Abschied und Aufbrüche

Die  Schwestern der Congregatio Jesu verlassen Schleusingen, doch das Leben im Geiste Mary Wards geht dort weiter

Zehn Jahre sind eine lange und gleichzeitig eine kurze Zeit, wenn sie gut gefüllt ist. Zehn Jahre lang gab es eine Kommunität der Congregatio Jesu in Erfurt und die Jahre waren sehr gut gefüllt. 2008 zogen drei Schwestern ins „Lutherland“, mitten im Bistum Erfurt: Sr. Christa Huber CJ, Sr. Gudula Bonell CJ und Sr. Gundhilde Mayerhöfer CJ betraten Neuland in der Diaspora. Als Sr. Christa 2013 nach Wien wechselte, kam Gefährtin Maria Singer zu der kleinen Gemeinschaft hinzu.

Doch nun verlassen die drei Frauen Schleusingen. Allerdings gehen sie nicht so ganz, denn in den vergangenen Jahren ist in der Region rund um die Kreisstadt Suhl ein vielfältiges religiöses Leben gewachsen. Zwei Mitglieder der Gemeinde haben die Ausbildung zum Diakonatshelfer und zur Diakonatshelferin gemacht und übernehmen in Zukunft einige Aufgaben. Uta Bussian wird einige Stunden in der Woche das Pfarrbüro besetzen – und im Geiste Mary Wards weiterwirken.

„Uta war eine der ersten, die zu unseren Meditationsabenden gekommen ist“, erinnert sich Sr. Gudula Bonell CJ, die Oberin der Kommunität. „Wir hatten einen kleinen Vorbericht in die Zeitung gesetzt und dazugeschrieben, dass man nicht getauft sein muss, um teilzunehmen, sondern dass auch Neugierige willkommen sind.“ Aus der Neugier auf Meditation wurde Neugier auf den christlichen Glauben und 2014 ließ Frau Bussian sich taufen.

Mittlerweile gehört sie zum engen Kreis derjenigen, die das Gemeindeleben weiterführen werden. Auch für das Haus, in dem die drei „Englischen Fräulein“ gewohnt haben, gibt es neues Leben: Eine Schleusinger Familie mit drei kleinen Kindern hat dort ein neues Zuhause gefunden. „Wir freuen uns sehr, dass es hier so lebendig bleibt“, sagt Sr. Gudula.

„Auch wenn die Zeit in Thüringen nun endet, war die Kommunität in Schleusingen eine wichtige Zeit – für die Menschen in der Region und für die Congregatio Jesu“, sagt Sr. M. Sabine Adam CJ, Provinzialoberin der Mitteleuropäischen Provinz der CJ. „Unsere Schwestern waren wichtige Ansprechpartnerinnen für Menschen, die in schwierigen Zeiten nach Orientierung gesucht haben, waren Seelsorgerinnen, Zuhörerinnen, Helferinnen im besten Sinne des Wortes.“

Auch organisatorisch gab es in Schleusingen eine Neuerung für die Congregatio Jesu: Erstmals lebten Schwestern und eine Gefährtin in einer Kommunität zusammen. „Es freut mich, dass dieses Experiment sich so positiv entwickelt hat“, sagt Sr. Sabine Adam. Ebenso wie die Sendungen der drei Schwestern, die anfangs gemeinsam auf einer Stelle für eine Gemeindereferentin wirkten.

Mit der Zeit kamen weitere Aufgaben hinzu. Und so war Sr. Gundhilde vor allem als Seelsorgerin für Senioren im Einsatz, besuchte ältere Menschen zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen. Sr. Gudula wirkte als Krankenhausseelsorgerin im Klinikum in Suhl und Gefährtin Maria Singer leitete Meditations- und Kontemplationsangebote und gab Sprachunterricht für Geflüchtete.

Gemeinsam engagierten sich die drei in der Ökumene und in einem Bündnis für Toleranz, Menschenwürde und ein friedliches Miteinander in Schleusingen.

Exerzitiengäste waren im Haus der Congregatio Jesu ebenso willkommen wie Gesprächskreise und in dem schönen Kirchenraum wurden – in Ermangelung von Priestern – häufig Wort-Gottes-Feiern angeboten. „Wir haben hier einen sehr engagierten Organisten, so dass auch die Musik etwas Besonderes ist“, berichtet Sr. Gudula.

Ein Angebot, dass es auch weiterhin geben wird. Der Kontakt nach Schleusingen wird daher nicht abreißen, wenn die Schwestern und Gefährtin Maria Singer Ende September ausziehen. „Es ist schön zu sehen, dass wir mit unserer Präsenz einen Aufbruch und neues christliches Leben stärken konnten“, so Provinzialoberin Sr. Sabine Adam CJ.

Hier ein paar Impressionen vom Fest:

Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, hier mit Bischofssekretär Martin Hoffmeier im Bild feierte zusammen mit den Schwestern und vielen Gästen einen Abschiedsgottesdienst.

 

Diakonatshelfer Andreas Mastaler

 

Alphornbläser aus der Region Südthüringen spielen den Schwestern zum Abschied ein Ständchen.

 

Ein Nachtrag:

Auch der Altbürgermeister Klaus Brodführer verabschiedete die Schwestern – mit einem besonderen Lob.

In seiner Rede sagte er, dass ihm die durch und durch demokratische Gesinnung der Schwestern imponiert habe, ob es darum gegangen sei, gegen rechte Strömungen hinzustehen oder darum, dass Wahlhelfer gesucht würden und Sr. Gudula sich gemeldet habe. Das habe er noch nie bei einer Ordensschwester erlebt. Sr. Gudula habe auch die Ökumene öffentlich sichtbar gemacht, aus der Kirche auf den Marktplatz geholt. Auch das hat es vorher nicht gegeben. Die Schwestern hätten die Belange der Stadt interessiert und sie wären klar in ihrer Ausrichtung gewesen.

Fotos: Sr. Ursula Dirmeier CJ