Ewigprofess von Sr. Nathalie Korf CJ und Sr. Anna Schenck CJ

Am Samstag, 4. Juli 2020 legten Sr. Nathalie Korf CJ und Sr. Anna Schenck CJ ihre Ewigprofess, das heißt, die Profess auf Lebenszeit, ab. Nach zwei Jahren Noviziat und sieben Jahren zeitlicher Profess ging damit eine Wegstrecke des gegenseitigen Kennenlernens, des Hineinwachsens in die Congregatio Jesu und des Entscheidens zu Ende. Gleichzeitig beginnt für die beiden Professinnen ein neuer Weg mit neuen Aufgaben, in der Congregatio Jesu „Sendung“ genannt. (In diesem Interview können Sie mehr daüber erfahren.)

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten nur rund 50 Mitschwestern, Angehörige, Freundinnen und Freunde und Weggefährten der beiden Professinnen live in Bad Homburg dabei sein. Daher wurde erstmals in der Geschichte der Mitteleuropäischen Provinz eine Professfeier per Livestream übertragen. So konnten die Mitschwestern der Provinz in Deutschland, Österreich, Südtirol und Ungarn live mitfeiern. Auch aus zahlreichen anderen Ländern weltweit schalteten sich Schwestern der CJ und der ebenfalls auf Mary Ward zurückgehenden Loretoschwestern (IBVM) zu.

So nahmen die beiden Generaloberinnen von CJ und IBVM, Sr. Jane Livesey CJ und Sr. Noëlle Corscadden IBVM aus Rom teil und auch Schwestern aus Nepal und Indien, mit denen Sr. Nathalie einige Monate während ihres Tertiats verbracht hatte, konnten live dabei sein,
ebenso Jesuiten im Libanon, dem Ort des Auslandsaufenthalts von Sr. Anna.

In ihrer mehrsprachigen Einführung wies Provinzialoberin Sr. Cosima Kiesner CJ auf die beiden Professkerzen auf dem Altar hin. „Sie sind ein Zeichen für die Bereitschaft eines Lebens mit Christus, dem lebendigen Licht, das unser Leben erhellt.“

In einem feierlichen Gottesdienst, dem P. Clemens Kascholke SJ vorstand und der von Mitschwestern und Weggefährten von Sr. Nathalie und Sr. Anna musikalisch begleitet wurde, legten die beiden Schwestern das Professversprechen auf Lebenszeit ab. Sie knieten dafür vor der erhobenen konsekrierten Hostie. „In unserem Institut wird die Profess traditionell ‚super hostiam‘ abgelegt, in der Gegenwart des leibhaftig präsenten Herrn Jesus Christus“, erläuterte Sr. Cosima Kiesner CJ. Neben den drei Gelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams legten die beiden Schwestern – wie es in der Congregatio Jesu üblich ist – auch ein viertes Gelübde ab, mit dem sie sich zum Gehorsam gegenüber dem Papst in Bezug auf die Sendung durch ihre Konstitutionen verpflichten.

Mit dem Ablegen des Professversprechens, der Unterschrift unter der Gelübdeformel und dem Eintrag ins Professbuch bekamen die beiden Schwestern ihre Professkreuze überreicht. Beide hatten sich dazu entschieden, dafür ein schlichtes Holzkreuz zu wählen. In beiden Fällen kein neues Kruzifix, sondern ein Kreuz, das beide – unabhängig voneinander – seit vielen Jahren bei sich tragen. „Dieses kleine Kreuz kennt mein Leben, häufig greife ich im Alltag danach, in schönen, dankbaren Momenten, aber auch in herausfordernden Situationen. Der Blick auf Jesus und der Griff nach dem Kreuz geben mir Kraft“, so Sr. Nathalie. „Es ist gut, etwas Handfestes dabei zu haben auf dem Weg, für den wir uns heute ganz hingegeben haben“, ergänzte Sr. Anna. „Diese Kreuze mögen euch Zeichen dafür sein, dass ihr euch auch in schweren Situationen immer von der Liebe des gekreuzigten Herrn getragen wissen dürft“, so Sr. Cosima Kiesner.

In ihrer Ansprache nahm Sr. Sabine Adam CJ Bezug auf den Evangeliumstext, den Sr. Anna und Sr. Nathalie sich ausgesucht hatten: Joh 21,1-14, Jesus erscheint den Jüngern am See Genezareth. „Jesus ist in den Augen der Apostel tot, aber es hat sich etwas von seiner Botschaft erhalten, dass es nicht um oben und unten geht, sondern um jede einzelne Person und seine und ihre Berufung. Und noch etwas hat sich erhalten, dass sie sich gegenseitig suchen, dass sie als Gruppe beieinander bleiben.“ Diese Erfahrung können auch Menschen heute machen, so Sr. Sabine: „Das Leben an der Seite Jesu hat Spuren hinterlassen. Die Apostel sind Gezeichnete, Berührte, sie können das, was sie mit Jesus erfahren haben, nicht ungeschehen machen, sie können nicht mehr dahinter zurück.“ In dieser Situation spreche Jesus die Apostel mit einem vertrauten, persönlichen Gruß an: „Meine Kinder.“ „In dieser Anrede und in dem vollen Netz erkennen die Apostel die Stimme Jesu und sein Werk. Sie haben sich erinnert, dass seine Stimme nach Leben schmeckt, nach Hoffnung, nach Mut.“

Aus den Erfahrungen der Jünger lässt sich lernen, so die erfahrene Mitschwester der beiden Professinnen: „Ihr werdet konfrontiert mit vielen unterschiedlichen Lebens- und Glaubensentwürfen. Ihr seid aufgerufen, einen Weg zu den Mitmenschen zu finden, zu verstehen, wie und wovon sie leben, und zu erzählen, was euch antreibt, was ihr erfahren habt, warum ihr so lebt, wie ihr lebt. Und wenn ihr unsicher seid, wenn ihr nach rechten Worten sucht oder euch nicht verstanden fühlt, dann wisst, dass das dazugehört. Das ist der Preis dafür, dass ihr über Bekanntes und Vertrautes hinausgeht.“

In diesem Sinn sei die mit der Ewigprofess verbundene Ganzhingabe auch ein Teil der Erfahrung, „dass Freiheit viel mehr ist als das Wählen zwischen einer sich immer mehr steigernden Anzahl von Optionen“.

Nach einer fröhlichen Feier mit Einhaltung der Hygiene- und Abstandregeln im Garten der Bad Homburger Kommunität schloss eine Vesper mit dem Dank von Sr. Anna und Sr. Nathalie den Festtag ab.