Weihnachtsbrief der Generaloberin

 

Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg,
führ uns zur Krippe hin, zeig wo sie steht.
Leuchte du uns voran, bis wir dort sind.
Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind.
A.H.Zoller

Weihnachten 2025

Liebe Gefährtinnen im Herrn,


In den Wochen des Advents haben wir wieder – sicher intensiver als zu anderen Zeiten – eine große Sehnsucht in uns verspürt: eine Sehnsucht nach Heil und Frieden, in unserem eigenen Leben, im Leben unserer Gemeinschaft, im Leben unserer so sehr verwundeten Welt.


Dabei wird uns jedes Jahr neu bewusst, dass das Weihnachtsfest mit seiner Heils- und Friedensbotschaft oft in einer riesigen Spannung steht zu der erlebten Realität, und wir fragen uns sicher oft, wo denn die verheißene Erlösung Wirklichkeit wird.


Ein traditionelles deutsches Weihnachtslied greift diese Sehnsucht auf und spricht von der Notwendigkeit, sich zunächst auf einen Weg der Suche, der bewussten Ausrichtung einzulassen, bevor wir in der Lage sind, das Wunder zu entdecken, zu erfassen und uns von ihm verwandeln zu lassen.


Der Suchende muss sich ganz auf das Wesentliche hin ausrichten: auf das Licht des Sternes, der ihn führt. Nur wenn wir dem Licht zugewandt sind, werden wir den Weg zur Krippe finden, verlieren wir uns nicht in den Dunkelheiten und Irrwegen, die uns zweifelsohne umgeben, belasten und den Blick verstellen, die aber nicht die Oberhand bekommen dürfen, uns nicht absorbieren dürfen.


Es bedarf dieser bewussten und entschiedenen Ausrichtung auf das Licht, es bedarf des bewussten Sich-Einlassens auf einen – vielleicht mühsamen – Weg der aufmerksamen Suche, damit wir das Wunder entdecken, damit das Wunder uns erfassen und verwandeln kann, damit Gott in uns Mensch werden kann, damit sich Licht und Freude in uns ausbreiten und durch uns hindurch strömen können zu all den Menschen, mit denen wir leben, denen wir begegnen und zu denen wir gesandt sind.


Wenn wir in diesem Jahr erstmals als eine vereinte Kongregation Weihnachten feiern, so tun wir das in persönlicher und gemeinschaftlicher Ausrichtung auf den uns leitenden Stern, der uns zum tiefen und bestätigenden Erlebnis des Wunders führt. Wir werden spüren dürfen, dass die große Sehnsucht nach Verbundenheit, nach Einheit, nach Heil – eine zutiefst adventliche Sehnsucht - von Gott angenommen ist. Wir werden spüren, dass uns Erfüllung geschenkt wird – nicht in Form einer fernen, irrealen Idylle, sondern in konkreten kleinen Schritten, mit denen wir miteinander in unserem Alltag an unserer Verbundenheit bauen. Wo Offenheit und Zugewandtheit unsere Beziehungen prägen, da geschieht Menschwerdung, in der CJ und überall auf der Welt.


Die Menschwerdung Gottes ist die höchste Form der Zuwendung und der Verbundenheit. Wenn der Engel zu den Hirten spricht „Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll“ (Lk 2,10) so dürfen wir dies sicher auch als Aufruf betrachten, zu Multiplikatorinnen zu werden, einander das Wunder von Weihnachten zuzusagen und zuteilwerden zu lassen, Anteil zu geben an dem, was uns ergriffen hat, an dem, was unser Leben hell und heil macht. Wir teilen das Licht, das uns den Weg in die Zukunft weist, und wir teilen Gottes Menschwerdung in uns.


In der letzten Strophe des oben zitierten Liedes heißt es:

Stern über Bethlehem, kehrn wir zurück,

Steht noch dein heller Schein in unserm Blick,

Und was uns froh gemacht, teilen wir aus

Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus!


Ich wünsche Ihnen allen ein von tiefer Freude erfülltes Weihnachtsfest und Gottes reichen Segen für das neue Jahr.


In herzlicher Verbundenheit

 

Bild: Angeles Balaguer / Pixabay