Was passiert, wenn eine Schwester pflegebedürftig wird?

Der 12. Mai ist der internationale Tag der Pflege, ein Gedenktag, der vor 60 Jahren von einem Zusammenschluss von 130 Pflegeorganisationen ins Leben gerufen worden war. Das Datum wurde gewählt, weil an diesem Tag Florence Nightingale Geburtstag hatte, eine britische Krankenschwester, die als Pionierin der modernen Pflege gilt.
Pflege ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt: Der demografische Wandel ist eine große Herausforderung für Politik und Gesellschaft: In Deutschland galten 2023 5,7 Millionen Menschen als pflegebedürftig. Und durch die steigende Lebenserwartung und die Alterung der Gesellschaft steigt die Zahl der Menschen, die ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können, weiter.
Genauso beschäftigt das Thema Pflege aber auch Ordensgemeinschaften wie die Congregatio Jesu. Dennoch gibt es in Ordensgemeinschaften beim Thema „Pflege“ einige Besonderheiten, die berücksichtigt werden müssen:
So gibt es für Ordensleute beispielsweise keinen festen Zeitpunkt, an dem jemand in den Ruhestand geht. Auch nach Erreichen des Rentenalters übernehmen die Schwestern der CJ noch vielfältige Aufgaben, die sie je nach ihrer Leistungsfähigkeit ausüben: Sie besetzen die Pforten ihrer Gemeinschaft, sie kümmern sich um die Ordnung im Speisesaal, um den Garten oder erledigen einen anderen der (fast) unzähligen Dienste, die in der Gemeinschaft nötig sind. Der Orden sieht sich als Familie, in der die einzelnen Mitglieder die Aufgaben übernehmen, zu denen sie fähig sind. Häufig sind sie auch noch ehrenamtlich in sozialen Diensten wie Besuchsdiensten, Deutschunterricht für Geflüchtete usw. tätig.
Dennoch kommt für einige Schwestern der Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu versorgen. Manche werden dement, andere werden aufgrund einer oder mehrerer Erkrankungen pflegebedürftig. In früheren Zeiten war es häufig möglich, auch Schwestern mit Pflegebedarf in den Häusern und Kommunitäten zu versorgen. Doch das Generationenprinzip ist nur noch bedingt anwendbar, wenn immer mehr alte und pflegebedürftige Schwestern immer weniger jungen Schwestern gegenüberstehen.
Einige Orden, insbesondere diejenigen, die schon von Anfang an die Pflege in den Mittelpunkt ihrer Werke gestellt hatten, eröffnen eigene Pflegeheime, in denen sie mithilfe von Angestellten ihre älteren Mitschwestern betreuen. Die Congregatio Jesu hat sich in den letzten Jahren für einen anderen Weg entschieden: Wenn Schwestern nicht mehr gut alleine zurechtkommen und auch ihre Mitschwestern nicht mehr ausreichend aushelfen können, gibt es für die Schwestern in der Mitteleuropäischen Provinz mehrere Pflegeheime, in denen sie einen Platz finden können.
Diese sind aber keine „normalen“ Pflegeheime, sondern sie wurden sorgfältig ausgewählt, um den Bedürfnissen der Schwestern für ein spirituelles und gemeinschaftliches Leben, gerecht zu werden. Alle Pflegeheime, in denen Plätze für Schwestern der CJ reserviert sind, haben einen kirchlichen Träger. Und in all diesen Heimen können die Schwestern ihre Spiritualität und ihr gemeinschaftliches Leben kontinuierlich weiterleben. Jedes dieser Heime ist einer regulären Kommunität zugeordnet, so dass die Bewohnerinnen nicht nur eine verantwortliche Oberin haben, die sich um die administrativen Dinge kümmert und dafür sorgt, dass sie gut versorgt sind; auch die spirituelle Verbindung zur Gemeinschaft ist so gegeben – und der ständige Kontakt zu den Mitschwestern.
In den nächsten Wochen stellen wir die Pflegeheime vor, in denen Schwestern der Mitteleuropäischen Provinz der CJ leben – denn die unterscheiden sich durchaus voneinander: In einem gibt es eine Menge (nicht so richtig) wilder Tiere, in einem anderen die schönste Aussicht und in einem dritten ein eigenes Stockwerk nur für die Schwestern.
Text und Foto: Christina Waechter