Impuls zum Sonntag: Schön in Bewegung bleiben!

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Wann sind Sie zum letzten Mal gehüpft? Einfach herumgehopst, mutig irgendwo von einer Mauer heruntergehüpft, ins Wasser gesprungen? Oder wann haben Sie einen Sprung über einen Abgrund gemacht?

Bei mir ist es lange her – nicht ganz lange, aber ein bis zwei Jahre bestimmt. Da war
ich zum letzten Mal mit Jugendlichen in einer Trampolinhalle.

Hüpfen ist ein wenig ein Widerstand gegen die Schwerkraft. Unser Körper, unsere Kleidung und alles, was wir tragen, ziehen uns zum Boden hinunter. Wer hüpft, der zeigt der Schwerkraft zumindest sekundenlang, dass es anders geht. Zum Glück holt die Schwerkraft uns dann wieder ein, sonst würden wir in der Luft hängenbleiben.

Hüpfen – biblisch

Ich liebe diese Bibelstelle von Maria und Elisabeth, die am vierten Adventssonntag gelesen wird. Weil das die großartige Geschichte einer Freundschaft von zwei starken Frauen ist. Aber auch,
weil es eine niedliche Geschichte von zwei starken Männern ist.

Gerade Johannes wird in der Bibel eher als brutal vorgestellt: als wilder Mann in der Wüste, mit Fellen am Körper, Heuschrecken essend. Die Phantasie malt dann noch den verwilderten Bart, große Muskelberge und eisenharte Hand- und Fußflächen dazu. So ein wilder Mann beugt sich dann nur vor Jesus. Und völlig logisch, dass so ein gefährlicher Mann dann eine Frau so reizt, dass am Ende sein blutig abgeschlagener Kopf auf dem Tisch liegt. Soweit reißt einen die aus der
Bibel und – zugegeben schlechten – Spielfilmen gespeiste Phantasie mit. Und hier in dieser Bibelstelle?

Da spielt Johannes nicht mit. Der wilde Mann ist hier ein kleines, noch unfertiges Kind, das nicht
nur den Klischees, sondern auch der Schwerkraft trotzt. Er spürt Jesu Anwesenheit und hüpft vor Freude schon stillvergnügt im Bauch.

Hüpfen, das ist wie Humor: einen Augenblick die Gesetze außer Kraft setzen, sich selbst vergessen,
nichts darauf geben, was sein soll oder muss, einfach das Schlagen des Herzens nachahmen.

Leicht – wie Jesus

Der Augsburger Schriftsteller Bertolt Brecht schreibt in seinem Gedicht "Maria" über Weihnachten
Jesus denn auch die Eigenschaft der Leichtigkeit zu:

Alles dies
Kam vom Gesicht ihres Sohnes, der leicht war
Gesang liebte
Arme zu sich lud
Und die Gewohnheit hatte, unter Königen zu leben
Und einen Stern über sich zu sehen
zur Nachtzeit.

Jesus war leicht, weil er souverän mit den Gesetzen der Welt umgehen konnte. Er war nicht beschwert mit einem "Müsste", "Sollte", "War schon immer so" oder "Wird erwartet" – das, was uns und unser Leben oft so schwermacht. Wer nachts über sich einen Stern sieht, gerne singt und feiert mit den verschiedensten Menschen, der hat immer noch eine Option mehr, einen weiteren Horizont in der Hinterhand, eine Idee mehr im Herzen.

Jesu Leichtigkeit ist eher ein "Warum eigentlich?", ein "Was ist näher an Gott?" oder ein "Wo ist mehr Liebe?" – das ist alles leicht, solche Fragen geben den Mut zu großen Sprüngen. Alles Gute im Leben ist leicht.

Für Ignatius von Loyola, den großen Meister des geistlichen Entscheidens, ist das auch ein Kriterium für eine gute Entscheidung: Wenn sie sich leicht, einfach anfühlt. Wenn sich eine Entscheidung kompliziert oder schwer anfühlt, ist das ein Indiz, dass sie vielleicht nicht passt. Oder – für sehr Fortgeschrittene – dass eine besondere Prüfung ansteht. Aber auch die ist dann eher nur schwer, nicht kompliziert-schwer.

Können wir so glauben? Ist das nicht naiv, zusammen mit dem Evangelium gefühlsduselige Weihnachtsstimmung? Darf Leichtigkeit noch sein in unserer Welt voller bedrückender Zahlen und Fakten? Passt Leichtigkeit zur Tagesschau? Zum Klimawandel und gegen Populismus?

Es gibt eine wunderschöne Erzählung über den Pfarrer Don Camillo, der sich mit großem Ernst und Eifer für den Glauben einsetzt. Und dem dabei manchmal die Begeisterung durchgeht, zum Beispiel, wenn er nach einem guten Gespräch mit seinem Christus und voller neuer Ideen und Pläne die Kirche verlässt:

Rennen – zum Lob Gottes

"Bei solchen Gelegenheiten vergaß Don Camillo stets die Hausnummer. Er stand vor dem Altar: Er
verbeugte sich, machte kehrt, fing zu laufen an, und erst mitten in der Kirche bremste er und ging würdigen Schrittes bis zum Ausgang. Und Christus beobachtete ihn zufrieden, weil auch dies eine Art war, das Lob des Herrn zu singen."

Wer das Herz voll hat und mit Energie für das Gute kämpft, der darf auch, ja der sollte auch leicht
sein können. Wer nur kämpft, wird schnell verbittert; wer auch hüpfen kann, gewinnt den Abstand zu den Fragen und schafft Platz für Gott und seine Ideen.

Ich wünsche Ihnen für die Weihnachtszeit, dass auch Sie ein wenig von der Leichtigkeit wiederfinden – im Schnee stöbern, im Laub rascheln, mal hüpfen oder laufen mit dem Hund oder den Kindern – und so Gott loben.

Sr. Birgit Stollhoff CJ

Wir danken der Katholischen Sonntagszeitung für die Veröffentlichungsgenehmigung.