"Corona-Exerzitien" in Bamberg: Ein Einblick

Exerzitien in Zeiten der Corona-Pandemie brauchen etwas mehr Vorbereitung. Doch sie sind möglich - mit Online-Begleitung oder, wenn die Inzidenzen es zulassen, in einigen unserer Häuser auch vor Ort für Einzelpersonen.

Eine Exerzitantin, die diese Erfahrung in Bamberg machen konnte, berichtet von ihren Erfahrungen:

Corona - Lockdown - Kontaktsperren - plötzlich war alles anders und man ahnt, nichts wird mehr, wie es war. In dieser Gemengelage fiel die Entscheidung, nach über 20 Jahren meine bisherige Tätigkeit in einer Führungsposition aufzugeben und neue Wege zu gehen.

In dieser Situation, wo Altes nicht mehr tragen wollte, gleichzeitig das Neue erst langsam an Kontur gewann, war ich dankbar, dass sich die Möglichkeit auftat, in Bamberg bei der CJ Exerzitien zu machen.

In meinem beruflichen Umfeld reichten die Reaktionen auf meine Ankündigung, vor Dienstantritt in meiner neuen Position eine Woche in Exerzitien zu gehen, von verständnislosem Achselzucken bis zu Kommentaren wie: "Um Gottes Willen! Da würd ich zusammenbrechen! Schweigen und  ruhig sein ..." Auch wenn diese Reaktionen mich nicht weiter irritierten, machte es mich dennoch betroffen, dass Kirche in weiten Teilen der Gesellschaft offensichtlich kaum noch Relevanz besitzt, wenn es um Fragen der Orientierung und Lebensführung geht.

Erleben durfte ich bei der CJ in Bamberg - Gott sei’s gedankt! - dann Exerzitien im besten Sinne, die einladen und Raum schaffen, sich zu erinnern an den viel größeren Horizont, in welchen der menschliche Pilgerweg eingesenkt ist.

Egal mit welcher Lebenssituation ich mich gerade konfrontiert sehe, mühsam, vielleicht schweißtreibend - es ändert nichts an dem Ziel der Pilgerreise, das weit über menschliches Maß hinausgreift und seine Kraft schöpft aus der der Zusage: Ich bin da!

"Wenn ich zum Himmel emporstiege – so wärst du dort!
Und würde ich im Totenreich mein Lager aufschlagen – dort wärst du auch!
Hätte ich Flügel und könnte mich wie die Morgenröte
niederlassen am äußersten Ende des Meeres,
so würde auch dort deine Hand mich leiten,
ja, deine rechte Hand würde mich halten!"

Gehalten, getragen zu sein … eine Erfahrung, die sich nicht dem Verstand, nur dem Herzen erschließen kann. Eine Erfahrung - vielmehr Gnade- , wie ich sie in den Begleitgesprächen bei Sr. Beate, aber auch bei den gemeinsamen Gottesdiensten und Gebetszeiten machen durfte. Als wäre ein Zelt über mir ausgespannt, das gleichermaßen Schatten und Schutz bietet.

Und wenn ich die Mahlzeiten auch alleine einnahm, so war der Tisch täglich neu mit frischen Blumen aus dem eigenen Garten dekoriert, ein floraler Gruß, ein Lächeln oder Winken der Bamberger Kommunität fehlte NIE!

Dann können Exerzitien zu einer sehr existentiellen Erfahrung werden, oder wie es Dag Hammarskjöld formulierte: "Lass nie den Erfolg seine Leere verbergen, die Leistung ihre Wertlosigkeit, das Arbeitsleben seine Öde. Behalte den Sporn, um weiter zu kommen, den Schmerz in der Seele, der uns über uns selber hinaustreibt."

Gerade angesichts des desolaten Zustandes unserer  Kirche, der leeren Kirchenbänke und ihres Glaubwürdigkeitsverlustes, ist eine solche Erfahrung, was "Kirchengemeinschaft" sein könnte bzw. im Wesenskern tatsächlich ist, Balsam für die Seele, mit Geld nicht aufzuwiegen - ein Segen!

Räumlich getrennt - trotzdem verbunden. Das wird bleiben.
Auf mich gestellt  - und doch getragen. Auch das wird bleiben.
Die Füße fest am Boden - mit dem Herzen voll Vertrauen. So lässt es sich weitergehen.