Ein Teil Münchner Frauengeschichte – Entwicklung digitaler Lernmodule zu den „Englischen Fräulein“

 

 

Mit einem Projekttag am Maria-Ward-Gymnasium ist am 22. Juli ein Lehrprojekt zu Ende gegangen, das Archivarin Dr. Regina Baar (Congregatio Jesu, MEP) in Kooperation mit OStRin Daniela Andre (LMU München) und StRin Christina Frech (Maria-Ward-Gymnasium München Nymphenburg) konzipiert hat. Ziel des Lehrprojekts war es, didaktisches Knowhow für eine moderne Vermittlung der Ordensgeschichte zu gewinnen, die Erinnerung für die Schülerinnen der Maria Ward Schulen lebendig zu halten – und gleichzeitig Lehramtsstudierenden der LMU die Möglichkeit zur Praxiserfahrung zu bieten.

400 Jahre Ordensgeschichte werden lebendig

Elf Lehramtsstudierende hatten im vergangenen Sommersemester in einer Lehrveranstaltung von OStRin Daniela Andre und Dr. Regina Baar am Historicum der LMU München vier digitale Lernmodule entwickelt. Grundlage war das reiche Archivmaterial des Ordensarchivs der Congregatio Jesu, speziell die Biografien von Münchner Schwestern aus dem vierhundertjährigen Ordensleben. Bekannt unter dem Namen „Englische Fräulein“ und renommiert für ihre Tätigkeit in der Mädchenbildung, waren diese in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv: als Lehrerinnen und Schuldirektorinnen im Bildungswesen, aber auch als Apothekerinnen und Krankenschwestern im Gesundheitswesen, als Verwalterinnen von Missionsstationen oder auch in Kunst und Kultur. Bei einem Archivbesuch recherchierten die Studierenden in den alten Dokumenten, führten Interviews und scannten Fotos; unterstützt von Ordenshistorikerin Sr. Ursula Dirmeier CJ und Sr. Bertholda Niederberger CJ. Schulreferentin Annette Haseneder bot mit einer Maria-Ward-Stadtführung durch München zusätzlichen historischen Kontext. Anschließend erarbeiteten die Studierenden in Kleingruppen Unterrichtskonzepte und abwechslungsreiche digitale Präsentationsformen für vier Schulstunden für die zehnte Klasse.

Abschließend präsentierten die angehenden Lehrer:innen ihre Lernmodule im Rahmen eines Projekttages am Maria-Ward-Gymnasium München-Nymphenburg vor einer zehnten Klasse. Die Schülerinnen setzten sich dabei intensiv und interaktiv mit dem Schulalltag im 19. Jahrhundert, mit der Mission der Schwestern in Patna (Indien) um 1860, mit der Tätigkeit der Ordensfrauen als Hilfskrankenschwestern im zweiten Weltkrieg und mit dem Thema „Theater“ auseinander. Die abwechslungsreich gestalteten Präsentationen und digitalen Tools fanden großen Anklang. Am Ende stand der Wunsch vieler Schülerinnen, das Ordensarchiv auch einmal persönlich zu besichtigen. 

Großer Dank gebührt allen Mitwirkenden von Universität, Schule, Ordensgemeinschaft und Archiv, die das Projekt gemeinsam so bunt und schön gestaltet haben – ganz besonders OStRin Daniela Andre für ihre didaktische Expertise und den engagierten Lehramtsstudierenden der LMU München, deren hervorragende Arbeiten den Maria-Ward-Schulen langfristig zur Verfügung stehen werden: die digitalen Präsentationen sollen dazu dienen, den jährlichen Maria-Ward-Tag der zehnten Klassen zu bereichern.

Fragen zum Projekt können Sie gerne richten an Archivarin Dr. Regina Baar (r.baar@congregatiojesu.de). Das Ordensarchiv freut sich über weitere intensive Zusammenarbeit mit Schule, Forschung und Lehre.

Text und Bild: Dr. Regina Baar

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