Reise nach Sibirien

Überlebenskampf in den Dörfern

Sr. Elisabeth Kampe CJ besucht die Mitschwestern in Sibirien - Hier ihr Bericht

Rom. Ende Mai 2016 war ich für eine Woche in Sibirien / Russland, um die Arbeit unserer Mitschwestern dort kennenzulernen. Sr. Frantiska Sedlakova CJ, unsere Sekretärin hier im Generalat, ist mitgefahren um zu übersetzen. Zurzeit sind drei Mitschwestern aus der Slowakischen Provinz dort. Sr. Anezka ist in Tjumen und die Schwestern Eva und Petronela sind in Kuibyschew. Sie alle arbeiten in der Pfarrseelsorge.

Die Kirche in Kuibyshev. Foto: Sr. Elisabeth Kampe CJ

Seit dem Fall des Kommunismus ist es dem Vatikan gelungen, in Russland vier Bistümer zu errichten: die Bistümer Moskau, Saratov, Novosibirsk und Irkutsk. Unsere Schwestern arbeiten im Bistum Novosibirsk, das ungefähr doppelt so groß wie Deutschland ist. Es gibt dort circa 40 Pfarreien, 50 Priester und 65 Ordensschwestern aus 19 unterschiedlichen Gemeinschaften. Zu jeder Pfarrei gehören noch etwa 20 bis 30 Außenstationen, die zum Teil 300 Kilometer entfernt liegen. In den vielen kleinen Dörfern leben noch vereinzelt die Nachfahren der Wolgadeutschen, die Ende des Zweiten Weltkrieges nach Sibirien und Zentralasien deportiert wurden. Sie haben ihre deutsche Sprache und den Glauben bis heute bewahrt.

Agape nach dem Sonntagsgottesdienst in Tjumen. Foto: Sr. Elisabeth Kampe CJ

In den Städten sind es vielfach Erwachsene, die sich der Katholischen Kirche anschließen wollen. Es sind Menschen, die Fragen haben, Sehnsucht nach mehr und die Gemeinschaft suchen. Unsere Mitschwestern engagieren sich in der Vorbereitung für die Taufe, für die Erstkommunion und für die Firmung. Sie fahren zusammen mit dem Priester in die kleinen Dörfer, um die wenigen Christen, die dort leben, zu besuchen und in den Häusern oder Wohnungen zusammen mit ihnen Eucharistie zu feiern wie in Kurgan oder Vengerova. Und sie engagieren sich auch für die vielen Armen. In Kuibyschew bieten Sr. Eva und Petronella jeden Dienstag und Donnerstag ein warmes Essen für die Obdachlosen an und geben auch medizinische Hilfe, wenn notwendig. 

Agape nach dem Sonntagsgottesdienst in Vegerova. Foto: Sr. Elisabeth Kampe CJ

In Tjumen ist die Pfarrei innerhalb von 15 Jahren von 20 auf 300 Gläubige gewachsen. Alle kennen sich untereinander. Etwa ein Drittel der Gläubigen kommt regelmäßig zur Kirche. Wenn einer lange fehlt, wird es wahrgenommen und es wird nachgefragt. Die Arbeit ist mühsam. Die langen Jahre des Kommunismus, in denen Religion keinen Platz hatte, wirkt noch nach.

Ein besonderes Erlebnis war die Fahrt mit der Trassibirischen Eisenbahn in zwei Etappen von Tjumen nach Barabinsk und dann nach Novosibirsk. Unglaublich: 1000 Kilometer und die Landschaft ist immer gleich: Birken, Wiesen, Sumpfgebiete, vereinzelt Felder, kleine Dörfer und hin und wieder eine große Stadt. In den Aufbau der großen Städte wird investiert. Es werden Straßen und Bürgersteige gebaut, Sporteinrichtungen, Vergnügungsparks. Die Menschen auf den Dörfern dagegen müssen ums Überleben kämpfen. Grotesk war, dass eine alte Frau in einem halb verfallenen Haus uns einen Brief zeigte, den Waldimir Putin ihr geschrieben hatte. Anlass für den Glückwunsch war die Erinnerung an den großen Sieg Russlands am Ende des zweiten Weltkrieges. Text und Bilder: Sr. Elisabeth Kampe CJ

Sr. Petronela und Sr. Eva mit Pfarrer Seiffert in Kuibyshev. Foto: Sr. Elisabeth Kampe CJ