Christus und ein irdischer König

Zum dritten Fastensonntag 2019: Eine Exerzitienbetrachtung Mary Wards

Die Fastenzeit ist für viele Menschen eine gute Zeit für Exerzitien. Auch Mary Ward lebte aus der Kraft der Gottesbegegnung bei den Exerzitien. Vor genau 400 Jahren zog sie sich zu Exerzitien zurück, die rückblickend etwas Besonderes waren. Mit ihren Aufzeichnungen aus dieser Zeit beschäftigen wir uns an den Sonntagen der Fastenzeit 2019. Am zweiten Fastensonntag steht dabei eine Betrachtung im Mittelpunkt, die Mary Ward mit "Der Vergleich zwischen Christus und einem irdischen König" überschreibt. Sr. M. Immolata Wetter CJ schreibt dazu in den Schulungsbriefen (S. 154 f.):

"Jede Gebetsstunde hat ihren eignenen Charakter. Es ist, wie wenn wie zu verschiedenen Zeiten auf das gleiche Meer blicken oder zu einem Bergmassiv im steigenden oder fallenden Licht aufschauen. Der Betrachtungstext ist von der Niederschrift her nicht einmal in Umrissen zu erkennen. Maria findet sich in der Gegenwart Gottes. Daher fällt es ihr leicht, das Wort an der Herrn zu richten. Den Willen Gottes zu finden und zu erfüllen, ist auch Anliegen dieses Gebets.

Während die kurze Einleitung die ganze Stnde überblickt, bringen die folgenden längeren Abschnitte den Ausklang derselben: Angebot und Einsicht. Dabei berührt Maria wieder ihr Thema von der Freiheit, das sie seit den Exerzitien von 1615 begleitete. Auch diese Aufzeichnung macht klar, wieviel ihr an der inneren Aneignung dessen lag, was sie m 31. Oktober 1615 erkannt hatte: frei zu werden von ... und frei zu sein für ...

Hier wird den Gaben und Eigenschaften, die im Brief an Pater Lee aufgezählt sind, auch die Stärke, der Starkmut, beigefügt. Dieser Kardinaltugend bedarf Maria in besonderem Maße; in der Betrachtung vom Tod hat sie wohl eine Bestätigung bekommen. Nun muss sie durchhalten. Nun muss sie das Werk durchtragen, die Gefährtinnen gewinnen, überzeugen. Das Gute, das ihr geschenkt ird, will sie allen zugute kommen lassen."

Mary Wards Betrachtung:

"Jhs
Der Vergleich zwischen Christus und einem irdischen König

Gott war gegenwärtig: ich fühlte mich frei, mit ihm zu sprechen; der größte Teil der Stunde war damit ausgefüllt, dass ich mit Liebe und Hoffnung zu ihm redete und achtsam hinhorchte auf das, was er wollte, voll Verlangen, seinen Willen zu erfüllen.

Nun bot ich mich an, ihm zu dienen: zuerst wollte ich überwinden, was mich zur Sünde verleiten könnte, und dann alles tun, je nach der Lage, in die er mich versetzen werde. Nachdem ich für eine solche innere Verfassung gedankt hatte, mit der ich ihm so nahe folgend durfte usw., kamen mir einige Gedanken, keine üblen, aber solche, die nicht zu meinem Gegenstand gehörten, über sie dachte ich ein wenig nach. Als ich mich wieder meinem Gegenstand zuwandte und damit Gott, bat ich (mit Vertrauen) um Verzeihung und um die Gnade, mich in allem aufzugeben, was seinem Willen nicht entspricht.

Ich nahm wahr, dass die Lektion, die ich nun lernen sollte, darin bestand, mich ruhig von allem freizumachen, was ich als ihm weniger wohlgefällig erkannte. Dies zu erreichen, schien mir leicht möglich; ich ging darauf ein und bat darum mit Liebe und Hoffnung. Ich sah einen Schimmer des ausgezeichneten Standes: Entfernung vom Bösen, [gesitliche] Stärke und andere vortreffliche Gaben einer Seele, die mit dieser Gande ausgestattet ist. Ich bat um dieses Gut (das ich nun liebte) für alle Menschen, da es mit seiner Gnade doch so leicht im Leben verwirklich werden kann. Dies erschien mir der Weg dahin zu sein: Zuerst sollte sie es erkennen, dann darnach verlangen und ein wenig Mühe dafür auf sich nehmen, und Gott würde alles Übrige tun. Ich nahm mir vor, den Weg selbst zu gehen und ihn dann die anderen durch das Beispiel zu lehren und ihn denen mitzuteilen, die auf andere Weise nicht darum wissen; mir kam vor, ich könnte dadurch viel Gutes tun. Jesus gewähre es. Ich will mein Bestes tun.

Ich bat um die Bekehrung einer alten französischen Dame, die hartnäckig war und nahe daran, ihr Heil zu verlieren. Ich zeigte ihm die Qualen, die ich kürzlich gesehen hatte. Voll Mitleid flehte ich ihn an, sie möchte nicht für immer dorthin kommen. Ich versprach, mir nichts zuzuschreiben, falls die Bitte gewährt werde. Er, von dem alles kommt, sollte alles haben.

Die Stunde war vorüber."