Adventsgrüße der Provinzialoberin

Wer die Not geschmeckt hat, wird das Wunder mit offenen Armen empfangen.

Verschiedene Eindrücke begleiten mich in diesen Wochen des zweiten Lockdowns, am Ende des Kirchenjahres und im Ausblick auf all die beschränkenden Bestimmungen an Weihnachten und darüber hinaus:

Da sind die Erfahrungen der Not ganz in unserer Nähe, in Kommunitäten und bei Verwandten und Freunden: das Hereinbrechen des Befürch­teten, die Infizierung von Menschen, die wir kennen und lieben, mit dem neuen Virus.

Und gleich­zeitig dürfen wir erfahren, dass das Leben weitergeht, dass diese bedrohliche Zeit durchstanden wird, dass Hilfe kommt, dass die Kräfte irgendwie reichen. Die Gefühle fahren Achterbahn: zwischen Weinen und Angst, Lachen und Erleichterung, Müdigkeit und Energie, Atemlosigkeit und Ruhe. Wer es schon hinter sich hat, weiß aus dem Abstand von einigen Monaten, dass diese Erfahrung, auch wenn sie vorbei ist, tief in den Knochen und in der Seele steckt.

In Pasing wurde Anfang November der letzte Gottesdienst in der Institutskirche gefeiert. Das Allerheiligste wurde entnommen, die Kerzen am Hochaltar gelöscht. Der Priester trug, begleitet von zwei Schwestern mit den Altarkerzen, das Ziborium in die neue Kapelle: das ist ganz konkret ein Auszug, ein Exodus. Gott zieht weiter, und wir ziehen mit. Wir müssen mitziehen, sonst verlieren wir Ihn und bleiben an einem leer gewordenen Ort zurück. Mitgehen ist mühsam. Aber die Wunder geschehen auf dem Weg.

Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen allen gerade in diesen Wochen des Advents 2020.

Einen herzlichen Gruß. Gott behüte Sie!

Sr. Cosima Kiesner CJ
Provinzialoberin der Mitteleuropäischen Provinz