Aus den Archiven: Spannender historischer Fund

Unsere Archive bewahren viele wertvolle Gegenstände auf - und spannende Geschichte(n), die uns bis heute bewegen. Eine solche hat Sr. Dolores gefunden.

Als mit dem Jahr 1809 die allmähliche Auflösung des Hauses in München begann, wurde zuerst die Gruft unter der Kapelle geöffnet, worin seit mehr denn hundert Jahren die verstorbenen Institutsmitglieder bestattet worden waren. Sie wurde geräumt und die Leichen wurden auf den örtlichen Friedhof übergeführt.

Aus einem Brief nach Altötting:

Portrait der Oberstvorsteherin Fraziska von Hauser, auch "Hauserin" genannt.

Vorgestern (es war der 14. Sept. 1809) abends 9 Uhr wurden unsere Toten in der Gruft ausgegraben und auf den Gottesacker gebracht mit Ausnahme der Oberstvorsteherin Franziska von Hauser, welche seit 50 Jahren in der Gruft gelegen hat u. noch ganz unversehrt ist. Ihre Hände lagen kreuzweise übereinander, wie es bei Toten der Brauch ist. In der einen Hand hielt sie das Regelbuch, in der anderen das Kruzifi und zwar so fest, dass man Gewalt anwenden mußte, um ihr letzteres zu entreissen. Das Büchlein ist noch so schön, als ob es in einem Schrein aufs beste wäre aufbewahrt worden. Der Totengräber wandte alle Kraft auf, um den Leib zu brechen, aber umsonst. Gestern stand sie in der Ecke der Gruft so aufrecht da wie eine Wachskerze ...

Die Polizei wurde benachrichtigt und ein Polizeidiener als Wächter aufgestellt. Der Polizeidirektor war höchst überrascht und sagte, nie in seinem Leben habe er so etwas gesehen. Er ließ sie in einem Sarg legen und zur Nachtzeit allein in einem abgelegenen Teil des Gottesackers begraben.

Quelle: Pechmann, Geschichte des Engl Inst., München 1907, Seite 69