Deutschunterricht per Skype

Neuburg/Donau. Sr. Nicola Franz CJ gibt seit gut fünf Monaten einem syrischen Flüchtling  und dessen Mutter Nachhilfe in Deutsch über Skype. Sie berichtet:
Als ich am 1. Juni 2016 im Zug nach Regensburg saß, stieg an einer kleineren Station ein Mann mit einem Fahrrad zu und fand schließlich Platz neben mir. Da er offensichtlich nicht aus der Gegend stammte, fragte ich ihn nach seiner Heimat, und er suchte mit vieler Mühe nach einer Antwort in deutscher Sprache. Wir einigten uns bald auf Verständigung in Englisch.

So kam heraus, dass er aus Damaskus stammt und nun mit seiner Mutter in einem Dorf bei Abensberg in einer Unterkunft für Flüchtlinge wohnt. Auch dass er in Syrien Chemie studiert hatte, erfuhr ich, dass er hier in Deutschland aber aufsatteln müsste und dies auch dringend wünschte, um Aussicht auf eine berufliche Anstellung zu haben.

Die Mutter des jungen Syrers mit Sr. Nicola Franz CJ (rechts). Foto: CJ

Was bedeutet Konjuktiv II?

Als der junge Mann merkte, dass ich einmal Lehrerin gewesen war, fragte er unvermittelt, was es mit dem Konjunktiv II in unserer Grammatik für eine Bewandtnis habe. Einigermaßen verblüfft versuchte ich, ihm die Sache in Englisch zu erklären. Er folgte mir aufmerksam und ich erkannte sein großes Interesse und seine rasche Auffassungsgabe. Angestrengt überlegte ich, wie ich ihn weiterhin unterstützen könnte. Doch schien die Sache aussichtslos, da sein Wohnort circa 70 Kilometer von dem meinen liegt. Wenigstens tauschten wir unsere Handynummern aus.
An meinem Urlaubsort in Österreich erzählte ich davon einer Freundin. „Warum machst du’s nicht über Skype?“, fragte sie nur. Das war es!

Nun läuft der Unterricht schon seit September und wird seit einiger Zeit auch von der Mutter genutzt. Beide besuchen einen regulären Deutschkurs. Aber da besonders für die schon ältere Mutter das Unterrichtstempo dort viel zu rasch ist und da der Sohn vorwärts stürmt mit Fragen, ist beiden mit unseren Skype-Treffen geholfen, besonders in der Vorbereitung auf die Prüfungen, die bald kommen. Unterrichtszeit bei mir ist jeden zweiten Nachmittag jeweils rund 90 Minuten für einen der Teilnehmer.

Empfang am Ackerrand...

Der Unterricht erfordert neben gelegentlichen schriftlichen Vorbereitungen zu Übungszwecken  noch mehr als sonst genaues und geduldiges Zuhören, nicht nur wegen der Aussprachprobleme gerade für Arabisch sprechende „Schüler“, sondern auch wegen der oft wackeligen Technik, da meine Schüler nur über ein Handy mit mir skypen können. Ein Laptop sowie einen ordentlichen Internetanschluss gibt es nicht. Dabei ist es jetzt dank eines deutschen Freundes  seit November doch möglich geworden, von der Unterkunft aus zu skypen. Vorher musste der junge Mann jeweils an der Landstraße einen Hotspot aufsuchen und am Ackerrand sitzend im Freien mit mir arbeiten. Dass er das auf sich genommen hat zeugt einmal mehr für den unbedingten Willen dieser Menschen zur Integration.

Text: Sr. Nicola Franz CJ