Neuer Nutzer für das Gebäude des Zentrums Maria Ward

Unterstützung für den Inklusionsgedanken

Congregatio Jesu vermietet Gebäude des Zentrums Maria Ward in Augsburg an Stiftung Sankt Johannes

München / Augsburg. „Für uns ist es kein einfacher Schritt gewesen, das Gebäude des Zentrums Maria Ward zum Jahresende 2015 zu räumen“, schildert Sr. Sabine Adam CJ ihre Empfindungen bei der Pressekonferenz anlässlich der Übergabe. Die Provinzoberin der Mitteleuropäischen Provinz weiß aber, dass diese Entscheidung richtig war, denn trotz einer ausgezeichneten Belegung konnte das Exerzitien- und Tagungshaus nicht kostendeckend betrieben werden.

Zwei Aspekte haben den Schwestern das Verlassen des Gebäudes erleichtert: Zum einen, dass das Angebot des ZMW erhalten bleibt, wie ein Blick ins Veranstaltungsheft 2016 beweist. „Exerzitien, Atempausen und Denkanstöße“ werden sowohl in den anderen Bildungshäusern der Congregatio Jesu (Neuburg / Donau und St. Pölten / Österreich) als auch an anderen Orten nach wie vor angeboten. Zum anderen, dass mit der Stiftung Sankt Johannes ein Nutzer gefunden werden konnte, der in Augsburg dringend benötigten Wohnraum für Menschen mit geistiger Behinderung schaffen will.

Das Gebäude in der Karmelitengasse eignet sich gut für einen inklusiven Ansatz, weil es sehr zentral liegt. Foto: rif

Wohnraum für Menschen mit geistiger Behinderung

Es habe auch andere Interessenten gegeben, so die Provinzoberin, aber das Gesamtangebot der Stiftung Sankt Johannes habe den Provinzrat überzeugt. „Wir sind froh, dass wir mit dieser Lösung Inklusion unterstützen können und dass wir damit auch dazu beitragen, dass Menschen mit einer geistigen Behinderung näher bei ihren Angehörigen bleiben können“, betont Sr. Sabine Adam CJ bei der Pressekonferenz anlässlich der Übergabe.

Die 31 Schwestern, die in der benachbarten Augsburger Ordensniederlassung leben, freuen sich auf eine gute Nachbarschaft mit dem neuen Nutzer. „Uns ist es wichtig, dass wir gute Beziehungen zueinander aufbauen und diese pflegen“, meint die Augsburger Oberin Sr. Mechtild Meckl CJ.

Auf gute nachbarschaftliche Beziehungen freut sich Augsburgs Oberin Sr. Mechtild Meckl CJ (rechts). Der Geschenkkorb von Robert Freiberger (Mitte) ist ein schönes Startsignal. Links im Bild: Der stellvertretende Geschäftsführer der Stiftung, Roman Schiele. Foto: rif

Nach Angaben des Geschäftsführers der Stiftung, Robert Freiberger, herrsche in Augsburg ein großer Mangel an Wohnraum, insbesondere für Menschen mit einer geistigen Behinderung. „So waren bisher viele von ihnen gezwungen, in die Peripherie zu ziehen, wenn sie nicht mehr bei den Eltern leben konnten.“ Das Gebäude in der Karmelitengasse sei ideal, weil es sehr zentral liege, betonte der Geschäftsführer. Deshalb sei es gut geeignet für Personen mit einer leichteren geistigen Behinderung. Sie könnten so zum Beispiel mit der Trambahn zu fahren und Angebote im Stadtgebiet annehmen.

Heraus aus den Sonderwelten

Außerdem ist beabsichtigt, dass einige Studenten ins Gebäude einziehen. Durch die Begleitung geistig behinderter Bewohner zu Veranstaltungen könnten sie ihre Miete reduzieren. Robert Freiberger freut sich auch bereits auf die Kontakte zu den Maria Ward-Schulen auf dem Gelände. Die Schülerinnen und Schüler fänden Praktikumsplätze im Haus – etwa im Rahmen eines Compassion-Projekts – oder sie könnten mit den Bewohnern künstlerisch arbeiten. „Behinderte leben seit vielen Jahrzehnten abgeschirmt. Es ist gut, dass sie durch zentrale Wohnmöglichkeiten aus ihren Sonderwelten herauskommen können“, betont Robert Freiberger.

Der Zeitplan der Stiftung sieht so aus, dass das Haus ab sofort entsprechend den Bedürfnissen der künftigen Bewohner umgebaut wird. Ab Mitte des Jahres 2016 sollen die Bewohner dann einziehen. Voranmeldungen auf die rund 30 Augsburger Plätze sind sowohl für Menschen mit geistiger Behinderung als auch für Studenten bereits möglich (bei Brigitte Furthmüller, Telefon 09097/809-486).

Der Mietvertrag der Congregatio Jesu mit der Stiftung Sankt Johannes hat eine Laufzeit von zehn Jahren mit der Option auf eine Verlängerung um weitere fünf Jahre. Außerdem wurde der Stiftung ein Vorverkaufsrecht eingeräumt, sollte das Gebäude dereinst verkauft werden. (gr)

Provinzoberin Sr. Sabine Adam CJ beim Interview zur Übergabe des Gebäudes. Foto: rif