Der „Gute Hirte“ seiner Weltpfarrei

Papst Franziskus

 

Die Congregatio Jesu trauert um Papst Franziskus, der am Ostermontag, 21. April, im Alter von 88 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben ist. Franziskus, der 1958 in den Jesuitenorden eintrat, war ebenso geprägt von der ignatianischen Spiritualität und Vorgehensweise, wie die Schwestern der CJ. Er hat immer wieder die Bedeutung des echten Zuhörens betont und Formen geschaffen, in denen das praktiziert wird. Das ignatianische Stichwort der „Unterscheidung“ gehört zu den prägenden seines Pontifikats. Ebenso war sein Umgang mit dem Menschen von Geschwisterlichkeit geprägt. Uns Christen hat er immer wieder zu einer entschiedenen und konkreten Nachfolge aufgefordert und herausgefordert.

Provinzoberin Sr. Cosima Kiesner CJ spürt vielfältige Emotionen:

Papst Franziskus ist tot.

Wie so oft sind die inneren Stimmen vielfältig.

Da ist eine große Dankbarkeit in mir, dass Papst Franziskus diesen neuen Wind in die Kirche gebracht hat: den klaren Blick für die Menschen, für die Armen, Unterdrückten, die Menschen in Not und sich selbst als Mitmensch und Mitchrist präsentiert hat. Er übte das Papstamt in Schlichtheit aus und zeigte eine hohe Gesprächsbereitschaft. Die Implementation des synodalen Ansatzes ist so wichtig für die Zukunft der Kirche.

Nach der schweren Krankheitsphase freue ich mich für den Papst, dass Gott ihn zügig heimgeholt hat an einem schönen Sterbetag, dem Ostermontag – direkt in die Auferstehung hinein.

Unruhig denke ich an die kommende Papstwahl: Wer wird es und was wird die Hauptbotschaft des neuen Papstes sein in dieser Zeit der Destabilisierung und Neuordnung in der ganzen Welt?

Ich hoffe auf klare Positionierung und gleichzeitig auf ein Weiterführen der Barmherzigkeit in Wort und Tat.

Elisabeth Kampe CJ erinnert sich an den Tag der Papstwahl:

„Ich war an dem Tag seiner Wahl auf dem Petersplatz. Es war ein langes Warten bei kaltem und regnerischem Wetter.  Doch dann kam endlich weißer Rauch. Die Menge war wie elektrisiert. Als dann der Namen Jorge Bergoglio fiel, war große Ratlosigkeit. Jeder suchte in seinem Handy. Auch der Reporter, der neben mir stand, war völlig verwirrt. Dann nach einer weiteren Stunde erschien er auf der Loggia des Peterdomes und begrüßte die Menge mit: Buona sera! Ganz unspektakulär: „Guten Abend.“  Diese Menschlichkeit hat er in seiner ganzen Amtszeit beibehalten. „Betet für mich und ein gutes Mittagessen“, das war jeweils die letzten Worte beim Angelus am Sonntag. Er ist und war für mich der Weltenpfarrer, der ‚Gute Hirte‘ seiner Weltpfarrei.“

Sabine Adam CJ über das Verständnis Franziskus‘ seines Amtes:

„Zunächst schätze ich sehr an ihm, dass er sein Amt wirklich als Dienstamt verstand. Er verzichtete ausdrücklich auf Privilegien und nahm dafür viel Kritik oder Häme in Kauf.

Dann imponiert mir, dass er versuchte, Menschen und Menschengruppen zu einem echten Dialog zusammenzuführen. Er hat im synodalen Prozess Menschen zum Mitdenken eingeladen, die sonst nicht vertreten waren, besonders Laien insgesamt und speziell auch Frauen. Mithilfe einer bestimmten Gesprächsführung wurde versucht, den Dialog in die Tiefe zu führen, nicht beim Schlagabtausch zu bleiben, sondern den eigentlichen Gründen und Argumenten auf den Grund zu gehen. Er hat, meine ich, schon sehr deutlich gemacht, dass es echte Veränderungen in der Kirche braucht. Bisher war er damit, nach meiner Einschätzung, noch nicht sehr erfolgreich. Aber das mögen die, die die Weltkirche stärker im Blick haben, durchaus anders sehen. Rein menschlich, von seinem ganzen Verhalten und den vielen Zeichen, die er gesetzt hat, hat er sich wohltuend von vielen früheren Päpsten unterschieden. Ich wünsche der Kirche sehr, dass sein Anliegen der Erneuerung von seinem Nachfolger aufgegriffen und weitergeführt wird.“

 

Nathalie Korf CJ war besonders von Papst Franziskus‘ Einsatz für den Klimaschutz beeindruckt:

„Ich danke Papst Franziskus für sein Engagement für die Schöpfung, besonders für die Enzyklika Laudato si. Sie wurde weit über die Kirche hinaus rezipiert. Mich hat sie motiviert, auf den „Schrei der Armen“ und den „Schrei der Erde“ mit meinem Einsatz für Nachhaltigkeit, insbesondere für Klimagerechtigkeit, zu reagieren.“ 

 

 Text: Christina Waechter, Bild: Annett_Klingner / pixabay