Verborgene Schätze - Berichte einer Aus-Richtung, Teil 2
Die Schwesternbibliothek in Nymphenburg hatte ca. 25.000 Bände angesammelt. Nun musste sie geräumt werden. Bericht 2: Wohin mit allem? Sammelgebiete

Ein Teil der Bücher aus der geräumten Schwesternbibliothek wird weiterhin behalten und bis zur Einrichtung des Zentralarchivs in ehemaligen Mainzer Archivschränken und vielen Kisten gelagert.
Die Frage, wonach sich entscheidet, was bleibt, entscheidet die Sammlungskonzeption eines Archivs. Für eine solche sind Kriterien wichtig. Diese bestehen nicht im persönlichen Interesse der Archivbetreuer, sondern sie ergeben sich aus andersgearteten Gesichtspunkten. Für unser Archiv haben wir behalten:
- Bücher von vor 1900 (=Datierungskriterium: Archivgut „Altbestand“)
- Sammelgebiet Pädagogik (=kleine historische Sondersammlung 20. Jahrhundert)
- Sammelgebiet Psychologie (=kleine historische Sondersammlung 20. Jahrhundert)
- Mary Ward und Literatur von und über Mitschwestern und das Institut (=Sachkriterium)
- Gesamtsammlung „Ignatiana“ (=Sachkriterium)
- Sammelgebiet Frauenorden, Kirche & Frau (=Sachkriterium)
- Literatur für den Handapparat des Archivs, z.B. Nachschlagewerke
Das Archiv versteht sich als Ort der Forschung zur Geschichte des Instituts mit seiner Stellung in der Kirchen- und Gesellschaftsgeschichte, mit seiner Verbindung mit der Gesellschaft Jesu und, nicht zuletzt, seiner vielfältigen Wirksamkeit. Danach wurden die zu bewahrenden Bestände bestimmt. Es ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Aber dieser ist sehr gezielt herausgesucht.
Viele unserer Schwestern haben nicht selbst Bücher geschrieben, aber sie haben gelesen. Man „erfasst“ das Interesse und den Horizont, soweit sie Bücher betreffen, nur über die Lesetätigkeit, nicht als Autorinnenschaft. Der kleine Bestand „Pädagogik“ ist das, was die Mitschwestern darunter eingeordnet hatten. Das heißt, es ist nicht – wie z.B. bei den Ignatiana – ein von uns jetzt inhaltlich bestimmtes Sachkriterium, nach dem wir Bücher aus dem Gesamtbestand herausgepickt hätten, sondern er spiegelt ein Mind-Set aus der Gemeinschaft, die diese Bibliothek benutzt hat.
Einige wenige Individualbestände gehören – exemplarisch – aus demselben Grund ins Archiv: die Handbibliothek einer Hausschwester, die einer Korea-Missionarin, und Kunstbände unserer zwei Künstlerinnen (M. Donatilla von Eckart und M. Bernardine Weber). Abgesehen vom Altbestand war sehr wichtig, exemplarisch zu arbeiten, um den erforderlichen Raum eng begrenzt zu halten.
Alle anderen Bücher haben wir verteilen können. Etliche werden z.B. durch ein Antiquariat abgenommen, andere gezielt an Studierende gegeben, für Kirchenbesucher ausgelegt, in zahlreiche Büchermitnahme-Schränke Münchens gestellt und in ein Gebrauchtwarenkaufhaus gebracht. Zu entsorgen blieb relativ wenig.

Text und Bilder: Sr. Britta Müller-Schauenburg CJ