Ostern in der Slowakei

 

 

Traditionell verbringen die Novizinnen des europäischen Noviziates die Kar- und Ostertage in einer Kommunität irgendwo in Europa, um die Vielfalt unter den Mitschwestern und in der Art, Ostern zu feiern, zu erleben. Daher machten wir uns dieses Mal auf den Weg nach Banská Bystrica in die Zentralslowakei. 


Für Margaréta bedeutete dies ein "Heimspiel", da sie aus der Slowakei stammt und bereits für eines ihrer Experimente in der Kommunität in Banská gelebt hat. Allerdings konnte sie sich auch noch gut an die Osterfeierlichkeiten in ihrem ersten Noviziatsjahr erinnern, bei denen sie in Rumänien ebenfalls kein Wort verstand... und schaute mit einem leicht besorgten "große Schwestern"-Blick auf mich, die deutsche Novizin im ersten Jahr.
Angesichts ihrer Erzählungen vom letzten Jahr fuhr ich ohne große Erwartungen in die Slowakei, aber auch ohne große Sorgen. Ich wusste, dass zumindest einige der slowakischen Mitschwestern Deutsch oder Englisch können, ich mich im Notfall auf Margarétas Übersetzungen verlassen konnte und überhaupt, die Liturgie zumindest sollte ja - Weltkirche sei Dank - ohnehin ziemlich gleich sein, oder? Nun ja.

Ambivalenz in der Küche
 

 Selbstverständlich ist der Ablauf der Liturgien ähnlich und mithilfe gleich zweier Messbuch-Apps (auf slowakisch und deutsch) konnte ich sie auch zumindest halbwegs mitvollziehen. Aber ich kannte fast keine der Melodien, slowakische Gesangbücher haben keine Noten, und auch so manche Tradition sorgte für Überraschung bis Verwirrrung meinerseits. Beispielsweise fehlte mir die Kreuzverehrung in der Karfreitagsliturgie. Warum man Jesu Tod und leibliche Abwesenheit danach bis zur Osternacht in allen Kirchen ausgerechnet mit Ewiger Anbetung vor der Monstranz meditiert, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht so ganz. Der Prozession mit dem Allerheiligsten am Ende der Osternacht im Sinne eines "We're SO back!" kann ich hingegen durchaus etwas abgewinnen. 

Ein bisschen ambivalent stand ich auch den Kochaktionen gegenüber: es fühlte sich schon etwas seltsam an, am Karfreitag abends nach der Liturgie noch den Teig für einen Osterkranz anzusetzen und eigentlich auch den ganzen Karsamstag mit Dekorationen, Kochen und Backen zu verbringen. Das Ergebnis, die schiere Menge und Vielfalt an wirklich großartigem Essen, beeindruckt mich allerdings auch mit ein paar Tagen Abstand immer noch. Überhaupt bin ich sehr dankbar für die herzliche Gastfreundschaft der slowakischen Mitschwestern. Eine von ihnen brachte ihre Haltung ungefähr so auf den Punkt: "Natürlich bist du unser Gast. Aber eigentlich bist du hier eh auch zuhause!" - und das stimmt. 

Slowakische Oster-Traditionen machen nass


Margaréta und ich hatten die Möglichkeit, ein bisschen die herrliche Umgebung von Banská Bystrica zu erkunden, mit einer Mitschwester die wichtigsten touristischen Attraktionen zu besuchen (zum Beispiel einen Kaffee auf Burg Slovenská Ľupča zu trinken und zwei historisch besonders wertvolle Kirchen zu sehen) und waren gleichzeitig voll hineingenommen ins Leben der Kommunität. Das hieß, wir hatten auch unsere kleinen Aufgaben in der Vorbereitung der Feste, aßen und beteten mit den Mitschwestern und hatten zwischendurch jede Menge Möglichkeit zum Austausch. 
Darüber hinaus konnte ich eine slowakische Ostertradition kennenlernen: Jungen und junge Männer "überfallen" mit Wasser und Ruten (siehe Bild) junge Mädchen und Frauen. Je nachdem, wie ernst diese Überfälle genommen werden, muss man sich dann ein paar Mal am Tag neue trockene Klamotten anziehen... aber wir kamen glimpflich davon. 

Ostern in der Slowakei ist vor allem: Mehr


Am Ostersonntag Nachmittag taten wir das, was sich für eine Gemeinschaft nahelegt, deren Regeln explizit kein gemeinsames Chorgebet vorsehen: wir fuhren zu den "Experten" ins Benediktinerkloster Sampor, beteten die Vesper mit den Mönchen, ließen uns von der Kunst faszinieren und genossen die Natur. 
Kurz vor unserer Abfahrt am Ostermontag erreichte uns die Nachricht vom Tod des Papstes. In einer Einigkeit, die keiner großen Worte bedurfte, gingen wir in die Kapelle, beteten gemeinsam Psalm 130 für ihn, und feierten dennoch weiter Ostern, in der geteilten Auffassung, dass das vermutlich das wäre, was er wollte. 

Und Ostern feiern in der Slowakei ist insgesamt von allem ein bisschen mehr: mehr Anbetung, (viel!) mehr Essen und Trinken und Gemeinschaft. Ich bin den slowakischen Mitschwestern sehr dankbar für ihre Herzlichkeit und Margaréta ist ein bisschen stolz auf die Mitschwestern ihrer Heimatprovinz. 

In diesem Sinne wünschen wir allen weiterhin eine frohe und gesegnete Osterzeit!

 Text und Bilder: Sr. Salome Fränzle