100 Jahre Sr. Christofera Lauter CJ

Bestens gelaunt blickt Sr. M. Christofera auf 100 Jahre zurück.

Vor einem Monat feierte die Congregatio Jesu - Mitteleuropäische Provinz einen ganz besonderen Geburtstag:  den 100. Geburtstag ihrer ältesten Mitschwester. Sr. Maria Christofera Lauter.

In diese 100 Jahren hat Sr. Christofera eine Menge Leben hineingepackt. Geboren wurde sie in eine bunte, ökumenische, aber wenig gläubige Familie am Rhein. Erst in der Schule kam Sigrid (so ihr Taufnahme) zum ersten Mal so richtig mit dem katholischen Glauben in Kontakt.

Eines Morgens war ihre Schwester Waltraud versehentlich zu früh in die Schule gegangen. Da es sehr kalt war, fror sie und durfte deshalb ausnahmsweise beim katholischen Unterricht hinten im Klassenraum sitzen. Was sie dort hörte, begeisterte sie so sehr, dass sie blieb - und zuhause ihrer Schwester beibrachte. Von da an gaben sich die beiden Schwestern gegenseitig Religionsunterricht. Sigrid wollte alles wissen: „Ich wollte wissen, wie Gott aussieht! Und  woher die Schwestern und Pfarrer das wussten und überhaupt – einfach alles!“

Drei Jahre Pforte als Prüfung

Die Begeisterung für den katholischen Glauben überdauerte die Schulzeit und 1951 wollte sie in Mainz in den Orden der Congregatio Jesu eintreten.

Doch erst einmal kam sie an die Pforte. Da sie Konvertitin war, musste sie drei Jahre warten, bevor sie ins Noviziat eintreten durfte. Die Schwestern befürchteten, ihre Berufung könne nur ein kurzer Impuls sein, ähnlich einem Strohfeuer. Doch Sigrid hielt durch und drei Jahre später, am 2. Juli 1954 trat sie in den Orden ein. Ihr Noviziat machte sie gemeinsam mit Sr. Corona, die heute immer noch in Mainz wohnt. Ihren Ordensnamen konnte sich Sr. Christofera nicht selbst aussuchen. „Eigentlich wollte ich Tarcisia heißen, nach dem kleinen Bub, der im Gefängnis die Kommunion ausgeteilt hatte. Aber den Namen gab es im Orden schon.“ Also wählte ihre Oberin den Namen Maria Christofera für sie aus – die Christusträgerin.

Als man sie fragte, ob sie Lehrerin werden wolle, lehnte sie entschieden ab. „Mich als Schülerin zu haben, muss schlimm gewesen sein. Mir tun meine damaligen Lehrerinnen heute noch leid. Und die Vorstellung, dass ich dann solchen Schülerinnen wie mir etwas beibringen muss, war überhaupt nicht schön.“

Kurz vor ihrem Eintritt in den Orden hatten die Schwestern der Provinz Mainz ein Versprechen eingelöst, das sie während des zweiten Weltkriegs gegeben hatten: Wenn sie den Krieg unbeschadet überstehen könnten, würden sie Schwestern nach Afrika senden. Als man Sr. Christofera vorsichtig anbot, dorthin zu gehen, war das das Beste, was ihr passieren konnte. Schon als Kind war Afrika ein unerreichbar scheinendes Traumziel für sie gewesen. Und jetzt wurde dieser Traum Realität: „Da habe ich gestrahlt wie ein frisch geputzter Wassereimer!“

Einmal und nie wieder

Die Reise gestaltete sich dann mehr als abenteuerlich. Das ursprünglich gebuchte Schiff war im Suezkanal untergegangen und der bis auf weiteres nicht schiffbar.  So brachen sie mit einem italienischen Schiff von Venedig aus auf – und fuhren einmal rund ums Horn von Afrika. Sr. Maria Christofera wurde schwer seekrank und beschloss unterwegs: Wenn sie wieder auf einem Schiff zurückmüsse, würde sie nie mehr nach Deutschland zurückkehren.

Die Reise zur Mission in Simbabwe (damals: Südrhodesien) erlebte Sr. Christofera zusammen mit ihrer Mitschwester und Oberin Sr. Paula, die nur ein halbes Jahr vor ihr die Profess abgelegt hatte. Dennoch waren die Hierarchien klar: „Wenn die Oberin etwas gesagt hat, dann konnte der Schnee verbrennen, dann hat man das gemacht. So war das damals.“  Fünf Jahre lang arbeiteten die beiden zusammen, absolvierten in der Hauptstadt Harare die vierjährige Krankenpflegeausbildung, später folgte für Sr. Christofera noch die Ausbildung zur Hebamme.

 Vom Ein-Zimmer-Krankenhaus zum modernen OP

Die Mission der CJ-Schwestern in Simbabwe war schon in den Anfangszeiten vielfältig:  Zunächst arbeiteten sie mit den Bethlehemiten-Missionaren in Serima und Zaka als Krankenschwestern, Lehrerinnen und in der Gemeindepastoral.

Ab 1968 konnten die Schwestern in Zusammenarbeit mit den Jesuiten in der Nähe der Hauptstadt Harare ein Schwesternhaus, sowie ein Internat für Mädchen bauen, wo jungen Afrikanerinnen erstmals die Möglichkeit offen stand, die Hochschulreife zu erlangen.

Sr. Christofera arbeitete in der Krankenpflege – zunächst unter erschwerten Bedingungen: „Unser erstes Krankenhaus war winzig – kaum größer als das Zimmer, das ich heute im Pflegeheim bewohne.“ Daher fanden die meisten Behandlungen im Freien statt.  Später errichteten Schweizer Padres ein modernes Krankenhaus mit zwei OP-Sälen, zwei Kreißsälen und einem Ärzteteam. Sr. Christofera und andere Schwestern der CJ leiteten bald die "St. Joseph's Clinic", eine Station für ambulante Krankenpflege für die Armen des Umlands. Das Krankenhaus wurde weit über die Grenzen der Provinz bekannt, besonders für die gute Geburtshilfe: "Unser Krankenhaus war berühmt dafür, dass dort Kinder das Licht der Welt erblickten, die es sonst nicht geschafft hätten."

Erst nach zehn Jahren erhielt sie ihren ersten Heimaturlaub. Und von all ihren Verwandten und Bekannten wurde sie gefragt, wie sie diese lange Zeit ausgehalten habe und wie groß ihr Heimweh gewesen sei. „Aber echtes Heimweh habe ich erst kennengelernt, als ich nach vierzig Jahren endgültig nach Deutschland zurückkehren musste.“ Das Klima, das manchen Mitschwestern sehr zu schaffen machte, war Sr. Christofera gerade angenehm. Sie litt nie an Tropenkrankheiten und erlebte ihr Leben in der Mission als privilegiert, denn sie hatten alles, was sie zum Leben brauchten - anders als viele Patientinnen und Patienten, die sie im Laufe der Jahrzehnte behandelte.

Nach 40 Jahren in Simbabwe kehrte Sr. Christofera schweren Herzens nach Deutschland zurück. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie zunächst in Mainz als Krankenschwester und engagierte sich später in Pasing im Altenverein der Gemeinde. Schließlich führte ihr Weg sie ins Pflegeheim St. Josef. Dort lebt sie heute und genießt besonders ihre Besuche im Botanischen Garten, für den sie eine Dauerkarte besitzt – und einen wunderschönen Sonnenhut, der offenbar das Wetter beeinflussen kann: Hat sie den Hut dabei, regnet es zuverlässig. Vergisst sie ihn, scheint dagegen garantiert die Sonne. 

 Text: Christina Waechter 

Blick ins Fotoalbum..

So arbeiten Schwestern der CJ heute in Simbabwe