175 Jahre Maria-Ward-Schwestern in Neuburg

175 Jahre. So lange gibt es Maria-Ward-Schwestern in Neuburg; so lange gibt es Schulen und Einrichtungen der Schwestern in der Donaustadt. In einer liturgischen Feier gedachten die Schwestern ihrer mutigen Vorgängerinnen.

Sr. Beatrix Meissner CJ leitete die Feier, zu deren bewegenden Momenten das Hereintragen der Totentafeln mit den Namen der Schwestern, die in Neuburg gelebt und gewirkt haben. Diese Tafeln lehnten dann während des Gottesdienstes am Altar. Zudem dankten die heutigen Neuburgerinnen den vor ihnen dort tätigen Schwestern mit Worten Mary Wards, einem Dankgebet und dem beispielhaften lauten Nennen von je fünf Namen pro Tafel. So hieß es dort zum Beispiel:

"Gott hat für alles seine Zeit. Ich hoffe, Gott, dessen heiliger Wille immer geschehen möge, werde sein Eigen beschützen." (Mary Ward)

Guter Gott wir danken dir für unsere Mitschwestern, die im Vertrauen auf Dich in unserem Institut im Sinne unserer verehrungswürdigen Mary Ward zu deiner größeren Ehre und zum Heil für die Menschen gelebt und gewirkt habe. Jesus, sage Amen.

Rückblick in die Geschichte:

Der Anfang in Neuburg war schwer: Nach der Säkularisation (1627) wollten einige Stadtväter die Erziehung der weiblichen Jugend wieder in den Händen von Ordensfrauen wissen. Nachdem die Ursulinen 1811 die Stadt verlassen mussten, plädierten Magistrat und Schulinspektion jedoch dafür, die inzwischen weltlichen Lehrer zu behalten. 20 Jahre dauerte dieses Hin und Her, bis 1847 die Genehmigung für die "Englischen" durch die königlich-bayerische Regierung und das Ordinariat in Augsburg kam.

Am 12. November 1847 zog Oberin Adelheid Kuißl mit zwölf jungen Schwestern aus Augsburg, Mindelheim und München-Nymphenburg in Neuburg ein. Die Kapelle bestand aus einem Betstuhl, einem Tisch und einem an die Wand gepinnten Bild. Der Altar kam fünf Jahre später … Doch Eines war von Anfang an möglich - der Schulunterricht: "Zum Wohle der Jugend" waren die Schwestern gekommen, wie es in der Gelübde-Formel der Schwestern heißt. Diesen Auftrag vergaßen die Schwestern nie. Bereits fünf Tage nach ihrer Ankunft eröffneten sie die Volksschule, im Januar 1848 die "Höhere Töchterschule". Nach weiteren vier Jahren kam ein Waisenhaus hinzu: Immer auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: Wo ist die größte Not, was können wir noch mehr tun zum Wohle der Jugend?

Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Gemeinschaft 21 Schwestern und 300 Schülerinnen. Im Laufe der Jahrzehnte kamen eine Hauswirtschaftsschule, ein Pensionat und ein Kindergarten hinzu. Doch auch Zeiten des Weinens und der Klage sind in der Chronik verzeichnet: Verschiedene Seuchen und Krankheiten rafften zahlreiche Schwestern dahin. Während des deutsch-französischen Krieges 1870-71öffneten die Schwestern die Schule für die Unterbringung von Verwundeten. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde das Schulhaus vom Militär belegt. Die Nationalsozialisten belegten die Schwestern mit einem Lehrverbot. Einige Schwestern wurden ins Ausland oder in die Mission gesandt, andere arbeiteten in der Verwaltung und der Apotheke des Lazaretts, in Büros, in der Küche oder fertigten Kleider und Strickarbeiten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es erneut zahlreiche Veränderungen. Das II. Vatikanische Konzil rief die Orden auf, ihr Gründungscharisma neu zu entdecken. So war es folgerichtig, nach Übergabe der Schule an die Diözese Augsburg den Schwerpunkt auf die Exerzitien und die Geistliche Begleitung im "Haus der Begegnung" an der Luisenhöhe zu legen.

Text und Foto: Sr. Monika Glockann CJ