Theresa Ball - eine Mary-Ward-Frau in bewegten Zeiten

In den Irrungen und Wirrungen der Geschichte ist nicht nur die Congregatio Jesu entstanden, auch ein zweiter Zweig, das IBVM, auch Loreto-Schwestern genannt, ist auf Mary Wards Institutsplan zurückzuführen. Eine der führenden Persönlichenkeiten für die Entstehung dieses zweiten Zweigs ist Mother Teresa Ball. Sie wurde am 09. Januar 1794 in Dublin geboren. An ihrem Geburtstag lernen wir ihr Leben ein wenig besser kennen.

Mother Teresa Ball wurde als Frances Ball geboren. In ihrer ersten Biographie lesen wir: "Sie war ungefähr mittelgroß, sie war eine anmutige und würdevolle Erscheinung. …  Sie zeigte sich ihren Kindern als eine vornehme Dame und wirkliche Ordensfrau."

Dublin am Ende des 18. Jahrhunderts war geprägt von großer Armut - und gleichzeitig großem Reichtum. Die Korruption im Parlament und überhaupt im politischen Leben blühte, und die Straßen und Gassen der Stadt wimmelten von zerlumpten und hungernden Armen. Die Strafgesetze waren ein wenig gelockert, aber Katholiken war es verwehrt, Land oder Häuser zu besitzen, die schulische Bildung war ihnen verwehrt, sie durften keinen Beruf ausüben.

Trotzdem war John Ball, ein Seiden- und Textilhändler und der Vater der jungen Frances, mit seiner zweiten Frau Mabel Clare Bennett, ein Mann von beachtlichem Reichtum. Es ist überliefert, dass er ein integerer Mann war, fair und ehrenhaft in all seinen Geschäften, freundlich und großzügig zu den Armen und Hilfsbedürftigen und seiner Familie treusorgend. Auch Mabel Clare stammte auch aus gutem Hause, war talentiert und sehr begabt. Sie war eine tief religiöse Frau, ihre Wohltätigkeit den Armen gegenüber beeinflusste ihre Kinder sehr.   

Frances Ball im Alter von ca. 15 Jahren.

Frances war das jüngste von sieben Kindern, die ersten beiden starben jedoch in frühester Kindheit. Alle Geschwister wurden auf Internate geschickt – die erstgeborene Cecilia wurde zu den Ursulinen nach Cork geschickt (dort trat sie später ein), die anderen zwei Mädchen, Anna Maria und Isabella kamen in den Bar Konvent nach York, denn in dieser Zeit  war es wegen der zahlreichen Überfälle unsicherer und gefährlicher von Dublin nach Cork zu reisen als nach England. Frances' Bruder Nicholas wurde in Stonyhurst, der Schule der Englischen Jesuiten, eingeschrieben.

Der Konvent St Marys in York wurde von den Gefährtinnen Mary Wards 1686 gegründet –  41 Jahre nach dem Tod Mary Wards. Mary Poyntz und diejenigen, die 1645 am Sterbebett Mary Wards standen, waren aufgrund des Bürgerkriegs in England gezwungen waren nach Paris zu fliehen, wo sie eine Schule und eine Kommunität eröffneten. 1667 schließlich lud Sir Thomas Gascoigne, ein Verwandter Mary Wards, die 'Englischen Fräulein' ein, wie sie auf dem Kontinent genannt wurden, ein, eine Schule in Yorkshire zu eröffen.  Frances Bedingfield wurde nach England gesandt, um diese Neugründung in England zu beginnen. 

Zurück zu Frances Ball. Sie war neun Jahre alt, als sie 1803 als Internatsschülerin nach York ging. Um diese Zeit hatte die Schule schon einen internationalen Ruf, und Schülerinnen von Schottland, Spanien, Frankreich und anderen Teilen Europas, sowie von Amerika und Indien.  Es besteht kein Zweifel, dass Frances' Fantasie die Kultur und die Begeisterung für diese weit entfernten Orte aufnahm.

1804 starb der Vater von Frances, sie war nicht zu Hause und gerade zehn. 1805 trat ihre Schwester Cecilia bei den Ursulinen in Cork ein.  Ihre zwei anderen Schwestern, Anna Maria and Isabella, setzen, nachdem sie gut in Dublin verheiratet waren, die wohltätige Arbeit ihrer Eltern fort.  Frances kam 1808 zurück nach Dublin. Dort hatte sie ein Erlebnis, das ihr Leben prägen sollte. Ihre Schwester Anna Maria hat es so überliefert: Frances tanzte mit Freunden, da hörte sie plötzlich eine innere Stimme: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben."

Zu dieser Zeit war Dr. Daniel Murray, der Weihbischof von Dublin, der Beichtvater von Frances. Nachdem sich die Strafgesetze für Katholiken in Irland immer mehr lockerten, träumte er von Ordensfrauen, die in Schulen und Krankenhäusern in Irland wirkten.  Als Frances ihm in der Beichte sagte, sie glaubte eine Berufung zum Ordensleben zu haben, hatte die Vorsehung bereits mit ihrer Arbeit begonnen. Bischof Murray hatte bereits Kontakt mit der Oberin des Bar Konvetnts gehabt und junge Frauen zur Ausbildung dirthin gesandt. Nun bat auch Frances um die Aufnahme. Der Bischof bekam folgende Antwort:

"Mein Herr, Ich habe unseren Bischof wegen Ihres Briefes um Rat gefragt, er stimmt zu, Miss Ball als Mitglied unseres Hl. Instituts aufzunehmen, um sie als Gründerin eines Hauses für die gleiche Gemeinschaft in Dublin auszubilden. […] Eine Bitte habe ich noch, es sollte nicht bekannt werde, dass Miss Ball für diese Gründung ausersehen ist.  Eine solche Nachricht breitet sich schnell  aus und würde weder der jungen Dame noch uns nützen."

Um 1816 war die Verbindung zwischen dem Konvent in York und dem Institut in Bayern und dann auch mit Rom ganz abgebrochen.  Auf Initiative der Oberin Mrs. Coyney wurden neue Konstitutionen von einem geflohenen französischen Priester geschrieben, Nicholas Gilbert. Sie wurden bekannt als die Gilbert Konstitutionen. Frances Ball begann ihr Noviziat am Fronleichnamstag, am 11. Juni 1814 – sie war  20 Jahre alt. Am 8. September 1816 legte sie ihre ersten Gelübde ab und erhielt den Namen Teresa – diesen Namen hatte Dr Murray ausgewählt, er verehrte Teresa von Avila sehr –  fünf weitere Ausbildungsjahre folgten.  Der Bar Konvent dieser Zeit - ganz geprägt von den historischen Umständen und den einzelnen Persönlichkeiten, nahm die Bulle Quamvis iusto sehr ernst und löschte in der Kommunität jede Erinnerung an Mary Ward.

Als Teresa Ball im August 1821 nach Irland zurückkehrte, war sie eine Professschwester mit 27 Jahren.  Bis heute gibt es keine schlüssige Erklärung, wie es möglich war, dass sie mit einer handgeschriebenen, zeitgemäßen Kopie der Ignatianischen Konstitutionen (nicht der Gilbert Konstitutionen) zurückkam - und so das Charisma und die Spiritualität Mary Wards nach Irland mitbrachte. Doch so war es.

Zurück in Irland gründete Sr. Teresa eine Schule und eine Kommunität in Rathfarnham. Die Arbeiten waren in Verzug geraten, so dass die Gebäude nicht fertig waren, als die ersten Schwestern und die Schülerinnen einzogen. "Als wir endlich einziehen konnten, war das Haus noch voller Arbeiter", notierte die Gründerin in ihren Aufzeichnungen. Die Schulen der bald Loreto-Schwestern genannten Ordensfrauen zeichneten sich durch einen besonderen Erziehungsstil aus. Ein Beispiel aus der Feder von Mother Teresa: "Behandle die Kinder mit mütterlicher Zuneigung, schimpfe sie nie lange.  Halte ihnen nie lange Vorträge, sonst … werden sie beginnen, die Fenster zu zählen."

Das neu gegründete Institut begann zu wachsen und zu blühen. Dieser frühe Erfolg der Gründung kann nicht nur Teresa Ball allein zugeschrieben werden. Ihre ersten Gefährtinnen waren eine ganz entscheidende Unterstützung. Teresa Ball bezeichnete daher Baptist Therry und Ignatia Arthur als 'Gründerinnen' in Anerkennung der Bedeutung, die sie hatten. Von 1841 an wurden Teresa Ball immer wieder eingeladen und überredet, Gemeinschaften in fernen Ländern zu gründen. Noch zu ihren Lebzeiten wurden 37 Loreto-Häuser in sieben Ländern gegründet und 54 Schwestern  in die Mission gesendet worden. 1841 erfolgt die erste Gründung in Indien, schnell gefolgt von Mauritius und Gibraltar 1845, von Kanada 1847 und von England und Spanien 1851. Als Oberin stand Mother Tersa Ball in regelmäßigem Schriftverkehr mit jeder Oberin dieser Gründungen und schuf so ein festes Band mit Rathfarnham.

Zu einer Zeit, als die Theologie und die religiose Praxis vor allem Verbote lehrte und einen Gott der Gesetze und Regeln verkündete, der Gehorsam verlangte,  war Teresa erfüllt von Gottes Größe, von einem Gott, der uns beschenken will mit sich und seinen Wegen. Dieser Gott lehrte sie, ihm einfach zu vertrauen und ihn zu suchen, ein aktives Trauen und Suchen, das ihr nicht erlaubte zu sagen, “genug nun, lass mich zur Ruhe kommen”. 

Teresa Ball lädt uns heute ein, diesem Gott zu trauen und ihn in allem zu suchen. Dabei können uns ihre drei täglichen Vorsätze helfen, die sie 1850 notiert hat:

  • Entscheide nie etwas, ohne vorher gebetet zu haben.
  • Denk daran, dass die Barmherzigkeit, die ich anderen erweise, hundertfach zurückgezahlt wird.
  • Jeden Morgen bringe ich alle meine Anliegen vor Gott, das will ich mit jedem einzelnen Anliegen machen.


Mit Material von Sr. Monika Glockann CJ und Informationen aus den Archiven des IBVM