Mary Wards Exerzitien vor 400 Jahren

Hilfe im Gebet erflehen

Die Fastenzeit ist eine Zeit des Innehaltens, der Besinnung, eine Zeit, um zurückzublicken, sich zu besinnnen und neue Ausrichtung für das eigene Leben zu suchen. Viele Menschen nutzen die Zeit vor Ostern daher, um Exerzitien zu machen - ein langes Wochenende oder eine ganze Woche, Alltagsexerzitien, Online-Exerzitien oder vielleicht sogar de "großen",  30-tägigen Exerzitien. Für Menschen, die iin und mit der igantianischen Spiritualität leben, gilt das besonders.

Auch Mary Ward kannte, schätze und lebte aus der Kraft der Gottesbegegnung bei den Exerzitien. Vor 400 Jahren, im April 1619, zog sie sich zu Exerzitien zurück, die rückblickend etwas Besonderes waren. Im Oktobert des gleichen Jahres machte sie noch einmal Exerzitien. Aus beiden sind uns Aufzeichnungen aus ihrer eigenen Hand erhalten geblieben. Mit diesen möchten wir uns an den Sonntagen der Fastenzeit 400 Jahre später beschäftigen.

Zur Einführung in die äußeren Umstände, die Mary Ward damals bewegten, sei Sr. M. Immolata Wetter CJ zitiert. In "Schulungsbriefe. Annäherung an Maria Ward mit ausgewählten Quellentexten" (S. 88 ff.) schreibt sie:

"Im Jahr 1619 zog sich Maria Ward zweimal zu Exerzitien zurück. Aus den stillen Tagen im April stammt der Brief an P. Tomson. Sie suchte die Einsamkeit auf, um im Gebet Klarheit und Hilfe zu finden. Ihre Gründung war gefährdet. Schon seit den Anfängen gab es Einwände und Feindseligkeiten gegen die neuartige und für Frauen ungewöhnliche Gemeinschaft. [...]

In einem der Lütticher Häuser bildete sich eine Gruppe von Schwestern, die in ihrem Beruf [Anm. der Redaktion: ihrer Berufung] verunsichert waren. Sie scharten sich um die belgische Laienschwester Praxedis, die sich auf Schauungen berief, in denen ihr angeblich kundgetan wurde, dass der von Maria eingeschlagene Weg nicht der rechte sei. Die Auseinandersetzung, die nicht auf den häuslichen Herd beschränkt blieb und sicher auch von außen her gesteuert wurde, ging der noch kleinen und kirchlich wie wirtschaftlich ungesicherten Gründung ans Lebensmark. [...]

Maria Ward hatte sich bis kurz vor April 1619 in England ganz dem Dienst des Nächsten gewidmet. Als sie nach Lüttich zurückkam, fand sie ihr Haus voll Unruhe und Verwirrung. Sie ging nun nicht leichthin über die Einwände hinweg, denen sie begegnete. Sie beschwichtigte ihre Gefährtinnen nicht mit Vorstellungen, dass sie als Gründerin den Weg wissen müsse, sondern fragte sich allen Ernstes, ob nicht sie selbst einer Täuschung anheimgefallen sei. In ihrer Not begab sie sich in die stillen Tage und erflehte von Gott Hilfe im Gebet.

Aus ihrer geistlichen Erfahrung wusste sie, dass wir uns immer aufs Neue freimachen müssen von den heimlichen Verstrickungen, in die uns die Eigenliebe fast unmerklich einfängt. Sie tat dies mit der Energie, Aufrichtigkeit und Lauterkeit, die wir immer wieder an Maria bewundern. Es ging ihr nur um die Erfüllung des Willens Gottes. Subjektiv war sie sicher über die Weisungen, die sie von Gott empfangen zu haben glaubte. Dennoch pochte sie nicht auf diese Gewissheit und beruhigte sich nicht leichthin mit dem, was ihr ganz klar als Wille Gottes erschienen war. Der Brief, dem wir uns zuwenden, ist ein Zeugnis für die Freiheit und Lauterkeit ihres Herzens. [...]"

"Hochwürdiger lieber Vater.

Ich befand mich heute in einem Meer von Unsicherheiten und war voll von Befürchtungen ob meiner Unfähigkeit, auch nur eine kleine Sache ohne kräftige und besondere Hilfe zustande zu bringen. Da bat ich Gott um seinen Beistand, denn er war meine letzte und beste Zuflucht. In dieser Meinung empfing ich die heilige Kommunion. Da kam mir der folgende Vorschalg in den Sinn (es wurde mir dabei leichter, soch konnte ich keinen anderen Grund dafür sehen als den, dass ich Gottes Wille erfülle, indem ich vorlege, was mir eingefallen ist: denn mir scheint, dass damit eine Wirkung verbunden sein könnte, die mir jetzt noch nicht bekannt ist).

Könnte Schwester Praxedis nicht in der Form eines Instotutsplanes niederschreiben, was sie gesehen hat, zusammen mit allem, was sie von Gott in dieser Angelegenheit noch erhalten kann? Wie wäre es, wenn Sie selbst oder P. Burton der Schwester befehlen würden, einen Institutsplan mit der gleichen Sorgfalt aufzuzeichnen, als wenn sie an meiner Stelle stünde und ich in einer anderen Welt wäre, so als läge die ganze Verantwortung dafür bei ihr.

Sie darf auch wissen, welchen Auftrag ich von Gott erhalten habe, wenn dies als nützlich erachtet wird oder ihr helfen kann. Es sind die folgenden Worte (sie sind buchstäblich zu nehmen ohne Hinzufügung oder Änderung einer Silbe): Nimm das Gleiche von der Gesellschaft. P. General wird es nie erlauben. Geh zu ihm.

Dies sind die Worte, deren Wert nicht hoch genug zu schätzen ist; das Gute, das sie enthalten, kann nicht zu teuer erkauft werden. Die Worte öffneten einen Ausblick wo [Anmerk. der Übers.: zuvor] nicht zu sehen war. Sie taten kund, was Gott getan haben wollte. Auch verliehen sie Kraft zum Durchstehen dessen, was seither vorgefallen ist. Sie gaben Sicherheit für das, was in der Zukunft erwünscht ist. Und wenn ich je würdig sein sollte, noch weiter an dem Institut zu arbeiten, so muss ich von hier ausgehen. Ich könnte über die Worte noch vieles sagen, nie aber alles. Sie [Anmerk. der Übers.: Praxedis] aber wird weit besser sehen, was Gott mit ihnen beabsichtigte, wenn sie ihn nur darnach [ibd.] fragen will, es sei denn, dass er, der alles kann, was er will und bei dem alles gut ist, was er tut, ihr ein anderes Arbeitsfeld zuweist. [...]

Ich bringe den Vorschlag [Anmerk. der Übers.: für Praxedis] nicht deshalb vor, weil ich etwas, das in meinen Kräften steht, ungetan lassen möchte, Gott bewahre mich, ich will mein Bestes tun und alles, was ich kann. Tun Sie in dieser Sache, was Ihnen beliebt.

Ich erbitte Ihren Segen.

1619. Immer in Ergebenheit

Ma. Ward"