Impuls: Was uns trotzdem Hoffnung gibt

Kein Grund zur Resignation: Wir dürfen Gott glauben, dass am Ende alles gut wird

"Das bringt alles nichts. Ich schaffe das nicht. Das geht nur schief und macht bloß Ärger!" Manchmal scheint alles vergeblich. Wir mühen uns ab für eine gute Sache – und es bringt nichts.

Die Versuche, ein gutes Verhältnis mit den schwierigen Schwiegereltern zu bekommen, enden an der Kaffeetafel in verletztem Schweigen. Die Versuche, mit viel Sport abzunehmen, enden hungrig mit der Tafel Schokolade in der Hand am Küchenschrank. Der lange geplante Familienausflug entwickelt sich zur Dauerdiskussion mit den Kindern. Das spannende Projekt im Beruf wird zum Rohrkrepierer und kostet nur noch Nerven beim E-Mail-Beantworten. Manchmal, so scheint
es, ist alles vergeblich.

War denn alles umsonst? Aktuell leben wir in einer Welt, in der ich mir die "Vergeblich"-Fragen in sehr großen Dimensionen stelle. Politisch bin ich ein Kind des Abrüstens, des Mauerfalls, des geeinten Europas. Jetzt ist der Krieg wieder da, kommt der "Brexit", skandieren Nationalisten wieder Parolen und gewinnen auch noch Wahlen. War alles umsonst? Waren die Träume und Ideen, mit denen ich großgeworden bin, nur politische Seifenblasen? Und wie ist das mit der Kirche?

Seit 2000 Jahren gibt es sie, seit Jahrhunderten als feste Institution in Deutschland. Wie geht es mit ihr jetzt weiter? Der Missbrauch in der Kirche hat sie in ihren Grundfesten erschüttert – das finde ich notwendig und eher eine Ermutigung, die Kirche besser wieder aufzubauen. Hilflos macht mich die schweigende Abkehr – nicht ein diskutierender Atheismus, sondern eine schleichende Irrelevanz, ein "Nicht-mehr-Vorkommen".

War alles umsonst? Das fragen sich die Erzähler in der Bibel auch. Mit den Gemeinden in der Kirche geht es schon früh bergab, schnell gibt es erste ernste Probleme und alles Tun der Apostel scheint infrage zu stehen. Jesus geht noch weiter und kündigt Katastrophen an, Erdbeben, falsche Propheten (siehe das Evangelium weiter unten). Alles, was wir in der Kirche und auf der Welt aufgebaut haben, kann zerstört werden. Da ist die Bibel mal wieder unbestechlich ehrlich. Wenn
es ernst wird, bietet die Bibel keinen billigen Trost.

Wie gehe ich dann mit der Situation um? Ich arbeite in der Jugendarbeit. Soll ich das einfach frustriert bleibenlassen? Den Jugendlichen keine Hoffnung mehr machen, sie nicht mehr ermutigen, die Welt und sich selber zu verbessern? "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht", hat der große tschechische Reform-Politiker Václav Havel gesagt. Und Erich Fried hat in seinem Gedicht "Was es ist" auf die ganzen Einwände – es sei Unsinn, Unglück, Schmerz, aussichtslos, lächerlich,
leichtsinnig – festgestellt, dass es etwas gibt, das immer bleibt: die Liebe.

Was kann uns also in schwierigen Zeiten tragen, was gibt uns Hoffnung? Es ist das, was wir vielleicht vor dem Kind im Stall und bei jedem Neugeborenen spüren, voller Staunen und immer wieder als tiefes, eigenes Versprechen an uns selbst: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Solange wir Menschen lieben, wollen wir hoffen. Und solange wir aus Überzeugung, um eines großen Zieles willen etwa, um etwas hoffen, solange dürfen wir Gott glauben, dass am Ende doch alles gut wird.

Text: Sr. Birgit Stollhoff CJ

Evangelium LK 21,5-19

In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen

und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus:
Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt,
der nicht niedergerissen wird.
Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll?
Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach!
Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.
Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben.
Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.
Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen.
Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.
Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen;
denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.
Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten.
Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.
Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.
Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

Weitere geistliche Impulse