"Den Kirchen wird eine große Kraft zugesprochen"
Das "Ökumenische Klimabündnis EINE ERDE" hat sich im April 2025 aus zwei Vorgängerorganisationen gegründet und bündelt Kompetenzen, um sich für Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und die sozial-ökologische Transformation einzusetzen. Es vernetzt kirchliche Organisationen und Einzelpersonen, die sich für eine gerechte Zukunft engagieren, und macht kirchliches Engagement in diesem Bereich sichtbarer. Auch die Congregatio Jesu, MItteleuropäische Provinz, ist dem Netzwerk beigetreten. Als Vertreterin wurde Sr. Nathalie Korf CJ gewählt, die schon in ihrer bisherigen Arbeit viel mit den Vorgänger-Organisationen zu tun hatte. Hier erzählt sie, wie die CJ von dem Bündnis profitieren kann - und warum Ordensgemeinschaften eine gefragte Expertise haben.

Sr. Nathalie, die MEP ist jetzt Teil des ökumenischen Netzwerks „Eine Erde“. Was ist das für eine Organisation?
„Eine Erde“ ist ein neues Netzwerk rund um die sozial-ökologische Transformation und Klimagerechtigkeit. Es ist aus zwei Vorgängerorganisationen entstanden, mit denen ich auch bisher viel und gut zusammengearbeitet habe: Das „Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit“ und der Ökumenische Prozess "Umkehr zum Leben" sind Anfang April in dem Ökumenischen Netzwerk „Eine Erde“ aufgegangen. Mir ist kein weiteres Netzwerk in diesem Bereich bekannt, das eine solche Kraft hat. Darin sind über 130 Mitglieder versammelt: Bistümer, Landeskirchen, Ordensgemeinschaften, Organisationen und Wohlfahrtsverbände. Diese Vielfalt und Kraft sind wirklich etwas Besonderes.

Was bedeutet das für die Arbeit der CJ? Gibt es da irgendwelche konkreten Auswirkungen auf den Alltag der Mitschwestern?
In erster Linie bedeutet das, dass wir von einer großen Kompetenz profitieren können. Zum einen sind bei dem Netzwerk vier Menschen fest angestellt, die richtig gute Arbeit machen. In meiner bisherigen Arbeit als Referentin für Nachhaltigkeit und schöpfungsverträgliche Pastoral im Bistum Limburg habe ich sehr von deren Arbeit profitiert. Zum anderen liegt im Wissen und in den Erfahrungen der einzelnen Netzwerkmitglieder ein großer Reichtum. Nachhaltigkeit ist ja ein sehr großes Feld – da kann sich niemand in allen Einzelthemen auskennen. Es gibt aber eine große Bereitschaft zum Austausch und Voneinander-Lernen. Der Newsletter von „Eine Erde“ zum Beispiel ist eine gute Quelle für Informationen und Anregungen, von denen künftig alle interessierte Mitschwestern profitieren können. Es gibt eigene Veranstaltungen von „Eine Erde“, wie z.B. Online-Informationsveranstaltungen mit Fachleuten zu einzelnen Themen, man erfährt von guten Veranstaltungen anderer und auch unsere Veranstaltungen können wir über das Netzwerk effektiver bewerben. Und dann ist es natürlich nach Außen gut, wenn sich Kirche bei diesem Thema mit einer starken, gemeinsamen, Stimme äußert. So werden wir mehr gehört als wenn wir uns als CJ einzeln äußern.
Für die Mitglieder des Netzwerks gibt es auch Arbeitsgruppen wie etwa eine Theologie-Gruppe, in der aktuelle schöpfungstheologische Themen diskutiert werden oder es gibt einen Online-Stammtisch für den Austausch untereinander. Alle Mitschwestern, die interessiert sind, können sich bei mir melden, dann leite ich die Informationen und den Newsletter von „Eine Erde“ gerne weiter. Mitschwestern können an den Veranstaltungen des Netzwerks teilnehmen- einige davon sind auch online - oder sich in einer der AG’s engagieren.

Gibt es auch etwas, was die CJ als Expertise bieten kann?
Es wird sich zeigen, was unser Beitrag im Netzwerk ist. Sicher können wir unsere Spiritualität, gerade auch unsere ignatianische Tradition, einbringen. Es besteht ein Wunsch nach mehr spirituellen Angeboten.
Der Schwerpunkt des Netzwerks „Eine Erde“ liegt in den nächsten drei Jahren beim Thema „Suffizienz“ Da geht es um die Frage nach dem „Genug“ und darum, was wir brauchen, um ein gutes und zufriedenes Leben zu führen – und was wir dafür alles nicht brauchen. Neulich hieß es bei einem Treffen, dass das doch ein Thema für Ordensleute sei und dass wir hier sicher unsere Erfahrungen einbringen können aus unserem Lebensstil mit einem gemeinschaftlichen und einfachen Leben. Ich fände es auf jeden Fall spannend, darüber ins Gespräch zu kommen – unter uns und mit Menschen aus dem Netzwerk.
Warum ist Kirche beim Thema Nachhaltigkeit so gefragt?
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder erlebt, dass etwa von Politikern und Wissenschaftlern den Kirchen eine große Kraft zugesprochen wird. Das ist jetzt zwar nicht meine persönliche Wahrnehmung, hat aber bestimmt in gewissem Sinne seine Berechtigung. Sie sagen: Ihr erreicht als vielleicht letzte gesellschaftliche Instanz ein breites Spektrum von Menschen, auch über Milieugrenzen hinweg. Von Wissenschaftlern habe ich schon öfters gehört: Wir publizieren seit Jahren Studien und Ergebnisse, aber solange es keinen Wandel in der inneren Haltung der Menschen gibt, können wir lange reden, denn erst, wenn Menschen ihre Einstellung ändern werden sie ihr Verhalten ändern. Ihr von der Kirche kennt euch doch mit Ethik und Moral und so aus.
Vielleicht kann uns dieses Zutrauen von außen ja dazu ermutigen, selber mehr an unsere Möglichkeiten zu glauben, als Kirche zum notwendigen Wandel beizutragen. Und wir Christ:innen können natürlich schonmal konsequent überall dort loslegen, wo wir konkrete Handlungsmöglichkeiten haben: vom individuellen Lebensstil bis zum gemeinschaftlichen Eintreten für Klimagerechtigkeit, wofür auch unsere internationalen Kontakte unheimlich wertvoll sind.

Hier finden Sie mehr Informationen zur Arbeit des "Ökumenischen Netzwerk EINE ERDE".
Hier finden Sie den Kalender zur Schöpfungszeit, die vom 1. September bis zum 4. Oktober dauert.





