzeln, einzeln, stark und tief in die Erde gepflanzt, andere haben Wurzeln, die sich ausweiten und so weit reichen, wie das Astwerk, andere haben eine Mischung von beiden, aber alle sorgen für die Zufuhr von Nahrung, Wasser und der Balance, ohne die jede Pflanze eingeht.

Es ist das gleiche, wie bei uns – wenn wir unsere eigenen starken Wurzeln entwickeln, die uns in die Tiefe unserer persönlichen Gottesbeziehung führen, unserer Nachfolge Mary Wards und unserer menschlichen Beziehungen, dann werden wir die Nahrung und den Ausgleich finden, die wir brauchen, um ein glückliches Ordensleben zu führen. So werden wir in der Lage sein, den unvermeidlichen Stürmen von Veränderung und Enttäuschung zu widerstehen.
Eine der treuesten Gefährtinnen sagt von Mary Ward: Der heilige Namen Jesu war ihr erstes und letztes Wort, Anfang und Ende aller ihrer Bitten, ihre Zuflucht in aller Gefahr und ihr Schutz vor allem Bösen.

Reflexion:  Nehmen Sie sich heute Zeit, über Ihre eigenen Wurzeln nachzudenken – sind es Pfahlwurzeln, ist es ein verzweigtes System oder etwas, das für Sie ganz einzigartig ist? Was gibt Ihnen Stärke, Ausgleich und Nahrung – und wie können Sie dies noch fördern?    

Gebet: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.

Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann.

Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir‘s nicht; dein Tun ist lauter Segen, dein Gang ist lauter Licht;

dein Werk kann niemand hindern, deine Arbeit darf nicht ruhn, wenn du, was deinen Kindern erspriesslich ist, willst tun.                                        

Paul Gerhardt (1607-1676)

Quelle: Laudate Omnes Gentes. Gütersloher Verlagshaus und Kösel Verlag München 2010