Das Unbekannte umarmen: Mary-Ward-Tag 2022

Der 30. Januar ist der Todestag Mary Wards und ihr offizieller Gedanktag. Zugleich bildet er den Abschluss der Mary-Ward-Woche.

Wie Mary Ward kennen auch wir die Herausforderung, dass uns auf unserem Lebensweg immer wieder unbekannte Erfahrungen und auch Hürden begegnen. Wie ist Mary Ward damit umgegangen und wie Teresa Ball, die vor 200 Jahren den irischen Zwei unseres Instituts, das IBVM, gegründet hat? Wie können wir damit umgehen?

Eine unserer Mitschwestern von den Loretoschwestern aus Spanien hat sich dazu Gedanken gemacht und berichtet von ihrer eigenen Erfahrung.

Ein Impuls, der uns auch über die Mary-Ward-Woche hinaus begleiten kann.

Wir wünschen allen Leser:innen einen gesegneten Mary-Ward-Tag!

 

 

"Die göttliche Liebe gleicht einem Feuer, das sich nicht einschließen lässt, denn es ist unmöglich, Gott zu lieben ohne sich zu bemühen, Seine Ehre auszubreiten."

(Mary Ward)

"Geh und entzünde die Welt mit dem Feuer der göttlichen Liebe."

(Teresa Ball)

Jene, die lieben und das Feuer der göttlichen Liebe in sich spüren, haben vor nichts Angst, weil sie wissen, dass sie in Gottes Händen sind. Je mehr wir in der Vertrautheit mit Gott wachsen, desto leichter fällt es uns, jede Form von Angst zu überwinden und offen zu sein für die Überraschungen des Geistes in unserem täglichen Leben. Dann können wir leicht auf die Bedürfnisse anderer eingehen.

Jesus spricht uns in den Evangelien oft zu: "Fürchtet euch nicht". Er weiß, dass das Leben und die Entscheidung, das eigene Leben sinnvoll zu leben, viele Schwierigkeiten, Herausforderungen und Ängste mit sich bringen kann.

Angst kann uns überwältigen, wenn wir mit dem Unbekannten konfrontiert werden, aber wir sind nicht allein. Gott ist ein liebender Vater, von dem wir glauben, dass er sich auch um die kleinsten seiner Geschöpfe kümmert. Und ganz gewiss wird er auch für uns, seine Kinder, sorgen.

Heute fordert Gott uns als Mitglieder des Instituts auf, einen weiteren Schritt zu tun, um das Feuer der Liebe nicht erlöschen zu lassen. In dieser Welt, in der wir inmitten einer Pandemie mit Massen von Migranten, wirtschaftlichem Chaos, Gleichgültigkeit und Individualismus, in einer verwundeten
Gesellschaft leben, müssen wir auf das Unbekannte reagieren, wie es Mary Ward und Teresa Ball getan haben. Indem wir auf die Realität unserer Zeit aufmerksam sind und uns da, wo wir leben, engagieren, können wir alle Ängste überwinden.

In unserer Pfarrei in Madrid betreuen eine andere Schwester und ich die Insassen des Immigrantengefängnisses (CIE) in der Nähe unseres Hauses. Dies ist der Ort für die am meisten
verstoßenen Menschen, deren einziges “Verbrechen” darin besteht, dass sie keine Papiere besitzen. Niemand ist aus diesem Grund illegal und ohne Würde. Deshalb sollte es diese
Zentren, in denen die Insassen weniger Menschenrechte haben als in Gefängnissen, nicht geben.

Wir gehen im Glauben und in der Hoffnung dort hin. Wir stellen uns dem Unbekannten, weil wir wissen, dass Gottes Liebe uns immer begleiten wird, wenn wir den Bedürftigsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft dienen.

Und ein Impuls zum Schluss: Die Worte dieses Liedes spiegeln meine derzeitigen Gefühle wieder:
"Es gibt noch so viele Füße zu waschen.
Es gibt noch so viel Dunkelheit zu erhellen,
so viele Ketten zu brechen,
Brot und Wein will ich sein."

Welche persönlichen oder institutionellen Schwierigkeiten hindern mich daran, die Herausforderungen anzunehmen, die der Geist heute von mir verlangt?

Gehe ich mit der Überzeugung in die Zukunft, dass die Liebe stärker ist als Ängste und andere Schwierigkeiten?

Sr. Louise Latin IBVM - Spanische Provinz