Urlaub ohne Koffer
An einem Altöttinger Gasthaus steht der Name „Zeitsprung“ - mein Aufhänger für unsere fröhlichen, bewegenden, unbeschwerten, genießerischen und gelungenen Urlaubstage mit unseren Mitschwestern in Altötting.
Auf der Fahrt nach Altötting begleitete uns, Sr. Barbara Kusche CJ und mich, eine gute halbe Stunde lang ein Regenbogen als ein Zeichen, dass es eine sehr gute Idee ist mit den Schwestern in Altötting „Urlaub ohne Koffer“ zu machen. Unser Programm, das wir zusammen mit Sr. Gertrud Zenk CJ zusammengestellt hatten, war wieder vielfältig und ein toller „Zeitsprung“ in jeder Hinsicht:
Montag

Es begann mit einem Zeitsprung „Raus aus dem Alltag und hinein in die gemeinsamen Urlaubstage“, wenn auch noch etwas ungewohnt und holprig. Der Geist wurde angeregt, Über-Kreuz-Übungen gemacht nach LIMA-Methode, die Beweglichkeit geistig und körperlich herausgefordert und siehe da am Ende war fröhliche Leichtigkeit im Raum und unter uns zu spüren. Das hat ja schon mal gut angefangen. Eine gewisse Neugier auf MEHR hatte Sr. Gertrud Zenk CJ in uns geweckt.
Dann ging es weiter mit einem Jahrtausend-Zeitsprung auf die Burg nach Burghausen (1000-jähriges Jubiläum der Burg – 1025-2025). Die weltweit längstes Burganlage abzuschreiten war ein Genuss, denn das Wetter war herrlich und die Sonne zu uns freundlich. Außerdem konnten wir von der Burg einen Blick auf unser ehemaliges Institut (1683-2018) am Stadtplatz werfen – ein weiterer Zeitsprung, den so manche Mitschwester innerlich machte, dankbar, vielleicht auch etwas wehmütig. Fast am Ende der Burganlage angekommen, stärkten wir uns im Burg Café bei Kaffee und Kuchen und Sonnenschein im Freien sitzend, sogar eine kleine Herde von Ziegen schaute vorbei. Zuvor aber hatten wir noch einen kleinen Abstecher nach Raitenhalslach auf das wunderschön angelegte Klostergelände und die Klosterkirche St. Georg unternommen. Ein Zeitsprung in das rege Leben und Wirken von Zisterziensern bis 1803.
Dienstag
Es war einmal … so fing unser nächster Zeitsprung an und führte uns in die Welt eines Grimm‘schen Märchens „Das Wasser des Lebens“ und zugleich wurden wir alle in den Bann gezogen von der wunderbaren Märchenerzählerin Sr. Barbara Kusche CJ. Sie hatte es geschafft spannend vorzulesen, die Texte mit verschiedenen Klanginstrumenten zu untermalen und uns in unsere Kindheit zu versetzen oder so manche Mitschwestern in ihre damalige Tätigkeit mit den anvertrauten Kindern. Es war einfach herrlich die total konzentrierten Gesichter der Mitschwestern zu sehen. Sie waren in die Märchenwelt eingetaucht. Wunderbar! Mit der Auslegung des Märchens schaffte die Geschichte auch noch den Zeitsprung zurück zu uns selber und sagte uns zu, dass auch wir, jede von uns ein Königskind ist. So kann es weitergehen – mit königlichen Würden nun ausgestattet!

Der nächste Zeitsprung wurde uns dann bei einer wunderbaren und interessanten Brotverkostung von drei verschiedenen Brotsorten mit Sr. Beatrix Meißner CJ präsentiert.

Zwischen der ersten Erfahrung, wie Brot entstanden ist bis heute liegen ca. 22000 Jahre. Unglaublich, was Gott dem Menschen da Gutes zur Verfügung gestellt hat. Brot des Lebens, ein Lebens-Mittel, das bewusst verkostet ganz besonders schmackhaft ist und einlädt, dankbar für diese köstliche Gabe von Brot zu sein – noch dazu für über 3200 Sorten Brot allein in Deutschland! Wirklich unglaublich!
Mittwoch
Bei herrlichem Wetter ging es gleich nach dem Frühstück los nach Parzham an den Bruder Konrad Hof. Dort wurden wir schon erwartet von Herrn Sebastian Friedlsperger (Pastoralreferent i. R.), der uns vor Ort seine Beziehungen zu unserer Congregatio Jesu erzählte und uns ein kleines Programm erstellt hatte. Besonders beeindruckend waren der Film über den Hl. Bruder Konrad, sowie eine sehr bewegende Meditation in 5 Fenstern zu diesem Heiligen, verbunden mit dem Leben einer jeden Mitschwester in der Guten Stube des Bauernhauses des Hl. Bruder Konrads. Es wurde für uns alle ein ganz besonderer Zeitsprung, der immer noch nachwirkt.

Voll von so vielen tiefen Eindrücken fuhren wir weiter zum Mittagessen nach Bad Griesbach und genossen dort das schmackhafte und wunderbar angerichtete Essen. Wir fuhren weiter zur Wallfahrtskirche Sammarei und wurden mit einer Kirchenführung, ungeplant und geschenkt, durch die hochengagierte Mesnerin vor Ort reich beschenkt. Ihre Freude, uns von ihrer geliebten Kirche erzählen zu dürfen, drückte sich darin aus, dass jede von uns eine Quitte als Geschenk bekam und sie noch ein Gruppenfoto von uns für uns machte. Hochbeglückt fuhren wir nach Hause. Genug für heute – genug zum Verdauen. So ein toller Tag! Auch dieser Zeitsprung war gelungen und stimmte uns alle froh und glücklich!
Donnerstag
Die Fülle des Vortages war noch zu spüren, die Gesichter der Mitschwestern zufrieden. Leuchtende Augen und strahlende Gesichter begrüßten uns beim Frühstück. So ein toller Urlaub …
Sr. Gertrud Zenk CJ belebte uns mit ihrer LIMA-Methode erneut, Pfarrer Kneip mit Wasserkneipen stellte sich kurz vor, wieder wurden wir an Geist und Leib herausgefordert und in Kindertage oder in die Zeit der aktiven Arbeit mit Kindern zurückgeführt und erinnert an unbeschwertes frohes Miteinander. Seifenblasen-Blasen ist da das beste Mittel dazu und mit der Wassermusik von Händel wurde auch dieser Zeitsprung zu einem Hochgenuss.
Und so ging der Zeitsprung auf einem kleinen Pilgerweg der Hoffnung, des Herzens und der Sinne noch weiter zurück bis an die Quelle, die Wasser gibt und weiter fließt. (erste Station mit Sr. Gertrud Zenk CJ) Wie gut, dass die Quelle Wasser abgibt, dieses lebenswichtige Element der Natur, uns geschenkt zum Leben. Es dient zur Erfrischung, aber auch zur Reinigung (zweite Station mit Sr. Barbara Kusche CJ) und führte uns hin zur Tauferneuerung, die wir dann als Abschluss in der Kapelle in einer bewegenden kleinen Feier vollzogen. (dritte Station mit Sr. Beatrix Meißner CJ).
Rundum erneuert, innerlich belebt, im Geiste wach und voller neuer Lebensenergie, ganz und gar glücklich und zufrieden, so durften wir die Mitschwestern an diesem letzten Urlaubsabend im Innenhof erleben in der „Eisdiele des Klosters“.

Reich beschenkt fuhren auch wir drei wieder am Freitag nach Hause voller Freude und Dankbarkeit im Herzen. Solche Zeitsprünge bereichern den Alltag, hellen ihn auf, stärken die Gemeinschaft und lassen für ein paar Tage das Alltagsgeschehen vergessen, und was das Allerschönste ist, sie wirken nach! Gott sei Dank für diese gemeinsame Zeit!
Text: Sr. M. Beatrix Meißner CJ
Fotos: Sr. M. Beatrix Meißner CJ, Sr. M. Barbara Kusche CJ