Von blindem Optimismus und lebensspendender Hoffnung

Sr. Birgit liest gerne "cozy crime" und schaut nur Filme mit Happy End. Ist sie naiv? Nein, sie setzt ihre Hoffnung darauf, dass Gott alles zu einem guten Ende führen kann. Ein Impuls zum Palmsonntag:

Ich habe eine sehr schlechte Angewohnheit, die bislang kaum ein Mensch, auch kein:e Freund:in versteht: Wenn ich Bücher kaufe oder leihe, lese ich vorab gleich am Ende rein. Ich will nicht wissen, wer der/die Mörder:in ist. Aber ich mag es nicht, wenn Held:innen sterben oder Liebesgeschichten schlecht ausgehen oder gar der Ich-Autor der Mörder ist. Ich lese fast nur Bücher und schaue fast nur Filme, die gut ausgehen. Deswegen lese ich gerne harmlose Krimis – "cozy crime" heißen sie im Englischen. Und ich schaue gerne (naja – fast nur) Filme mit garantiert gutem Ende – die SOKOs und andere Serien, aber ich schrecke auch vor dem "Traumschiff" nicht zurück.

Das verstehen viele nicht: Laufe ich da nicht vor der Realität weg? Will ich mir die Welt rosa malen? Bin ich da naiv?  

Der Unternehmensberater und Visionär Simon Sinek unterscheidet zwischen Optimismus und "blind positivity" – was man etwa als "naive Zuversicht" übersetzen kann. Bei "blind positivity" wird alles oberflächlich gut geredet, alles ist ok, das Dunkel ist gar nicht so schlimm. Und mit so einer Einstellung verschlimmern etwa Führungskräfte schwierige Phasen, weil sich die Mitarbeitenden nicht verstanden fühlen und sich noch mehr Druck machen. Optimismus dagegen ist für ihn der unbedingte Glaube an eine bessere Zukunft. Aber Optimismus weiß, dass es dunkle Zeiten und lange, hoffnungslose Durststrecken gibt. Optimistische Führungskräfte wissen das und leugnen solche Phasen nicht. Sondern sie bestärken in solchen Phasen den Zusammenhalt, achten umso mehr auf ihre Mitarbeitenden und wissen, dass man aus dem Tunnel nur zusammen rauskommt – und dass es danach viel besser wird und das Team stärker ist.

Und so geht es auch mir mit meinem Medienkonsum: Ich weiß, dass es Grausamkeiten und Kriege in der Welt gibt und schlimme Krankheiten etc. – das weiß ich alles. Aber ich möchte daran glauben, dass am Ende alles gut wird. Das die guten Menschen siegen, dass die Held:innen weiter Heldentaten vollbringen und das Teams, Kolleginnen und Paare sich wieder zusammenfinden.

Und diesen Optimismus finde ich nicht naiv, sondern zutiefst christlich: Jedes Jahr beginnt am Palmsonntag der gemeinsame Weg aller Christ:innen durch den dunklen Tunnel der Karwoche. Jedes Jahr sehen wir den Verräter an der Festtafel, jedes Jahr den einsamen Jesus in der Nacht. Jedes Jahr hören wir die Erzählungen von feigen Jüngern und durchleben die Qualen Jesu mit. Und jedes Jahr wissen wir, dass am Schluss die Hoffnung und die Liebe siegt. Jedes Jahr feiern wir, dass die Liebe stärker ist als der Tod. Der Glaube an eine heile Welt ist für mich nicht naiv, er ist Fundament meines Glaubens und meiner Einstellung zu Schwierigkeiten. Und wenn der Tag schwierig war, darf mich abends zumindest das Fernsehen oder ein Buch in diesem Optimismus bestärken.

Evangelium nach Markus (Mk 11,1-10)

Es war einige Tage vor dem Paschafest Sprich: Paschafest.
Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Bétfage und Betánien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger aus.
Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet das Fohlen los und bringt es her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht es; er lässt es bald wieder zurückbringen.
Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße ein Fohlen angebunden und sie banden es los.
Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, das Fohlen loszubinden?
Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren.
Sie brachten das Fohlen zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf.
Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere aber Büschel, die sie von den Feldern abgerissen hatten.
Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen:
Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!

Vielen Dank an katholisch.de für die Möglichkeit, den Text zu übernehmen.