Nachträgliche Würdigung für Mater Margareta Maria Mohr

Das Bamberger Institut, wie es zu Beginn des 20. jahrhunderts aussah.
© Archiv der Congregatio Jesu

Sr. Margareta Mohr lebte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts im Institut in Bamberg und unterrichtete in der städtischen Volksschule St. Martin, die ganz in der Nähe der Kommunität gelegen ist. Aus der Chronik des Instituts ist bekannt: Mater Margareta Maria Mohr wurde im April 1932 als Volksschullehrerin in die städtische Volksschule St. Martin versetzt und ist bereits 1935 in die Missionsstation der Instituts nach Chile gereist.

Doch es gibt mehr über diese engagierte und couragierte Schwester zu sagen. Denn schon früh durchschaute sie die Natur des Nationalsozialismus und wies auf die drohenden Gefahren hin.

Der Historiker Michael Wolffsohn hat die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben. In seinem Buch Wir waren Glückskinder – trotz allem  berichtet er auch von der Kindheit seiner Mutter  Thea Saalheimer in Bamberg. Dabei findet auch die Volksschullehrerin Sr. Margareta Mohr Erwähnung. Sie warnte die jüdischen Schülerinnen und Schüler sehr früh vor dem, was sie befürchtete. Schon 1933 nahm sie ihre jüdischen Schüler beiseite und gab ihnen einen Rat. Wir danken Michael Wolffsohn dafür, dass wir den Ausschnitt aus seinem Buch hier veröffentlichen dürfen:

"Kinder, begann sie, es ist schlimm geworden in Deutschland, seitdem Hitler und die Nazis unser Land beherrschen. Ihr erlebt seit Monaten Tag für Tag, wie man mit euch Juden umgeht. Mit euch Kindern, euren Eltern und Großeltern. Ich sage euch: Es wird noch viel schlimmer werden. Auch für uns Katholiken wird es schlimm werden, denn Hitler und die Nazis hassen uns, weil wir nicht an Hitler glauben, sondern an Gott.

Hitler und die Nazis behaupten zwar, dass sie an Gott glauben, aber das ist gelogen. In Wahrheit hält Hitler sich für allmächtig und seine Anhänger verehren ihn wie einen Gott. Wo ein Verbrecher wie Hitler verehrt wird, gibt es keinen Platz für den richtigen Gott, den Gott der Christen und den der Juden der ja ein und derselbe ist. Wo für unseren lieben Gott kein Platz ist, da ist auch kein Platz für mich.

Bald beginnen die Osterferien. Wir werden uns danach nicht mehr sehen: Bitte, Bitte, sagt euren Eltern, dass sie mit euch das Land verlassen sollen, bevor es zu spät ist. Bevor die Nazis euch noch viel Schlimmeres antun als bisher schon. Denkt an die Pessachgeschichte aus der Bibel, denkt an den bösen Pharao, der die Juden hasste und sie schwer arbeiten und töten ließ. Adolf Hitler ist wie Pharao. Für uns ist in diesem Deutschland kein Platz mehr – und damit meine ich uns gläubige Katholiken und die Juden. Gott segne euch und verfluche Hitler und die Nazis. Gelobt sei Jesus Christus. In Ewigkeit. Amen."

Hinweis und Archivarbeit: Sr. Ulrike Dimler CJ