Zum Weltfrauentag: 25 Jahre Mary-Ward-Statue in Bamberg

Als Frau neue Wege gehen – dass das noch immer nicht für alle Frauen weltweit möglich ist, auch daran erinnert der Weltfrauentag, der immer am 8. März begangen wird.

Freundinnen und Freunde Mary Wards können an diesem Tag auf die Gründerin der Congregatio Jesu schauen und sich an ihrem Vorbild orientieren. Am Weltfrauentag vor 25 Jahren wurde das einmal mehr auch konkret sichtbar – bei der sogenannten „Hebefeier“, der Enthüllung einer neuen Statue Mary Wards in Bamberg. Aus Anlass dieses Jubiläums berichtet Sr. Beate Neuberth CJ, wie die Statue entstand und was sie ihr bedeutet.

„Ich kam 1994 nach Bamberg. Damals waren die Dachsanierungen unseres Gebäudekomplexes schon abgeschlossen, doch die Gerüste standen noch. Einige Zeit später, als sie endlich weggenommen wurden, ging ich durch den Innenhof, hob meinen Blick und schaute direkt auf eine leere Nische. Intuitiv sagte ich mir: Dort sollte eine Statue von Mary Ward stehen. Doch zunächst war das nur eine Idee.

Die Entstehung der Statue

Einige Zeit später waren wir bei einer Familie eingeladen, die schon lange mit der Congregatio Jesu verbunden war. Die Schwester des Hausherren und eine Nichte waren Ordensmitglieder, die Dame des Hauses hatte selbst als Kandidatin geprüft, ob sie zu einem Leben in unserer Gemeinschaft berufen sei. Beide arbeiteten seit vielen Jahren auch ehrenamtlich in unserem Obstgarten mit. Damals war Sr. Mechtild Meckl CJ Generaloberin und gerade zu Besuch in Bamberg. Bei unserem Treffen mit der Familie zeigte der Sohn – er ist Künstler – uns wunderschöne Tonbüsten, die er von seinen Eltern angefertigt hatte. Das gefiel uns außerordentlich und so entstand die Idee, dass Albert Ultsch die Statue anfertigen sollte.“

Gesagt – getan. Im Advent 1995 erhielten die Schwestern die ersten Entwürfe und hatten nur geringfügige Änderungswünsche. So konnte schon bald mit der Arbeit begonnen werden. Und im März 1996 war die Statue dann fertig: Eine Mary-Ward-Darstellung aus Bronze, 120 Zentimeter hoch und 70 Kilo schwer. Eine weitere Besonderheit: Die Congregatio Jesu musste nicht für die Kosten aufkommen, diese wurden von einem Spender übernommen.

Was mir besonders gefällt

„Es ist schön, dass es inzwischen mehrere Mary-Ward-Plastiken gibt“, sagt Sr. Beate. „Sicher ist es verständlich, dass mir die Bamberger Mary Ward besonders gut gefällt. Für mich zeigt keine andere Darstellung so eindrücklich sowohl ein Stück ihres Lebens als auch ihrer Spiritualität.“ Mary Ward wird hier als Pilgerin mit Stab dargestellt. „Doch Pilgerin allein können viele heilige Frauen und Ordensfrauen sein. Doch hier sieht man noch mehr.“ Sr. Beate erinnert sich an die Reaktion eines Grundschülers, als dieser die Statue zum ersten Mal sah: „Sie war viel unterwegs und hat Gott gerngehabt“, sagte der Junge über die dargestellte Mary Ward.

„Genial ist dieser Fuß, der aus der Nische herausragt“, drückt Sr. Beate aus, was sie daran fasziniert. „Diese Geste macht deutlich: Sie war unterwegs – ganz real: Man hat nachgerechnet, fast 15.000 Kilometer hat sie in ihrem Leben zurückgelegt. Sie war aber auch geistlich und spirituell unterwegs. Dieser Schritt aus der Nische steht für mich auch dafür, dass Mary Ward spürte, dass sie zu einer neuen Lebensform berufen ist und trotzdem Ordensfrau sein kann. Für uns heute kann das ein Vorbild auch für unseren Alltag sein: Sie tritt heraus aus ihrer Nische, hat aber keine Angst vor dem Absturz.“

Ein weiteres Detail der Darstellung ist der nach oben gerichtete Blick. Für Sr. Beate Neuberth steht er dafür, dass Mary Ward fest in der Realität verwurzelt war und gleichzeitig immer dem Himmel zugewandt.

Und dann ist da noch die Muschel in der Wandnische: Viele Betrachter:innen denken gleich an den Jakobsweg und die Muschel als Symbol für das Pilgern. Doch vom Künstler geschaffen ist sie nicht – sie war schon da, in der Wandnische und unterstützt die Aussagekraft der Statue.

Ausrichten auf Christus

Auf der Herzensseite schließlich trägt die Darstellung der Mary Ward in Bamberg die Buchstaben IHS, die Kurzfassung des Namens Jesus. „Wie die Jesuiten sagt dieses Zeichen auch uns: Wir haben Jesus zum Begleiter“, erklärt Sr. Beate Neuberth CJ. Ihr selbst sagen die Buchstaben im Strahlenkranz und die Hand Mary Wards, die darauf zeigt, noch mehr. „Mary Ward war so tief mit Gott verbunden, dass sie alle Ungerechtigkeiten ertragen konnte und trotzdem dabei bleib, der Kirche treu blieb. Sie sagte: 'Geh nah zu IHM hin', also: Geh nach zu Christus hin. Und das merke ich immer wieder und gerade in der aktuellen Situation von Gesellschaft und auch Kirche: Glaube und Vertrauen auf Christus sind wirklich eine Lebenshilfe.“

Diese Orientierung auf Christus hin, die immer wieder neue Ausrichtung auf seinen Willen, sein Vorbild, sein Leben ist Sr. Beate wichtig. „Gerade dieses IHS auf der Herzseite ist mir in den vielen Jahren, in denen ich auf diese Statue schauen kann, immer wichtiger geworden. Diese Verbindung ist für mich das Wesentliche in unserem Christsein, dass wir uns nach IHM ausrichten.

Und wenn ich bei Kirchenführungen die BesucherInnen mit hinaus in den Innenhof nehme und ihnen die Statue zeige, dann zeige ich auch immer ein Stück meines Lebens.“

Mut, Entschlossenheit und Gottvertrauen

Bildhauer Albert Ultsch über Mary Ward und die Entstehung der Statue

Für mich ist diese fast 450 Jahre alte Frau so jung und zeitlos geblieben, dass sie noch heute für unsere Gesellschaft  Vorbild sein kann. In meinen Recherchen über diese Frau lernte ich sie näher kennen und meine Begeisterung zu ihr wuchs immer mehr.

Meine Faszination gilt der Frau, die durch Erziehung und schulische Ausbildung von Mädchen letztendlich die Frau in der Gesellschaft stärken wollte.  Dafür zeigte sie viel Mut und Entschlossenheit. Mit großem Gottvertrauen in ihrem Herzen und einem nie schwindenden Eifer schreckte sie nicht vor langen Strecken zu Fuß oder mit der Kutsche zurück, um ihr Anliegen durchzusetzen. Vision und Glaube haben sie zu einer Pilgerin in der Sache Jesu und zu einer Ausnahmeerscheinung geformt, nicht nur damals, sondern über alle Zeit.

Das Kennenlernen dieser Frau hat mir die Augen geöffnet. Wenn es um das Wohl des Menschen geht, gibt es keine Alternative. Durch Bildung wollte sie die Frau in der Familie und Gesellschaft stärken. Das Streben nach Gerechtigkeit und Gleichheit unter den Geschlechtern war für Mary Ward das Ziel ihres Lebens. Um dieses Ziel ringen wir heute auch.

Meine Plastik der Mary Ward spiegelt den Mut, die Entschlossenheit und das Gottvertrauen dieser Frau wider. Die Darstellung, mit dem Wanderstab in der Hand, in Bewegung und aus der Nische auf den Menschen zugehend, ist die plastische Wiedergabe ihres Lebensinhaltes zu uns im Heute.

Albert Ultsch, Bildhauer